Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)

BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY

Darstellung des gefälligen Äußeren zu machen (Kat.­Nr.: 73, Kat.-Nr.: 72 und Abb. 26). Diese Bildnisse scheinen die Ausführungen von Elek Petrovics zu bestätigen: „Székelys Bildnisse stechen gerade durch die künstlerische Charakterisierung hervor, sie sind weit entfernt von fotografischen Diensten und auch von allen nach Effekten haschenden Äußerlichkeiten ,.." 94 Besonders wichtig wird dies bei offiziellen Aufträgen, wo das Bemühen des Künstlers, die Charakterdarstellung zu betonen und gleichzeitig in jedem Charakter auch einen Typ darzustellen, gut zum Ausdruck kommt. In Verbindung mit der Typisierung schreibt János Dobai: „In seiner Bildnismalerei bietet er ebenfalls mehr als die getreue Wiedergabe der indi­viduellen Züge: seine Porträtmalerei zählt in unserer Malerei zu den vollständigsten, ideel eine geschlossene Einheit bildenden Galerien der Typen des 19. Jahrhunderts." 95 Betrachten wir die Bildnisse, die in öffentlichem Auftrag entstanden, sind diese Typen, die Bildnisse des Geschichtswissenschaftlers László Szalay, des Schriftstellers und Politikers Kálmán Tóth und des Historikers Mihály Horváth (Kat.-Nr.: 45, Kat.-Nr.: 46 und Abb. 27) gut auszumachen. Zu dieser Typen­Galerie gehört auch das repräsentative Bildnis des Bürgermeisters Rottenbiller, das Székely 1871 im Auftrag des Bürgermeisteramtes der Stadt Pest malte. Die Zahl der offiziellen Aufträge nahm um 1870 zu, ein Zeichen dafür, daß sich Székely in seinem Fach Rang und Namen verschafft hatte. 1869 malte er für das Komitat Csanád das repräsentative Ganzbild­Porträt von Ferenc Deák. 1872 erhielt er von der Kisfaludy-Gesellschaft den Auftrag, Bildnisse von Sándor Kisfaludy, Ferenc Toldy und Anasztáz Tomori zu malen." 0 Uns liegen auch schriftliche Angaben darüber vor, daß er für die Nationale Bildnisgalerie Porträts von János Arany und József Eötvös schuf. 97 Die Presse berichtete außerdem von einem Bildnis des Erzbischofs Béla Bartakovics, das Székely im Auftrag von Arnold Ipolyi malte. 98 Von den 1870er Jahren an, eher noch in der zwei­ten Hälfte des Jahrzehnts, zeigt sich eine Veränderung in der Porträtmalerei Székelys. Es scheint, als würde die Zahl der Aufträge zurückgehen, auf jeden Fall taucht aber ein anderer Bildnistyp auf. Diese Bilder entstehen nicht auf Bestellung, zumindest ist die Existenz eines Auftraggebers nicht unmittelbar nach­weisbar, und im Zusammenhang damit macht der Charakter der Bildnisse eine wesentliche Änderung durch. Die meisten Bilder sind intime weibliche Brustbilder, die sich auf das Antlitz konzentrieren. Häufig verbinden sie sich gar nicht mit einer konkreten Person. Ein Teil davon entsteht als Studie zu irgendeinem Genrebild oder einer anderen figür­lichen Komposition. Die Bilder stellen keine Damen in eleganter Kleidung dar, die eventuell aus einer hochrangigen Gesellschaftsschicht kommen oder als Familienangehörige zu einer Person hohen Standes gehören, sondern verdeutlichen unter Verwendung einer spezifischen Form der Typisierung Emotionen und seelische Zustände, die sich in den Frau­engesichtern widerspiegeln. Zu den charakteristischen Beispielen dieses Typs zählen die lyrisch gestimmten, melancholisch-gefühlvollen Bildnisse funge Frau mit gelöstem Haar und Fräulein Mesterházy aus den 1870er Jahren (Abb. 28 und 29). In ähnlicher Weise, zu Typen gestaltet, erscheint die auf romantische Gefühle konzentrierte Betrachtungsweise auf den Werken Bildnis einer jungen Frau (1857) von Hans Canon und Porträt einer unbekannten Dame (1853) von Thomas Couture (Abb. 30 und 31). Betrachten wir die ver­schiedenen Frauentypen, so läßt sich in der Malerei Székelys vermuten, daß das Entstehen der Bilder mit der sich Mitte der 1870er Jahre entfaltenden Genrebildmalerei zusammenhängt, von der zwei Hauptzüge unter dem Titel Das Leben einer Frau und Das Leben einer frivolen Frau bekannt sind. Auf den Bildern sehen wir nicht nur Frauenporträts, es werden vielmehr durch die Darstellung der Weiblichkeit par excellence die mit der Frau verbundenen Begriffe wie Andacht, Schönheit, Gefallsucht, Unschuld und Empfindlichkeit analysiert. Zum Studium der emo­tionellen Typen trugen zwei Modelle bei, die gefühl­volle dunkle Paula und die elegant-schöne rothaarige Rachel (Abb. 32). Vor allem auf einigen Bildvarianten von Paula erreicht die Idealisierung ein äußerst hohes Niveau, geht über die Gestaltung des Typs der gefühl­vollen Schönheit hinaus und erschließt bis zum letz­ten die Möglichkeiten der Romantik. Die gleiche Tendenz ist bei den Bildern der Nanna von Anselm Feuerbach zu beobachten, bei denen der Künstler, gestützt auf Vorbilder aus Klassik, Hochrenaissance und frühem Barock, bis zur Formulierung eines antiken weiblichen Idealtyps gelangt, der eine über der idealisierten heroischen Schönheit und den Gefühlen stehende Unvergänglichkeit suggeriert (Abb. 33). Mit diesem Typ der Bildnisse erreicht Székely die äußersten Grenzen der Idealisierung, und an dieser Stelle wird erst richtig verständlich, daß bei ihm die Idealisierung immer der Wiedergabe psychischer Werte diente. Dabei kam ihm seine romantische Veranlagung weitgehend entgegen, denn er besaß ein Maß seelischer Empfindsamkeit, das ihn dem Wesen des dargestellten Typs oder der dargestellten Person näherbrachte. Seit den 1870er Jahren entstanden auch immer mehr Bildnisse von Familienmitgliedern. Außer seiner Ehefrau malte er damals die Bildnisse von Ágoston Székely (Abb. 34.) und Árpád Székely, ebenso wie sich die frühesten Stücke seiner beiden Genrebildzyklen mit dem Familienleben, genauer gesagt mit der Familiengründung, befassen. Da sich die Kunstgattung der Bildnisse als fester Bestandteil durch das ganze Oeuvre Székelys zieht, zeigt sie sehr gut die Tendenzen, die dann in den letz­ten beiden Jahrzehnten seines Schaffens auch in anderen Kunstgattungen zum Tragen kommen. Gemeint ist die Neigung Székelys zu Experimenten, seine Aufgeschlossenheit für das Neue, was in Verbindung mit seiner Person weniger bekannt ist. Von den 1880er Jahren an erscheinen in seiner Bildnismalerei neue Gattungen, so z. B. das Gruppen-

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