Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)
BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY
für seine Konmpositionsmethoden war bei einem endgültigen Werk immer die Farbe, das Kolorit. „Wenn man vom Kolorit ausgeht, dann ist man bemüht, Gegenstände zu finden, deren Verwendung im Kolorit wirkungsvolle Dinge ermöglicht." 33 Die Kraft der Farben, die Wirkung und Stimmung erzeugen, spielt auf den Bildern eine grundlegende Rolle, ebenso wie die bewußte Verwendung des Lichtes. Beides zusammen ist ein außerordentlich wichtiges Mittel, um das Wesentliche hervorzuheben. So wird es möglich, daß der Leichnam des gefallenen Königs, obwohl er noch halb in der Erde liegt, durch das hell leuchtende Leichentuch zum betonten, aber nicht künstlich exponierten Teil der Komposition wird. Das ist der Mittelpunkt der Komposition, doch auch die im Vergleich zum gesamten Bildraum vergrößerten Gestalten, die den König umgeben, haben Anteil an der Aufmerksamkeit. Ihre Bewegungen und ihr Gesichtsausdruck vermitteln die Gefühle. Diese einheitliche, melancholische, lyrische Gefühlswirkung komprimiert die endgültige Aussage: den Schmerz angesichts des Todes, der - nach Székelys ästhetischer Auffassung - auch dann verständlich und emotionell begreifbar wird, wenn wir nicht wissen, daß es sich um König Ludwig II. handelt und daß es hier um das weitere Schicksal des ungarischen Volkes und der ungarischen Nation geht. Die vollkommene Einheit von Inhalt und Form trägt, ohne jede erklärende Geste und ohne jede künstliche Dramatik, Symbolwert. Das lyrische, sich auf die Gefühle konzentrierende Pathos der Kunst Székelys ist einer der wesentlichen Züge, die ihn von anderen ungarischen Historienmalern unterscheiden. Zugleich verbindet sich seine Kunst durch den erhabenen Ton seiner Bilder mit bestimmten Richtungen der zeitgenössischen europäischen Historienmalerei, was nicht bedeutet, daß er diese nachgeahmt hätte. Bei der Auswahl seiner Themen ließ er sich vom Historismus leiten, in der Kompositionsmethode richtete er sich nach den akademischen Regeln, und stimmungsmäßig, beim Gebrauch der malerischen Mittel bestimmte ihn die Romantik. Seine schöpferische Methode steht vielleicht den großen deutschen Meistern der Düsseldorfer Schule, K. F. Lessing und A. Rethel am nächsten. In der Literatur über Székely ist immer wieder von seiner Verehrung für den Künstler Rethel die Rede. Persönlich hat er ihn zwar nicht gekannt, Rethels Arbeiten sah er erstmals 1864, doch über Stiche war er schon 1855 mit seiner Kunst in Berührung gekommen. 34 Székelys Gemälde Die Auffindung des Leichnams von Ludwig II. (Kat.-Nr.: 27) brachte als erster Elek Petrovics mit den Bildern Rethels in Verbindung, vor allem erwähnte er die Kompositionen Auffindung der Leiche von Gustav Adolf und Die Leiche Friedrich Barbarossas wird aus dem Wasser des Kalykados (Saleph) geborgen als mögliche Vorbilder. 35 (Abb. 4). Petrovics betont - ebenso wie später János Dobai - vor allem die geistige Verwandtschaft zwischen Székely und Rethel. Diesen Feststellungen kann auch die heutige Forschung nicht viel mehr hinzufügen, da Székely von seinen ausländischen Zeitgenossen höchstens Elemente und Mosaikteilchen übernommen hat, die er dann in seinen eigenen Stil integrierte. 36 Und nur in diesem Sinne kann sein Gemälde Die Auffindung des Leichnams von Ludwig II. mit dem 1851 entstandenen Bild Den Grafen Egmont und Horn wird die letzte Ehre erwiesen von L. Gallait in Zusammenhang gebracht werden, also insbesondere wegen der warmen Farben und der betonten Verwendung des Lichts, wodurch sich die Werke des belgischen Malers übrigens von den Bildern der zuvor genannten deutschen Maler unterscheiden. 37 (Abb. 5). Em anderes wichtiges Werk aus Székelys Münchener Schaffensperiode ist das Gemälde Mihály Dobozi und seine Gattin. Es war kein Zufall, daß er dieses moralische Gleichnis zum Thema seines Werkes machte. Die Geschichte von Mihály Dobozi und seiner Gattin bildete schon Anfang des 19. Jahrhunderts ein beliebtes Sujet, denn es war für den Betrachter sehr verständlich und emotionell erfaßbar. Die Szene vom Heldentod Dobozis machte erstmals Károly Kisfaludy mit einer Zeichnung für die ähnlich betitelte Dichtung seines Bruders Sándor Kisfaludy bekannt, die dann von János Blaschke für das Taschenbuch Aurora in Kupfer gestochen wurde. Die Illustration zeigt das fliehende junge Paar, im Hintergrund einige türkische Verfolger. 38 Durch die Popularität der AuroraTaschenbücher wurde auch diese Darstellung der Flucht von Mihály Dobozi und seiner Gattm populär. Demeter Laccataris bzw. später Viktor Madarász haben sie gemalt. 39 Madarász malte 1868 ein wirklich aufregendes Bild von der Verfolgung, wobei die Dramatik der Situation durch das Format und die Farbenwelt des Gemäldes noch verstärkt wird. Die DoboziGeschichte erscheint auch auf einer Skizze von Károly Lötz aus den 1850er Jahren, auf der der Künstler eine räumliche Darstellung der verschiedenen zeitlichen Ebenen versucht (Abb. 6). Wenn wir die Skizzen von Székely betrachten, fällt auf, daß ihn scheinbar am meisten die Frage beschäftigte, wie die notgedrungene, dramatische Entscheidung des Helden, diese emotionelle Spannung dem Betrachter gefühlsmäßig nahegebracht werden kann. Diesen Prozeß können wir über eme lange Reihe von Skizzen - beginnend mit der frühensten aus dem Jahre 1859, die er in seinem fugendtagebuch festgehalten hat, bis zur letzten endgültig ausgereiften Fassung - verfolgen (Kat.-Nr.: 29-35). Auf einer Ölskizze, wo die Gefühle nicht mehr nur durch die Bewegungen und Gesten, sondern auch durch kräftige Farben und verschiedene Rotschattierungen verdeutlich werden, gibt er die Spannung der dramatischen Situation am intensivsten wieder. Ein Vergleich zwischen dem endgültigen Werk und den Skizzen macht die schöpferische Methode Székelys ersichtlich. Auf dem Bild vereinigt der Maler vier Zeitebenen: von links nach rechts sehen wir den roten Lichtschein der m Flammen stehenden Burg, die türkischen Verfolger, das unter den Fliehenden zusammenbrechende Pferd und schießlich das Ehepaar, das in seiner ernsten, dramatischen Lage vor