Nagy Ildikó szerk.: Nagybánya művészete, Kiállítás a nagybányai művésztelep alapításának 100. évfordulója alkalmából (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1996/1)

Kovács Ágnes: A müncheni Királyi Képzőművészeti Akadémia az 1890-es években

Die Münchener Königliche Akademie der Bildenden Künste in den 1890er Jahren ÁGNES KOVÁCS In der Münchener Kunst vom Ende des 19. Jahr­hunderts lebte der Geschmack des Bürgertums der Gründerzeit weiter. Dieser Geschmack bekleidete die Häuser mit Renaissance-Kostümen und wünschte sogar auf den Aschenbechern und den Bierkrügen aus Zinn den glänzenden Pomp vergangener Zeiten zu wiedersehen, wobei die Erwartungen auch bei den Bil­dern nicht anders waren. Die Künstler bemühten sich, diese Ansprüche zu befriedigen (wobei manche von ihnen diesen Erwartungen sogar entgegenkamen). Al­lerdings traten entgegen diesen ausgeborgten Histo­rismus und der gemütlichen Genremalerei in den sieb­ziger Jahren Gruppen und Künstler (Leibi und sein Kreis) mit einer neuen und frischen Naturauffassung auf, die ihre Werke im Zeichen des Courbet-schen Rea­lismus anfertigten. In den achtziger Jahren erschienen paralell zu der im Aufschwung befindlichen, die „Sin­nlichkeit der Augen" befriedigenden Pleinair-Malerei die Vertreter der sogenannten „Gedankenkunst" (Hans von Marées, Adolf von Hildebrand). In den neunziger Jahren mußte die „auseinandergefallene" malerische Im­pression der ästhetisierenden Arabeske weichen. Der Jugendstil, der neue Idealismus, der Mystizismus und der Symbolismus wurden zu Stichwörtern des sich auf fast alle Bereiche des Lebens erstreckenden Experi­mentes, durch das man in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts die Kunst zu erneuern wünschte. Die berühmte Akademie von München, die seit ihrer Gründung in der Zweiheit der Wahl zwischen Konser­vativismus und Progression lebte, war meistens gez­wungen, im Kampf zwischen dem Alten und dem Neu­en, für die konservative Seite Partei zu ergreifen. An der Münchener Akademie gab es trotzdem stets Kräfte - meistens in der Person je eines zum Professor ernann­ten „antiakademischen" Studenten, über die sich die neuen Ideen dennoch durschsetzen konnten und auf diese Weise einen Dialog mit den künstlerischen Best­rebungen außerhalb der Akademie ermöglichten. Ge­rade deshalb war die Akademie, als Lehranstalt nicht nur das, wozu sie durch die Kulturpolitik bestimmt wurde (d.h. der Ort der Vermittlung der kanonischen künstlerischen Grundsätze). Im Gegenteil hatten gera­de die ungewollten Impulse einen entscheidenen Ein­fluß auf ihre Entwicklung ausgeübt. Obwohl die Aka­demie in manchen Fällen eine undankbare Rolle zu spielen hatte, ist es nicht zu leugnen, daß ohne sie weder die allgemeine, noch die individuelle Entwick­lung vorstellbar gewesen wäre. Diese Entwicklung ging jedoch nicht so vor sich, wie in früheren Zeiten, als die Schüler ihren Meister zu überbieten hatten, weil das Neue gegen den jeweiligen akademischen Zopf stets als eine Opposition auftrat. Dafür liefern die Sezessio­nisten ein treffendes Beispiel. Sobald die Vertreter der neuen Richtung zu Professoren der Akademie ernannt worden waren, wurden aus den ehemaligen Revolutio­nären arrivierte, „offizielle" Künstler. Die Münchener Akademie konnte ihren damaligen Ruf auch ihrer bewußt praktizierten und bis zum Ende bewahrten „Internationalismus" verdanken. Sie wurde von vielen Studenten aus den osteuropäischen Ländern (Tschechen, Ungarn, Slowaken, Polen, Russen, Slowe­nen und Bulgaren) besucht. In der Entwicklung der un­garischen Kunst spielte die Münchener Akademie eine einzigartig wichtige Rolle. In der Zeit zwischen den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts und dem Ersten Weltkrieg, aber auch später studierten mehr als 200 Ungarn an der Akademie, und es gab zahlreiche unga­rische Künstler, die jahrzehntelang in München tätig waren. Der Einfluß, denen sie dort ausgesetzt waren, verschwand natürlich nicht spurlos. Über den Einfluß, den die geistige Atmosphäre und die Akademie von München auf die ungarische Malerei ausübten, wur­den und werden auch heute noch heftige Debatten geführt. Die Verfasserin der Studie versucht, auf die Dilemmas der Münchener Akademie, dieser beson­deren Lehranstalt, hinzuweisen und das etwas negativ ausgefallende Bild zu berichtigen, das manche ungari­sche Kunsthistoriker in ihrem Eifer, die modernen Bestrebungen zu unterstützen, gezeichnet haben. The Munich Academy of Fine Arts During the 1890s ÁGNES KOVÁCS In the art life of late-nineteenth-century Munich the bourgeois tastes characterizing the age of founding institutions continued to survive. This taste dressed the houses in Renaissance costumes, as well as trying to reinvent the gleaming pompousness of the past on ash­trays or even on tin beer mugs. Paintings were no ex­ception. Artists in general endeavoured to satisfy these needs, some of them even overindulged in these effects, but there were other individuals and groups (Wilhelm Leibi and his circle) who had a fresh approach to na-

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