Nagy Ildikó szerk.: ARANYÉRMEK, EZÜSTKOSZORÚK, Művészkultusz és műpártolás magyarországon a 19. században (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1995/1)

TANULMÁNYOK / BEITRÄGE - SINKÓ Katalin: A művészi siker anatómiája 1840-1900

KATALIN SINKÓ Die Anatomie des künstlerischen Erfolges 1840-1900 (Zusammenfassung) DER ERFOLGERICHE KÜNSTLER: IST NICHT EINE VERDÄCHTIGE WORTZUSAMMENSETZUNG? Die Frage der Preise und der Auszeichnungen der Künstler kann sowohl aus dem Gesichtspunkt der philologischen Genauigkeit, als auch in einem weiteren Zusammenhang aufgeworfen werden. Wenn wir jenen Zeitpunkt suchen, seit dem in der ungarischen Fachliteratur die diesbezüglichen Angaben seltener geworden sind, dann ist es sichtbar, daß nach der Jahrhundertwende der Informationswert der einstigen Erfolge der Künstler niedergesunken ist. Jene Meinung ist allgemein, daß der Ruf des Künstlers nur seitens der Nachwelt fundiert werden kann. Die Frage besteht darin, daß seit wann diese Auffassung allgemein sei und wann jene gewisse „Nachwelt" eintreten wird? Es liegt auf der Hand, daß wir die Erfolge des Künstlers mit der in Betracht Ziehung der sein Prestige fundierenden Auszeichnungen, Preise charakterisieren mögen. Wenn wir über die einstigen Erfolge, über die zwischen dem Künstler und dem Publikum bestehende Beziehung sprechen, dann können wir uns nicht mit der Erforschung der einzelnen Fälle, mit der Geschichte der Preise und der Ehrungen begnügen. Auf der Spur der Beispiele muß auch die Umwandlung der mit dem künstlerischen Erfolg im Zusammenhang stehenden öffentlichen Meinung sich erschließen. Wir mögen die Frage stellen, weshalb hat man die Jubiläen des Lebens von z. B. der Kunstmaler Károly Marko d. Ä., Miklós Barabás, Károly Lötz, Mihály Munkácsy, oder ihre hervorragenden Schöpfungen festlich begangen? Neben den für die Werke gegebenen Belohnungspreisen war nämlich auch der erfolgreiche Schöpfer ein Gegenstand der Ehrung gewesen. Die Entartung der gesellschaftlichen Gewohnheiten der Künstler-Ehrungen, der Laudationen, zeigt es, daß das Verhältnis zwischen dem Künstler und dem Publikum sich grundlegend verändert hat. Der Erfolg qualifiziert nunmehr den Künstler nicht. Auf das paradoxe Wesen unserer bezüglich des Erfolges bestehenden heutigen Auffassung hat Martin Warnke hingewiesen. In seinem sich mit dem Hofkünstler, als gesellschaftlichem Phänomen, beschäftigenden Werk weist er auf jene Vorurteile hin, mit denen wir heute auf die Wertordnung der königlichen, fürstlichen Höfe blicken, in jenem Glauben, daß diese Wertordnungen heute völlig ihre Gültigkeit verloren haben. Zahlreiche Vertreter der Kunstgeschichtsschreibung waren geneigt, ihrer über die Kämpfe der Klassengesellschaften verkündeten Vision entsprechend, den sich den Hofgewohnheiten anpassenden, den nach einem akademischen Rang strebenden erfolgreichen Künstler, „als Verräter des Volkes, als korrupt, als dekadent" zu stempeln, indem sie vergaßen, daß das moderne Künstlerideal, die Vorstellung über das außer der Gesellschaft stehende Genie, oder über den Avantgarde-Künstler, in einem engen Zusammenhang mit seinem Vorgänger, dem sich über die Gesellschaft erhebenden Hofkünstler steht. Die Elemente der Institutionen der Hofkunst haben z. B. in den Akademien, in den Preisen, in den Auszeichnungen weitergelebt, zusammen mit dem Glauben in der Außerordentlichkeit der künstlerischen Leistung, in der Dignität der Persönlichkeit des Künstlers. Warnke hat die enge Beziehung dieser Vermutung mit der republikanischen Rhetorik nachgewiesen. Was war also der tatsächliche Inhalt des Begriffes des künstlerischen Erfolges im vergangenen Jahrhundert gewesen, und wie hat sich dieser Erfolgsbegriff in den humanistischen Überlieferungen herausgebildet? DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN „GLORIA" (RUHM) UND „FAMA" (RUF) Im Treppenhaus des Wiener Kunsthistorischen Museums kann man das im Jahre 1890 gemalte riesige Deckenbild von Mihály Munkácsy sehen, auf dem wir in das Ideal-Atelier der Heroen der Renaissance-Malerei, Raffaello, Leonardo, Michelangelo und Tiziano, hineinschauen können. Aus der glänzenden, Pantheon-förmigen Kuppel des riesigen Ateliers schwebt die jugendfrische Gestalt der eine Posaune blasenden Fama und der ein Palmenzweig bringenden Gloria nieder nach unten. Munkácsy und seine Zeitgenossen waren noch der Ansicht gewesen, daß Fama und Gloria - der Ruf und der Ruhm -zueinander gehören. Mit der Kunst hat sie die akademische Tradition verknüpft. Das Auftreten von Fama und Gloria auf den Künstler-Allegorien bringt den - über den Tod reichenden - „ewigen" Ruhm und Ruf des Schöpfers zum Ausdruck. Der Literaturauffassung des Altertums zufolge werden Gloria und Fama durch die kardinalen Tugenden miteinander ver­knüpft. Fama bedeutet nämlich nicht nur einfach Berühmtheit, eine im heutigen Sinne genommene Publizität, sondern sie bedeutet den im moralen Sinne genommenen guten Ruf, das Glänzen der Tugendhaftigkeit. Edgar Zilsel hat in seinem über die Entwicklung des Genie-Begriffes geschriebenen Werk am Beispiel der Literaturauffassung von Cicero erörtert, daß als Basis der Fama - des guten Rufes - im Grunde genommen die Tugend-Begriffe des Piatonismus, so die Klugheit, die Enthaltsamkeit, die Standhaftigkeit und die Gerechtigkeit dienen. Der gute Ruf und die Verherrlichung galten dem Ausüber der Tugenden, das heißt letzten Endes den Tugenden selbst, der Künstler aber verdiente sie (nämlich den Ruf und die Verherrlichung) insoweit, in welchem Maße er das Vorbild dieser Tugenden war. Die Tugenden kann man nämlich - eben auf Grund der Vorbilder - erlernen und lehren. Die am Hofe sich betätigenden Künstler haben für ihre Arbeit keine Bezahlung erhalten, sondern ein Honorar oder eine

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