Nagy Ildikó szerk.: ARANYÉRMEK, EZÜSTKOSZORÚK, Művészkultusz és műpártolás magyarországon a 19. században (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1995/1)

KATALÓGUS / KATALOG - I. Művészkultusz a 19. században

Schlaraffia Budapestia Schlaraffia Budapestia 1905 körül um 1905 §3: Politische, nationale oder konfessionelle Dimensionen sowie die Erörterung jeglicher gemeinnütziger Fragen bleiben völlig ausgeschlossen. In ähnlichem Geist lief das Vereinsleben auch in der Schlaraffia Budapestia, wie dies aus der Zeitschrift Magyar Salon hervorgeht. Die Beschreibung beginnt mit dem Schlaraffengruß: „Lulu Budapestia! Salve gastfreundliches Budapest, das du neben allen möglichen und unmöglichen Dialekten auch den Jargon von Schlaraffia zu pflegen bereit bist! Wie viele angenehme Stunden vergingen in deinen Grotten, wie viele lustige Einfälle sprudelten bei überschäumendem Trank her­vor...". 4 Aus demselben Artikel erfährt man noch, daß der Sommersitz der Budapester Schlaraffia einer der luxuriösesten Vereinssäle war, und daß zu Ehren der von weither zugereisten Gästen glänzende Feten veranstaltet wurden. Beim Besuch eines deutschen Künstlers, eines gewissen Riedermanns, wurde ein musikalischer Empfang veranstaltet, und zum Schluß zog die Gesellschaft unter der Leitung des Oberschlaraffen Graf Bukó - des Architekten Gyula Bujtovics - mit Fackeln nach Buda und amüsierte den hohen Gast unter freiem Himmel mit Festansprachen und Rezitation. Zum Schluß noch ein Wort zur in alle Winde zerstreuten Hinterlassenschaft der Schlaraffia in Ungarn. Außer in manchen Privatsammlungen wird im Münzkabinett des Ungarischen Nationalmuseums eine kleine Kollektion bewahrt. Das wertvollste Stück ist der Ritterhelm der Schlaraffen, das heißt eine Narrenkappe, übersät von Abzeichen. Die meisten Abzeichen hatten die Funktion, den Ruhm des Schlaraffen, der seinen Pflichten treu nachkam, zu verkünden. Die Schlaraffen mußten nämlich im Lauf ihres Lebens je mehr Schlaraffenreiche besuchen, um den Geist der Freundschaft und der Bruderliebe zu pflegen. Die anläßlich dieser Besuche erhaltenen Abzeichen dokumentierten für alle Welt, wo überall der Schlaraffenritter herumge­kommen ist. Eine spezielle Gruppe der Abzeichen zeigt Schwertdarstellungen, die der Ritter nach Duellsiegen erhielt. Dabei gab es auch Protokollabzeichen zur Kennzeichnung der Veranstalter größerer Zusammenkünfte. Von den Orden läßt sich im allgemeinen feststellen, daß sie die weltlichen Auszeichnungen nachahmten und von der Devise der Schlaraffia, dem Uhu oder einem Wappenmotiv des jeweiligen Schlaraffenreichs geschmückt waren. Die einzelnen Reiche stifteten zahlreiche eigene Orden mit den eigenartigsten Bezeichnungen, aber der eigentliche Sinn dieser Bezeichnungen läßt sich wegen des esoterischen Charakters der Schlaraffia schwerlich genau ermitteln. Schriftliche Quellen konnte ich nur bezüglich der Orden und Auszeichnungen der Schlaraffia von Ödenburg finden, und zwar in der Jubiläumsausgabe der Schlaraffia Sempronia von 1928 (vgl. Anm. 2). Erwähnt zu werden verdient die Kette der Medaille für Kunst und Wissenschaft und der Florestan­Orden. Letzterer erhielt seine Benennung nach dem Schlaraffennamen Beethovens. Die im Nationalmuseum bewahrten Schlaraffenorden sind mehrheitlich Stiftungen der Budapester Schlaraffia. Unter diesen ragt der sogenannte Paprika-Orden, das Prachtabzeichen mit der Inschrift Millenium Civit. Hung., das anläßlich der Tausendjahrfeierlichkeiten vergeben wurde, und der mit Rubinen besetzte Dienstorden Virtus hervor. L. P. Anmerkungen 1 Stammrolle der Schlaraffenreyche des Erdballes Anno Uhui 56-57. Prag 1915. 1 A.a.O. S. 145; Schlaraffia Sempronia 50 Jahrungen. Verfasst von Erbkantzeller Fürst Ratata von Fanfaria. Sopron 1928; Stammrolle des Hohen Reyches Budapestia für die Jahrung 71/72 (1930) und 82/83 (1941/42). 1 Ungarisches Staatsarchiv, Budapest, K 1 50, 1 887-VII-8-91 62. Bündel 1 5744 „Képek a budapesti társaságból" Bilder aus dem Budapester Gesellschaftsleben. In: Magyar Szalon November 1897, S. 333-338.

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