Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Zora Ondrejceková: László Mednyánszky und das Foto

in Dreiviertelgröße, genau so, wie er sie im Hafen fotografiert hatte (Abb. 29). Er fotografierte aus der Nähe, wes­halb er nicht die ganze Größe der Boote fotografisch erfassen konnte. Für die Zeichnung nach der Vorlage einer Fotografie spricht auch die Tatsache, dass der Künstler sämtliche Einzelheiten des Schiffsinneren dargestellt hat. Wir nehmen an, dass die anderen Bootszeichnungen, zum Beispiel Meereslandschaft bei Fiume mit Schiff oder Schiffe in Fiume keine Zeichnung seien, die vor Ort entstanden sind. 61 Außer den Aufnahmen, die aus Istrien stam­men, enthält die Sammlung auch Fotos aus anderen Gegenden, die jedoch ein unterschiedliches technisches Niveau aufweisen. 62 Im Unterschied zu den vorigen können wir innerhalb der Zeitspanne 1911-1914 nicht genau feststellen, wann und wo die Aufnahmen entstanden sind; die Vegetation spricht für Nordungarn. Auf einer dieser Aufnahmen sieht man einen Weiler, von oben fotografiert. Es ist möglich, dass Mednyánszky in diesem Fall ein Motiv festhielt, das er bereits gemalt hatte. Das einzeln dastehende Haus ist ein gerne verwendetes Motiv des Malers. Auf den Aufnahmen, die in den Bergen gemacht worden sind, sehen wir Wanderwege in Felsen gehauen, sowie aus steinigen Berghängen emporwachsende Bäume. Auf einem Foto stehen zwei Berghänge einander gegenüber, als ob sie sich die Stirn bieten wollten (Abb. 30). Einer ähnlichen Komposition begegnen wir auch im Falle des Gemäldes Abendstimmung, wo der Maler das Motiv eines einzeln dastehenden Baumes so verwendet hat, wie er auf der Fotografie zu sehen ist (Abb. 31). Wenn es richtig ist, dass diese Aufnahmen von Mednyánszky stammen, und im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstanden sind, so wäre dadurch die Datierung des Bildes zu korrigieren. Die untergehende Sonne wird als Lichtquelle eher geahnt als gesehen und erhält dadurch auf dem Bild einen besonderen Akzent, die späte Herbstlandschaft wurde in eine Winterlandschaft verwandelt, wo die Gegend teilweise bereits dünne Schneeflecken aufweist. Es ist festzustellen, dass ein Teil der Fotografien von Mednyánszky aufgrund der gleichen Konzeption entstanden ist als seine Zeichnungen oder Gemälde. Außer den bereits erwähnten Aufnahmen gehören zu dieser Gruppe noch zwei qualitätsvolle, braune, in ihrer Anordnung aus­gewogene Aufnahmen von Dorfhäusern und Höfen, 63 bzw. ein schwarz­weißes Foto schlechter Qualität von Pferdewagen, die durch ein offenes Tor fahren. 64 Bei der Arbeit mit Aufnahmen solcher Art verändert der Künstler das strukturelle Gefüge des Bildes im Grunde genommen nicht, er simplifiziert es lediglich und entfernt aus ihm die überflüssigen Details. Ein Teil der Motive wird außer acht gelassen, andere Motive werden in den Hintergrund gedrängt, variiert oder solcherweise hervorgehoben, dass die erwartete Wirkung nicht ausbleibt. Die Fotos von den Fußgängern entstanden in aller Eile, in Innenstädten, wo sich der Maler unmöglich in einer entsprechenden Weise auf die Struktur der Aufnahme konzentrieren konnte. Mehrere Aufnahmen, unter ihnen jene Fotos, die von Bäumen in Parks gemacht worden sind, spielen bloß eine sekundäre Rolle. 65 Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass der Maler seine Fotos zu praktischen Zwecken verwendete, als Vorlage, weshalb er ihnen die Arbeit der letzten Hand verweigerte. Sie machen den Eindruck, als ob Mednyánszky sie für das Sammeln von Motiven verwendet hätte, damit er später einmal auf sie zurückgreifen könne. Von einem Teil jener Aufnahmen, die im Jahr 1914 gemacht worden waren, machte er Gebrauch, die anderen wollte er später ver­wenden. Mittlerweile brach aber der Erste Weltkrieg aus, und die Aufmerksamkeit des Künstlers wandte sich ande­ren Zielen zu. Ungeachtet dessen haben wir aufgrund der Fotos eine Vorstellung davon, in welche Richtung sich seine Kunst entwickelt hätte, wenn an Stelle der städtischen Themen des zivilen Lebens, die auf den Aufnahmen zu sehen sind, nicht jene Kriegsgemälde getreten wären, die über einen viel stärkeren emotionalen Gehalt verfügen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Mednyánszky im Laufe der Verwendung von Vorlagen - vielleicht mit der einzigen Ausnahme der Porträts - das strukturelle Gefüge der Bilder nicht übernommen und die Motive auch etwas freier behandelt hatte. Das Interesse für das Fotografieren wird ihm durch die Möglichkeit der Fixierung der Motive gekommen sein, denn so konnte er die Struktur des Gesehenen sofort festhalten, sodann zu einem Gemälde umarbeiten. Danach führte er Veränderungen durch und verfertigte die Farbenkomposition. Mit dem Fotografieren begann Mednyánszky erst im Jahr 1911, also verhältnismä­ßig spät, wenn man an andere zeitgenössische Maler denkt, und erst in einer Zeit, in der der Fotoapparat bereits jedem Amateur zugänglich war. Mucha fotografierte zum Beispiel schon seit dem Jahr 1880, und erziel­te Ergebnisse, wodurch sein Name in die Geschichte der böhmischen Fotografie einging. Die Fotosammlung von Mednyánszky ist verhältnis­mäßig bescheiden und lässt vom technischen Gesichtspunkt aus so man­ches zu wünschen übrig. Von den Negativen machte er selber Vergrößerungen, deshalb wäre es verfrüht, darüber ein Urteil zu fällen. Es mag sein, dass man mit der Zeit mehr Mednyánszky-Fotos besitzen wird, die sich vorläufig noch in unbekannten Sammlungen befinden. Doch auch jene, an ihrer Zahl geringen Aufnahmen guter Qualität, die uns bekannt sind, erlauben die Annahme, dass Mednyánszky nicht bloß als Maler und Grafiker, sondern auch als Fotograf entsprechendes Interesse verdiene. 66 Die Künstler haben zu jeder Zeit Bilder und Reproduktionen gesammelt. Bei manchen artete das Interesse fürs Sammeln sozusagen zu einer Sucht aus. 67 Auch Mednyánszky 30 Talschlucht. Fotovorlage zum Gemälde Abendstimmung (?). Aufnahme von László Mednyánszky (?), um 1911 (SNG Archiv, Strázky, Inv.-Nr. 20 E 19b) 31 László Mednyánszky: A bendstimm ung, Öl auf Leinwand, 165 x 230 cm, zwischen 1900-1905 (Privatbesitz)

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