Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Zsófia Kiss-Szemán: Mednyánszky und der Wiener „Stimmungsimpressionismus"

ZSÓFIA KISS-SZEMÁN Mednyánszky und der Wiener „Stimmungsinipressionismus" In der Geschichte der Malerei in Ungarn gibt es nur wenige Beispiele für einen Künstler, der die Entwicklung seines eigenen Werkes konsequent und zugleich mit Hilfe der schriftlichen Selbstreflexion gestaltet und verfolgt hat. Mednyánszky untersuchte diese Möglichkeit praktisch in seinen Werken und widmete diesen Fragen auch theoretisch große Aufmerksamkeit. Immer wieder beschäftigte er sich mit grundsätzlichen Fragen der Kunst und der Malerei, fragte nach ihrem Sinn und nach seiner persönlichen Rolle (nicht nur der künstlerischen) im Weltgeschehen. Er bildete sich eine eigene Vorstellung über alles um sich und konnte gerade deshalb in der Umwelt das wahrnehmen, was diesen Vorstellungen tatsächlich auch organisch entsprach. Deshalb können die Fragen seiner Beziehung zum Stimmungsimpressionismus nur in breiteren Zusammenhängen, also als ein Ganzes der in seinem Schaffen auftauchenden künstlerischen Probleme untersucht werden. Mednyánszkys Werk bildet, trotz verschiedener Äußerungen im Stil und trotz seines ständigen Experimentierens ein homogenes Ganzes, vor allem was seine persönliche Entwicklung und sein Erfassen der Landschaftsmalerei betrifft. Im Jahr 1877 beginnen sich in Mednyánszkys Schaffen die Erfahrungen, die er in seiner Pariser Zeit gemacht hat und vor allem jene aus Barbizon, zu konkretisieren. Gleichzeitig zeigt sich der Künstler offen für neue Impulse, deren Umsetzung aber - und das muss betont werden - zumeist mit Anregungen aus Barbizon zusammenhängen. Diese neuen Impulse haben sich bei Mednyánszky in den Komplex seines persönlichen Verständnisses von Malerei organisch eingefügt, sie hingen zusammen, wirkten gegenseitig stimulierend und zugleich ergänzend. Ohne Zweifel kann man sogar behaupten, dass Mednyánszky die malerische Welt von Barbizon dank seiner verwandten Sicht, seiner persönlichen Einstellung zur Landschaftsmalerei oder zur Malerei im allgemeinen, überhaupt auf­nehmen konnte. In diesem Zusammenhang werden wir folgende Themenkreise behandeln, bzw. analysieren: die Zeichnungen aus der Jugendzeit, den bestimmenden Einfluss von Barbizon, die Erlebnisse aus Szolnok und seine daraus resultierende Horizonterweiterung, sowie die Spezifika des Wiener „Stimmungsimpressionismus" (Emil Jakob Schindler, Wilhelm Bernatzik, Tina Blau u. a.) und seine Bezugnahme darauf. Mednyánszky hatte von Anfang an ein sehr nahes Verhältnis zur Natur. So verbrachte er seine ersten zehn Lebensjahre in Beckov (Beckó) im Waagtal, danach in Strázky (Nagyőr, Nehre) unter den Tatra Bergen. Von sei­nen frühen Zeichnungen sind wohl die Landschaftsansichten aus den Jahren 1868-1869 die interessantesten. Sie bezeugen einerseits das Interesse des angehenden Künstlers für die realistische Wiedergabe der Natur, andererseits zeigt sich schon hier seine Neigung zur phantasievollen fiktiven Landschaft voll märchenhafter und träumerischer Stimmung, oder zu nächtlichen Ufern, die in Nebel gehüllt sind. 1 In der Folge widmete sich Mednyánszky mehr und mehr dem Zeichnen und der Malerei. In den Jahren 1871-1872 malte er in Zürich Aquarelle, ebenso im kroatischen Banski Dvor, wo ihm die mächtigen Eichen in der Umgebung des Schlosses des Grafen Erdödy ein beliebtes Motiv wurden und deren Wiedergabe durch ihre lebendige Farbigkeit für sein damaliges Alter überraschen und auf langjährige Erfahrungen in der Naturbeobachtung 2 hinweisen. Das Studium an der Akademie in München (1872-1874) und an der Pariser École des Beaux-Arts (1874/1875) fand - auch wenn Mednyánszky damit nicht zufrieden war - ihren Ausdruck in drei Bereichen: in einer ausgepräg­ten Zeichentechnik, in der Geläufigkeit in der Ölmalerei und in der sicheren Wiedergabe figuraler Darstellungen. Während der akademischen Studien bewahrte sich Mednyánszky jedoch seine Affinität zur Wiedergabe der Natur, zur Landschaft voll intimer, lyrischer Stimmungen. Dass Mednyánszky dadurch seinen Weg finden musste, liegt auf der Hand. Der Aufenthalt in Frankreich, der sich bis 1877 ausdehnte, war nicht nur in künstlerischer Hinsicht bereichernd, sondern auch im privaten Bereich. 3 In Barbizon ergab sich dann die Möglichkeit, die Naturwiedergabe im Sinne seiner persönlichen Vorstellungen zu entfalten, wodurch er bald ein meisterhaftes Niveau erreichte, wie etwa am „Waldinterieur mit Staffagefigur" zu sehen ist. Das Erfassen der Landschaft von Barbizon stand wahrscheinlich mit Mednyánszkys Innenwelt, die in großem Maße von Erfahrungen seiner Kindheit und von späteren Naturerlebnissen beeinflusst worden war, in Einklang. Der lyrische Realismus der Meister von Barbizon beförderte das Empfinden des Künstlers, seine individuellen Gefühle und Stimmungen; doch vermied er es, die Grenzen der Realität zu überschreiten. Die Landschaft und die äußere Welt bleiben seine beständige Inspirationen. Mednyánszkys Landschaften zeugen von seinem intensiven Interesse für die ungewöhnliche Atmosphäre der Naturerscheinungen, sowie für die Lichteffekte, die damit einhergehen. Neben den Meistern von Barbizon zeigt sich mitunter auch der Einfluss von Odilon Redon, 4 der ihn einerseits zu einer freieren Maltechnik führte (Anwendung auch anderer Mittel als nur des Pinsels, z. B. des Spachtels, des Lappens, eines kleinen Holzstückes bei beiden Künstlern etc.), andererseits zu einer gewandteren Pinselführung (er begann die plastischen Werte des pastosen Farbauftrages zu nützen).

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