Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Orsolya Hessky: Zeichnen muss man können. Über die Münchner Studien und Zeichnungen von László Mednyánszky

ORSOLYA HESSKY Zeichnen muss man können ÜBER DIE MÜNCHNER STUDIEN UND ZEICHNUNGEN VON LÁSZLÓ MEDNYÁNSZKY 1 Unterlage der Münchner Akademie. Text des Dokuments: „Königl. Akademie der bild. Künste in München 1873/74. Inv. 2017. Für Ladislaus von Mednyanski." (SNG Archiv, Strázky) László Mednyánszky schrieb sich nach kurzen Studien in Zürich am 1. November 1872 für das Herbstsemester in die Antik-Klasse der Münchner Akademie der bildenden Künste ein. 1 Zu dieser Zeit war Wilhelm von Kaulbach (1805-1874) Direktor des Institutes (1849-1874), von dem die Fachliteratur meint, seine 25jährige Tätigkeit in die­ser Funktion sei als „Zeit des Überganges" zu bezeichnen. 2 Während seiner Amtszeit ließ Kaulbach die Ideen und Modernisierungsversuche seines Vorgängers Friedrich von Gärtner (1841-1847) außer Acht, und kehrte zu dem von Peter von Cornelius (1824-1841) vertretenen Konzept zurück, laut dem die Feinsinnigkeit der Bevölkerung durch eine ergreifende Darstellung von bedeutenden und erhebenden Ereignissen aus der Geschichte gesteigert werden könne. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand dieser inhaltliche Moment durch den Historismus Ausdruck, und eine der Brutstätten dieser Richtung war gerade München. Kaulbach hat jedoch, wie viele andere Anordnungen der Akademie, auch diese These nicht forciert, und, sich auf seine Amtsvorgänger beziehend, lediglich nichts an ihr verändert. Seine Amtszeit verlief im Zeichen einer gewissen, sich unwillkürlich offenbarenden Freiheit, die sich in der Leitung und Tätigkeit der Akademie offensichtlicher hätte niederschlagen sollen. Kurz nachdem er den Direktorsposten übernommen hatte, holte Kaulbach außerordentlich viele Lehrer an das Institut, was zur Folge hatte, dass das für die Münchner Akademie bis dahin kennzeichnende Phänomen - der direkte Einfluss der Kunst des Direktors auf die Studenten - in dieser Zeit nicht zu beobachten ist. Typisch wurde vielmehr ein gewisser Pluralismus der Stile, 3 der aus den diversen Klassen, respektive Schulen resultierte, deren Stilrichtung vom leitenden Professor vorgegeben wurde. Neben den Klassen von Karl von Piloty (1826-1886) - zweifellos die repräsentativste Figur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - waren unter anderem die Klassen von Arthur von Ramberg (1819-1875), Wilhelm von Lindenschmit (1829-1895) und Wilhelm Diez (1839-1907) die populärsten: die sogenannte Lindenschmit-Schule, Diez-Schule usw. 4 Friedrich von Gärtner hatte noch in der Mitte des Jahrhunderts die zweistufige Ausbildung eingeführt: In der für alle Schüler obligatorischen, ein Jahr dauernden Vorbereitungsklasse haben die Studenten ihre Fertigkeit anhand unterschiedlicher Studien vertieft und das Zeichnen durch Kopieren von antiken Gipsmodellen geübt - falls sie Zeichnen gewählt hatten. Sie konnten nämlich auch figürliches oder Kopfzeichnen nach dem lebenden Modell wäh­len, Naturstudien oder sogar eine Kombination aus diesen Fächern mehrere Jahre hindurch betreiben. Die zustän­digen Professoren und Korrektoren - bei Mednyánszky war es zum Beispiel Alexander Strähuber, 5 weitere Lehrer waren Hermann Anschütz, später Gabriel von Hackl oder Johann Caspar Herterich - waren durch ihre Genauigkeit für den guten Ruf der Münchner Akademie verantwortlich, demzufolge man gründliche Zeichenkenntnisse nur an dieser Institution erwerben konnte. Die Lehrer, die das Zeichnen nach dem Modell mit strengem Auge beobachteten, und auch die kleins­ten Fehler oder Ungenauigkeiten korrigierten, haben keinerlei Exzesse geduldet, denn das höchste Ziel lag im Aneignen der Perfektion. 6 Nach der Vorbereitungsklasse konnte man in die Meisterschule übertreten, die nach dem oben erwähnten System gestaltet war: die bekannten Münchner - oder auch ausländischen - Maler sammelten als Akademieprofessoren die Studenten in ihren Klassen, deren Unterricht entsprechend ihren Vorlieben gestaltet war. Dieses breite Spektrum des Lehrangebotes und die Freiheit der Wahl machten die Münchner Akademie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so attraktiv. Mednyánszky schrieb sich im Herbst 1873 in die Klasse von Otto Seitz (1846-1912) ein. Seitz wurde sehr jung, mit 27 Jahren Professor der Akademie, und hat gerade 1873 seine erste Klasse gestartet. Mednyánszky zählte demnach zu seinen ersten Schülern. Der junge Professor hatte einst selber die Klasse von Piloty besucht, und hatte sich einen Namen durch das Malen von historischen Szenen erwor­ben. Zweifellos fällt es schwer, das sich damals gerade entfaltende Talent von Mednyánszky in diese Atmosphäre von Kunst und Akademie einzubetten. Doch gereicht es ihm zur Ehre, dass er sich dazu überwunden und eine richtige Ausbildung im Zeichnen begonnen hat. Was aber konnte ihn dazu bringen, noch weiter, wenn auch kurze Zeit in München zu verweilen? Die Münchner Akademie erfreute sich in den 1870er Jahren in ganz Europa einer außergewöhnlichen Popularität: ein Grund war das schon erwähnte demokratisch-liberale Bildungssystem, daneben spielten aber auch zwei weitere,

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