Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Das Leben und die Kunst von László Mednyánszky, mit besonderer Rücksicht auf die Periode vor - Katarína Benová: Die frühen Jahre - László Mednyánszky und Strázky (Nagyőr, Nehre)
leiden hatte. Überraschend früh bekundete er ein Interesse für das Thema Tod. Aus der zweiten Hälfte der 70er Jahre haben wir eine Anzahl von Werken, die sich mit dem Tod, dem Sterben oder mit der Trauer beziehungsweise der Beweinung der Verstorbenen beschäftigt. In diese Gruppe gehört auch die Serie Unglück 9 * deren ÖlgemäldeVarianten (Kat. 36) ausführliche Zeichenstudien vorangegangen waren. Es blieb unter anderen eine großformatige Zeichnung erhalten, die die Szene in einer etwas veränderten Komposition darstellt, hauptsächlich was die Personen auf der rechten Seite des Bildes anbelangt. Dem Motiv des Todes begegnen wird dann erneut in den 90er Jahren, besonders in der ersten Hälfte des Jahrzehnts. Die Gemälde Sterbende Frau (Kat. 34) sowie das Bildnis eines toten Mädchens 94 stammen auch aus dieser Periode. Der Porträt des toten Vaters (Kat. 74) stellt einen toten Alten dar, dessen sich der Dämon des Todes bemächtigt hat. Zu dieser Serie gehört auch das Bild Memento (Kat. 79), auf dem wiederum das Motiv des Todes, diesmal als Gerippe, das aus dem Grab hervorlugt, aufscheint. Die sakralen Werke bilden einen relativ unbekannten Teil innerhalb des Œuvres des Künstlers, selbst im Kreise der Mednyánszky-Experten. In seinem Fall kann keinesfalls behauptet werden, dass es sich hierbei um eine zielbewusste Themenwahl gehandelt hätte. Beide Altarbilder, die er im Laufe seines Lebens gemalt hatte, hängen mit der Person des Auftraggebers zusammen. Während der Ferien, die er 1877/78 in Strázky verbracht hatte, malte er das Bild Auferweckung der Tochter von Jairus (Abb. 5), 95 das wahrscheinlich im Auftrag der evangelischen Pfarre von Spisská Belá (Szepesbéla), zu der auch Strázky gehört hatte, entstanden war. 96 Im Katalog von Strázky erwähnt auch Glatz das Werk, 97 allerdings vermittelte er eine falsche Information über den Aufbewahrungsort des Bildes. Etwas übereilt bringt der Verfasser das Werk mit Gustave Courbet, ferner mit Mednyánszkys Freund in Barbizon, Odilon Redon, in Zusammenhang. Das Bild entstand in einem klassischen akademischen Stil, noch während Mednyánszkys Studienzeit. Das beweisen hinlänglich die der Szene zuschauenden Gestalten auf der rechten Seite. 98 Sowohl die kniende Figur, die an die frühen, „gestellten" Figuren des Künstlers erinnert, die mit Hilfe von Atelier-Modellen angefertigt worden waren, als auch die Gruppe hinter dem betenden Mann tragen noch die frühen Stilmerkmale des Mednyánszky der 1870er Jahre. Insgesamt geht die Komposition von einer traditionellen Darstellung dieser Szene aus, auf der der Synagogenvorsteher Jairus und die Gestalt Christi zu sehen sind, der dessen Tochter auferweckt. Außer ihnen sind noch Petrus, Johannes und Jakobus, ferner die Mutter des Kindes auf dem Bild zu sehen. Das Hauptgewicht der Komposition liegt auf der Figur des Kindes, das soeben auferweckt worden ist. Mit einem Gefühl für Details stellte der Künstler die winzigen Blumen am Fuß des Kindes dar. Die Anordnung der Szene in einem Interieur, sowie ein Landschaftsausschnitt auf dem rechten oberen Rand des Bildes weisen auf den Einfluss der bekannten ikonographischen Vorbilder hin. Das andere Altarbild von Mednyánszky Christus im Garten Gethsemane (Abb. 6) befindet sich in der evangelischen Kirche zu Vrbov (Ménhárd). Zu dem Werk schreibt Glatz im Katalog, Mednyánszky habe das Bild seinem Erzieher und Lehrer, dem Pfarrer von Vrbov geschenkt. 99 Ausserdem erwähnt er, dass dieses Gemälde 1884 entstanden sei. Im Unterschied zum ersten Altarbild sieht man die Gestalt Christi vor einem monochromen grauen Hintergrund, der farblich gut zu Christi bläulich lilafarbenem Gewand passt. Das Hauptthema des Bildes Unglück (Kat. 36) gilt ebenfalls der Hingabe für die geistige Sphäre und Seele, für die Andacht und die dargestellte Szene. Die Gruppe, die den toten Knaben beweint, erweckt den Eindruck, es handle sich um die Beweinung Christi. Die Epoche der Lehrlingsjahre und der ersten Schaffensperiode von Mednyánszky, die mit dem Namen Strázky bezeichnet werden kann, bleibt hinsichtlich der kunsthistorischen Bewertung und Deutung auch weiterhin eine offene Frage. Aufgrund der weiteren Erforschung der Tagebücher von Mednyánszky hoffen wir, dass in der Zukunft jene Bilder präziser klassifiziert und datiert werden können, die im Schloss entstanden sind oder ihre Entstehung dem Schloss und seiner malerischen Umgebung, beziehungsweise dem Einfluss dortiger Ereignisse zu verdanken haben. Wir wollen hoffen, dass die Ausstellung der Slowakischen Nationalgalerie und der Ungarischen Nationalgalerie dazu beitragen wird, dass das Publikum endlich jene Werke von Mednyánszky betrachten kann, von denen man angenommen hat, sie seien verlorengegangen, und die wesentlich zum Bild von dem umfangreichen Lebenswerk beitragen werden. ANMERKUNGEN 1 Brief von Margit Mednyánszky um 1882. SOA Levoca 2 Die humanistische Schule gründete 1584 Gergely Horváth-Stanchich (1558-1597), für die Söhne reicher Bürgerfamilien. Mehr in: Anton C. Glatz: Portrét 17.-19. storocia na Slovensku. Bratislava 1990. 5. 3 Zum Unternehmen Die Österreich-Ungarische Monarchie in Wort und Bild siehe die Abhandlung von Orsolya Hessky im gegenwärtigen Band. Aufbewahrungsort der Graphik, auf der Strázky dargestellt ist: MNM TKCs, Inv.-Nr. 81.40 4 Das Drehbuch wurde der Baronin Czóbel angeboten, Produktionsassistent war Sammy Hafton. 5 Mednyánszky László naplója (Szemelvények) [Tagebuch von László Mednyánszky (Auszüge)]. Hrsg. und mit Vorw. und Anm. vers. v. Ilona Brestyánszky. Budapest 1960. 73. - Salona, 15. Juni 1901. 6 Malonyay schreibt zur Familiengeschichte folgendes: „László, unser Künstler erbte von seinem Großvater dessen logisches, philosophisch diszipliniertes Denken, doch mitsamt den künstlerischen Neigungen der Mutter - das ist in ihm das HorváthStanchichsche Element; seine Nervosität, seine Neigung zum Mystischen, Geheimnisvollen und Nebulösen, sein in sich gekehrter Charakter, der oft ans Melancholische grenzt, besser gesagt seine Rätselhaftigkeit rührt von den Mednyánszkys her und ist ein Erbe der Stiboriden." Malonyay, Dezső: Mednyánszky. Budapest 1905. 16. 7 Kállai widmete Jahre der Erforschung und Analyse von Mednyánszkys Œuvre. Bei der Zusammenstellung seiner Monographie stützte er sich auf eine ansehnliche Zahl von - in Ungarn und in der Slowakei - gesehenen, insgesamt etwa zweitausend Gemälden und Graphiken. So kannte er auch das Material von Strázky und katalogisierte es gleich im Schloss: er bearbeitete insgesamt etwa 521 Graphiken und Gemälde. Er las auch die Erinnerungen von Margit Mednyánszky, der Schwester des Künstlers, die 65 Tagebuchhefte und zahlreichen Briefe aus Beckov (Beckó), die sich im Besitz von Béla Sirchich befanden, sowie die Tagebücher, die damals noch im Budapester Museum der Bildenden Künste aufbewahrt waren. Kállai, Ernő: Mednyánszky László. Budapest 1943. 8-9. 8 Dieses soziale Gefühl war bereits für seinen Großvater, Boldizsár Szirmay, kennzeichnend. Kállai (wie Anm. 7) 16-17.