Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Katarína Bajcurová: Vorwort

Vorwort László Mednyánszky (1852-1919) ist einer der größten auf dem Gebiet der heutigen Slowakei und des his­torischen Ungarn geborenen und wirkenden Maler. Er versetzt mit seinem Ethos, seiner Kompliziertheit, Heimlichkeit, Dramatik, geistigen Kraft und entschlossenen eigenständigen künstlerischen Aussage noch heute alle in Aufregung. Dieser im Tiefen seiner Seele durch und durch Intellektueller, Aristokrat, Individualist, Kosmopolit und nomader Ahasver, dieser unzufriedene und freie, genauer gesagt sich stän­dig nach Freiheit und Unabhängigkeit sehnende Mensch, der gegen die Gewohnheiten und Regeln der Zeit rebellierte, war überall zu Hause. Er fühlte sich überall wohl, wo er malte, so im bohémen Paris, im welt­männischen Budapest, in Wien, in der weiten ungarischen Tiefebene, in den romantischen Winkeln seines Geburtsortes Becke (heute Beckov) oder in der alten Familienkurie, am Fuße der Tatra, im Schloss Nagyör (heute Strázky). Er war bemüht, die Kunst und die ihn umgebende Welt, die Tiefen sowie versteckten Winkel der eigenen Seele, die nahen und fernen Menschen, mit deren Schicksalen er sich gerne identifi­zierte, zu verstehen. Er lebte unter ihnen, arbeitete, zweifelte, litt, liebte und malte für sie seine innersten Wünsche, er malte alles, was er sah und fühlte... Er suchte den gewissen Lichtstrahl im Dunkeln, beleuch­tete damit seine Bilder so wirkungsvoll, die schmerzvolle, auf subjektive Weise übertriebene Vision, in dem der moderne Maler und der moderne Ausdruck sui generis unter Schmerzen und Leiden geboren wurde. Das Lebenswerk und die Botschaft von László Mednyánszky, das Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Geburt einer neuen künstlerischen Gedankenwelt behilflich war, teilten sich bisher zwei Kulturen: die slowakische und die ungarische. Die Kunsthistoriker, die von den beiden Ufern der Donau stammten, widmeten der Aufarbeitung des Lebenswerks einzeln bisher viel Zeit, Schwung und wissenschaftliche Anstrengung. Deshalb ist es eine außergewöhnliche Sache, dass sich nach langen Jahren im Laufe der - auch aus historischer Sicht neuen - vollständigen Aufarbeitung des Lebenswerks eine symbolische Brücke zwischen Bratislava und Budapest gebildet hat, die durch die gemeinsame Forschung die beiden bedeutendsten staatlichen Kunstsammlungen - die Ungarische Nationalgalerie und die Slowakische Nationalgalerie - verband. Die Gruppe der Experten arbeitete gemeinsam an der Auswertung des Mednyánszky-Lebenswerks, und nicht nur mit dem Ziel, es zusammenzufassen, die bisherigen Kenntnisse umzuwerten, sondern auch um die neu entdeckten Themen aus der kritischen Sicht des neuen Jahrtausends heraus zu analysieren, die neuen Tatsachen aufzuzeigen und die Einzigartigkeit der Kunst von Mednyánszky auf neue Weise zu formulieren. Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit der slowakischen und ungarischen Kunsthistoriker, ihre gemeinsamen Forschungen ein solches Projekt in Gang setzen, dass nicht nur zum Verstehen dieses einzig­artigen künstlerischen Phänomens unserer Kunstgeschichte beiträgt, sondern auch unseren gleichzeitigen Anschluss an das vereinte Europa fördert. Für das Lebenswerk Mednyánszkys ist dies noch mehr gültig, denn der Maler bekannte sich stets als Europäer oder genauer, Mittel-Europäer. Obwohl er nicht über ausgesprochene nationale Identität verfügte, kann sich sein Lebenswerk bis heute bestimmter und beson­derer künstlerischer Identität rühmen. Dem ist zu verdanken, dass er mit vollem Recht zur europäischen Kultur gehörte und gehört. Tun wir doch alles dafür, damit gemeinsam mit ihm auch wir dorthin gehören können. Katarína Bajcurová Generaldirektor der Slowakischen Nationalgalerie

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