Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
László Mednyánszky im Spiegelbild kunstwissenschaftlichen Schrifttums: wissenschaftliche und kulturhistorische Beiträge - Erzsébet Király: Der Maler der „düsteren Schönheit". Skizze zum romantischen Mystizismus Mednyánszkys
Bourgeoisie ausgeliefert waren. Die konservativen Reformer glaubten, die ungarische Gesellschaft könne im Zeichen von Brüderlichkeit, Solidarität und Menschenliebe neu organisiert werden, und zwar derart, dass sich die unteren Volksklassen in Interessengruppen, Abgeordnetenorganisationen und Vereinen zusammenschlössen. Die Bewegung sollte über das liberale Anschauung und Praxis hinausgehen und betrachtete sich selbst als Modernismus. Dem erbarmungslosen freien Wettbewerb setzte sie die aus der christlichen Kultur abgeleitete soziale Idee entgegen, um so die „Schwachen" zu schützen. Die konservative Kapitalismuskritik der 1890er Jahre verbreitete sich weltweit und trat in Gesellschaftstheorien, philosophischen Experimenten und vor allem in künstlerischen Strömungen zutage. Dazu gehörte z. B. die Bewegung der Präraffaeliten von John Ruskin und William Morris. In den höheren Sphären des geistigen Lebens war das in der Tat nicht mehr „der Schatten der dunklen Vergangenheit, sondern ein Vorzeichen der erahnten Zukunft" und konnte zu Recht als modern bezeichnet werden. Siehe: Szabó (wie Anm. 11) 128. - Die Mitglieder des kurzlebigen und gesellschaftlich wirkungslosen Justh-Kreises - die Geschichtswissenschaft schenkte ihnen scheinbar gar keine Beachtung - waren selbst Gefangene eines allgemein verbreiteten „Weltschmerzes" und Zivilisationsekels und sind dem Lager der ungarischen Selbstzerstörer, Träumer, Experimentatoren und Volksverbesserer zuzurechnen. Vgl. zwei Studien von Halász, Gábor: Magyar viktoriánusok [Ungarische Viktorianer] und Magyar századvég [Ungarischer Jahrhundertausklang]. In: Halász, Gábor: Tiltakozó nemzedék [Protestierende Generation]. Budapest 1981. 92-124, 125-165. 13 Über den Justh-Kreis als literarische Erscheinung siehe: Pór, Péter: Konzervatív reformtörekvések a századforduló irodalmában. Justh Zsigmond és Czóbel Minka népiessége [Konservative Reformbestrebungen in der Literatur der Jahrhundertwende. Die Popularität von Zsigmond Justh und Minka Czóbel]. Budapest 1971. 14 Justh (wie Anm. 4) 281. 15 Ebd. 282. 16 Justh, Zsigmond: Báró Mednyánszky Lászlóról [Über Baron László Mednyánszky]. A Hét, 29. Juni 1890. 413. 17 Über die Bedeutung von Malonyay und Pékár in der Geschichte der Mednyánszky-Rezeption siehe Gosztonyi (wie Anm. 3). 18 Yartin [Nyitrai, József]: A téli kiállítás [Die Winterausstellung]. I. A Hét, 4. Dezember 1898. 783-784. 19 Yartin [Nyitrai, József]: Öt művész [Fünf Künstler]. Mednyánszky László. A Hét, 22. November 1903. 766. 20 Lyka, Károly: Mednyánszky stílusa [Der Stil Mednyánszkys]. Művészet, 2, 1903. 371. 21 Ebd. 366. - Lykas Text wurde schnell zu einer Klassifizierung, denn Malonyay publizierte in seiner zwei Jahre später erscheinenden Monographie mehrere Teile daraus. 22 Über den Ausdruck „L'art pour la nation" siehe Gosztonyi (wie Anm. 3). 23 Siehe in dieser Hinsicht die Vorläufer der Weltliteratur von Rousseau rückblickend über Augustinus bis Marcus Aurelius, die mit einzelnen berühmt gewordenen Werken Beispiele für die Kunstgattung des autobiographischen Bekenntnisses lieferten. Direkt bezogen auf die Frage s. Literarische Manifeste des Naturalismus 1880-1892. Hrsg. v. Erich Ruprecht. Stuttgart 1962. 67. 24 Die anlässlich der gegenwärtigen Ausstellung veröffentlichten Quellen (weitere Tagebucheintragungen) sind auch für mich neu. Ihre Kenntnisnahme und Bearbeitung wird eine zukünftige Aufgabe der Mednyánszky-Forschung sein. 25 Szemelvények Mednyánszky László korai naplójából [Auszüge aus dem frühen Tagebuch von László Mednyánszky] (18771881). Hrsg. u. mit Anm. vers. v. Zsófia Kiss-Szemán. Enigma, No 24/25, 2000. 324. - Das mit Fragezeichen versehene Wort könnte meiner Meinung nach in der zusammengezogenen Schreibweise von Mednyánszky „das ewige Sein" bedeuten oder ist ein Schreibfehler. - Hervorhebung von E. K. 26 Ebd. 324. - Mit „J" bezeichnete Mednyánszky den kleinen Kutscher János Dinda. - Die Hervorhebungen stammen aus der Text veröffentl ichung. 27 Ebd. 325. 28 Ebd. 324. - Hervorhebungen von E. K. 29 Ebd. 330. - Das Programm war nicht umrissen und blieb dementsprechend erfolglos. Mednyánszky organisierte die Bauern auf dem Lande, die Arbeiter in der Fabrik und die Studenten in der Stadt nur auf dem Papier und hatte auch Probleme mit der Zielstellung. Charakteristisch sind seine Fragesätze: „Gegen das Trinken, unter Meistern für höhere Ziele? Unter Bürgern für nationale Ziele? Ich glaube, unter der Jugend, wo schon Überlegungen zu sehen sind und das Gemüt noch naiv und rein ist." (Ebd. 334.) Mehr Erfolg hatte er vielleicht auf dem Weg zur Realisierung, mit der Knüpfung der menschlichen Beziehungen: „In dieser Hinsicht wie viel mehr Bekanntschaftsanbahnung in der Mittelklasse und auch eine Zunahme in der unteren, und vor allem die Bewahrung der schon geknüpften Freundschaften, das Bemühen um ihre Fortdauer." (Ebd. 321.) 30 Über das Gemälde von diesem erschütternden Erlebnis, einem seiner dramatischsten Werke aus der Periode. Siehe: KissSzemán, Zsófia: Mednyánszky László 1877-8l-es naplója és a Varjak az itatón című festmény története [Tagebücher von László Mednyánszky aus den Jahren 1877-81 und die Geschichte des Bildes Krähen auf der Tränke]. Enigma, No 24/25, 2000. 307-318 - (Kat. 10). 31 Szemelvények Mednyánszky László korai naplójából (wie Anm. 25) 331. 32 Czóbel Istvánné Mednyánszky, Margit: László - Brouillon (visszaemlékezés) [Rückerinnerung]. Enigma, No 24/25, 2000. 61. 33 Erwähnung der Namen siehe ebd. 62. 34 Siehe: Brief v. Zsigmond Justh an Frau Imre Czóbel. In: Justh (wie Anm. 6) 545. 35 Mednyánszky László naplója (Szemelvények) [Tagebuch von László Mednyánszky (Auszüge)]. Hrsg. u. mit Vorw. u. Anm. vers. v. Ilona Brestyányszky. Budapest 1960. 36 „Az önmegsemmisítés vízszintes irányában" - Válogatás Mednyánszky kiadatlan naplójegyzeteiből [„Die Selbstvernichtung in horizontaler Richtung" - Auswahl aus unveröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen Mednyánszkys]. Hrsg. v. István Bardoly u. Csilla Markója. Enigma, No 24/25, 2000. 75-115. 37 Über die Bedeutung von „Umkehrungen und Kreuzungen" bei Mednyánszky vgl. Markója, Csilla: Das eigenartige Leben und die noch eigenartigere Kunst des Barons László Mednyánszky (1852-1919). Enigma, No 24/25, 2000. 351-370. - Die Quelle des auch dort angeführten Zitats siehe Mednyánszky László naplója (wie Anm. 35) 19. 38 Mednyánszky plante eine „Bildfolge der Gegensätze", die auf Jahres- und Tageszeiten sowie atmosphärischen Veränderungen aufbauen sollte. Siehe: „Az önmegsemmisítés vízszintes irányában" (wie Anm. 36) 96. 39 Ebd. 95. 40 Mednvánszkv László naplója (wie Anm. 35) 23. 41 Ebd. 22. 42 „Az önmegsemmisítés vízszintes irányában" (wie Anm. 36) 115. 43 Wir dürfen wohl annehmen, dass sich Mednyánszky für das Werk des Ende des 19. Jahrhunderts außerordentlich populären Herbert Spencer (1820-1903), vor allem für seine moralische Evolutionslehre interessierte. Die Moral ist bei Spencer eine umfassende Kategorie, die sich auf alle lebenden Organismen erstreckt; sie ist die höchste Stufe im Mechanismus der Entwicklung. Sein Werk Principles of Ethics (1879-1893) verbindet am deutlichsten die Natur mit der Gesellschaft und spricht dem Menschen die Fähigkeit zu, sich den Umständen entsprechend an Raum und Zeit unbegrenzt anpassen zu können. Deshalb war der Mensch in der Lage, aus dem Zustand der primitiven Wildheit die Zivilisationsstufe zu erreichen. Das Individuum legte den Weg zur Gemeinschaft zurück, es ging vom primitiven Egoismus zum ethischen Verhalten, zum Mitgefühl und Altruismus über.