Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Lóránd Bereczky: Vorwort
Vorwort Die Geschichte der europäischen bildenden Kunst im 19. Jahrhundert - besonders in der zweiten Jahrhunderthälfte - kann anhand der Geburt, Entfaltung und Verbreitung charakteristischer künstlerischer Programme geschrieben werden. Die sich um die verschiedenen „Ismen", Zeitschriften oder Ausstellungsräume gruppierenden Gesellschaften formulierten und vertraten die selbst erarbeiteten ästhetischen Werte, die sie für die Zukunft der Kunst für einzigartig und wichtig erachteten, mit den Traditionen und oft auch miteinander konfrontierten, in Manifeste und Programme fassten. Natürlich waren in diesen Schulen, Bestrebungen und Strömungen Künstler vereint, deren Œuvre unterschiedliches Niveau vertrat, hinsichtlich des künstlerischen „Trends", dem man verpflichtet war, entschied aber die Zusammengehörigkeit. Erst so kann festgestellt werden, dass es Persönlichkeiten gab, die das künstlerische Image einer Richtung bestimmten, und dass es andere gab, deren Talent lediglich zum Weiterführen einer Richtung reichte. Und es arbeiteten - als Fixsterne - die allein stehenden Künstler, deren Œuvre man nirgendwo zuordnen kann, und die dennoch einen festen Platz in der Kunstentwicklung einnehmen. So eine, seinen eigenen Weg durchlaufende Persönlichkeit war auch László Mednyánszky. Als junger Mensch, als Anfänger interessierte er sich lebhaft für die neuen künstlerischen Tendenzen und probierte die angebotenen Möglichkeiten aus. In Paris experimentierte Mednyánszky, auf das eigene Talent gestützt, mit dem Instrumentarium mancher damals moderner Bestrebungen, und versuchte deren Gedankengut aufzuarbeiten. Er hätte ein bedeutender Meister so mancher Stilrichtungen werden können. Aber ganz schnell entwickelte sich sein eigener Stil. Sein Interesse manifestierte sich. Wichtig für ihn wurden die Themen, und er interpretierte eigenständig die geistige sowie bildaufbauende Rolle des Lichtes. Als Fundament erscheint in seiner Kunst die kulturelle Tradition der klassischen Kunstprogramme, aber er konnte auch die moderne Erfahrung der zeitgenössischen Orientierung sein eigen nennen. In die Heimat zurückgekehrt, durchlebte er ein besonderes Schicksal, und er schuf ein Lebenswerk, das in der europäischen Geschichte der Malerei seinen Platz fordert. Natürlich bestimmten auch seine Persönlichkeit und sein Schicksal diese einem Leuchtturm gleichende Einsamkeit. In seinem Weltbild herrschte die Ordnung unter den Dingen nach dem Maßstab des Universums. Er personifizierte sie. Bei ihm hatte die Natur Gesicht und Charakter, die menschlichen Schicksale wurden wichtig, und er forschte immer nach seinem eigenen Verhältnis, ob zur Umgebung, zum Menschen, zur Geschichte oder zum Krieg. Die Malerei von Mednyánszky ist immer dramatisch, nie aber tragisch oder ernst. Bestimmend für ihn war das Denken mit philosophischer Sensibilität. Es erfüllt uns mit großer Freude, durch die Zusammenarbeit mit der Slowakischen Nationalgalerie erstmals einen groß gefassten Überblick über das Œuvre Mednyánszkys präsentieren zu können. Ich möchte dabei all jenen Kollegen für die wissenschaftliche und organisatorische Tätigkeit danken, für die Liebe zu ihrer Arbeit, für das Streben nach Erfolg der Ausstellung und für die Bereitschaft, ihre Erkenntnisse in den Katalogbeiträgen für das Publikum zusammenzufassen. Das Lebenswerk Mednyánszkys, das von universeller Geltung ist, vermag so einen wichtigen Beitrag für die kunsthistorische Forschung zu liefern. Mein Dank gilt außerdem der Leitung und den Mitarbeitern der Slowakischen Nationalgalerie, meinen Kollegen in der Ungarischen Nationalgalerie, den Leihgebern, sowie all jenen staatlichen und zivilen Organisationen, die das Zustandekommen der Ausstellung unterstützt haben. Lóránd Bereczky Generaldirektor der Ungarischen Nationalgalerie