Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

aufweist, daß es hinsichtlich der entsprechenden Details als unmittelbare Vorlage betrachtet werden darf. Die stilistischen Zusammenhänge des Selbstbildnisses mit den Werken Antoine Pesnes verweisen - wenn auch nur mittel­bar - auf die persönliche Bekanntschaft der beiden Maler, aber Mányokis Auftrag für das Bildnis der Freifrau von Blaspiel bietet auch hinsichtlich der Arbeitsbeziehungen der beiden Meister Anhaltspunkte. (B. 240) Das Porträt wird in Berckenhagens GEuvrekatalog noch als ein Werk von Pesne behandelt und in die Zeit zwischen 1715 und 1718 datiert. 11 Als ein Werk Mányokis wurde das Bildnis zuerst - anläßlich einer Ausstel­lung - von Börsch-Supan veröffentlicht. Er brachte es mit Mányokis Berliner Aufenthalt im Jahr 1710 in Zusammenhang und nahm auch an, daß das repräsentative Dreiviertelbildnis zur Bildnisgalerie der Hofdamen der Kronprinzessin Sophie Dorothea im Schloß Monbijou gehörte. 12 Da aber das von Johann Friedrich Eosander von Göthe für Friedrich I. erbaute Schloß erst 1711 in den Besitz der Kronprinzessin gelangt war, korrigierte später Börsch-Supan die Datierung der erhaltenen Bilder der Folge - mit Ausnahme eines einzigen, 1712 datierten Bildes - auf die Zeit um 1711. 13 Die Hofdamengalerie im Prunk­saal des Lustschlosses bestand ursprünglich aus 10 Kniebildern, von denen sich heute nurmehr 5 identifizieren lassen. Mit Aus­nahme des Bildnisses Freifrau von Blaspiel sind es Arbeiten von Pesne. 14 Börsch-Supan hat zwar aufgrund der Inventare des Lustschlosses von 1738 und 1758 die Namen sämtlicher Dargestellten veröffentlicht, die Zahl der erhaltenen Bilder konnte aber bis jetzt nicht erweitert werden. So bleibt es einst­weilen auch unbekannt, ob Mányoki an diesem Vorhaben eventuell auch mit weiteren Porträts beteiligt war. 15 Aufgrund der zur Zeit bekannten Zahlenverhältnisse hat es den Anschein, daß der Auftrag für die repräsentative Folge im Jahr 1711 Antoine Pesne, dem eben (im Mai) ernannten Hof­maler, erteilt wurde, der den in Berlin weilenden Mányoki, der wegen seiner früheren Arbeiten Verbindungen zu den Hofkrei­sen hatte, in die Ausführung einbezog. Die Beteiligung Mányokis kann man sich kaum anders erklären. Die für den zentralen Saal des Schlosses Monbijou vorgesehenen Bilder wurden - wie aus den Zeichnungen in der Beschreibung von Heinrich Schlichting, „Ihro Königl. Majestaedt Gärtner", von 1725 hervorgeht - in der Wandzone oberhalb der Fenster sowie über den vier Eckkami­nen untergebracht. 16 Durch die vorgesehene Anordnung in der Höhe waren das relativ große Format und der Dreiviertelaus­schnitt bedingt. Für letzteren gab es bei weiblichen Bildnisfolgen um 1710 noch kaum Beispiele, aber er könnte auch durch das Format und den Ausschnitt der damals schon üblicheren Offi­ziers- und Feldherrngalerien angeregt worden sein. Es muß noch hinzugefügt werden, daß sich nach der Beschreibung Schlich­tings im Schloß Monbijou eine weitere Kniebildfolge von Käm­merern und ausländischen Diplomaten befand, wohl ein ikono­graphisches Pendant zur Hofdamengalerie. 17 Der Charakter und der innerhalb der Möglichkeiten der Gat­tung erhebliche thematische Abwechslungsreichtum der Hof­damengalerie wurde von Pesne bestimmt: Er charakterisierte die Damen durch unterschiedliche Beschäftigungen. Diese „ak­tive" Darstellung hat auch Mányoki verpflichtet. Er zeigt die Dargestellte in einer nach rechts geöffneten Landschaft mit weitem Horizont, mit einem steigenden Hund im Vordergrund und einem Papagei auf dem Ast eines Baumes, der sich an­schickt, auf die ausgestreckte Hand der Dame zu fliegen. Ähn­lich reich inszenierte, sozusagen „thematische" Bildnisse sind im Schaffen Mányokis vor diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Offensichtlich hat er dieses Bildnis entsprechend den An­forderungen der repräsentativen Folge aufgrund von französi­schen Vorbildern ausgeführt. Genau bestimmbare Quellen sind unter den Werken Nicolas Largillières zu finden, die ihm über Kupferstiche von Pierre Drevet und Nicolas Chasteau zu­gänglich waren. Die Komposition des Bildnisses der Freifrau von Blaspiel folgt gänzlich - wiewohl, bedingt durch den Stich, spiegelverkehrt - einem Werk Largillières aus den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts, das ihm durch Chasteaus Kupfer­stich von 1710 bekannt gewesen sein mochte, während er gewisse Details der Darstellung nach einem Kupferstich von Drevet ausführte. 18 Mányoki wollte aber das kompositioneile Instrumentarium auch auf andere Weise zeitgemäßer gestalten. So ergänzte er das Bildnis nach dem Muster Largillières - einst­weilen einzig in der Folge - mit einem Landschaftshintergrund. Darin folgte er aber nicht grafischen Vorlagen, sondern eher Kompositionen von Pesne aus dieser Zeit. Darauf weisen jeden­falls die starken Ähnlichkeiten in den Motiven und in der Far­benwelt der landschaftlichen Umgebung hin, die sich an Pesnes 1711 gemaltem Bildnis des Prinzen Friedrich Ludwig, des Sohnes der Kronprinzessin Sophie Dorothea, beobachten lassen. 19 Trotzdem hebt sich das Bildnis der Freifrau von Blaspiel mit seinem Kolorit, der Detailfreudigkeit und der etwas harten, zeichnerischen Malweise von den übrigen, von Pesne gemalten Stücken der Folge ab. In der Farbwahl hielt sich näm­lich Mányoki nicht an deren Braun-, Ocker- und moosgrünen Tönen und gelblicher Lasurfläche, sondern an Pesnes sonstigen Werken aus dieser Zeit, die ebenfalls auf den Tonkontrasten der schwärzlich dunklen Umgebung, der metallen kalten Farben und der durch Glanzlichter belebten Draperien aufgebaut sind. 20 Die vorherrschende Farbzusammenstellung, das weiße Inkarnat und die mit blauer Draperie belebte hellrosafarbene Kleidung, läßt sich über den Einfluß von Pesne hinaus auf die Wirkung direkter französischer Vorbilder, so auf die im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts für Largillière bereits bezeich­nende kraftvolle, frische Behandlung der Farben, zurückführen, ebenso die Wahl der Komposition. Im Vergleich zu den nur annähernd datierbaren Stücken der 1711 begonnenen Hof­damengalerie ist die Entstehungszeit von Mányokis Bildnis genauer einzugrenzen: Da er im Januar 1712 dem Fürsten Rákó­czi nach Danzig gefolgt ist - er stand ja damals noch in seinen Diensten -, muß das Bildnis zum Jahresende 1711 vollendet gewesen sein - vermutlich gleichzeitig mit der in einem Detail des Hintergrunds modifizierten Variante, die sich auch heute im Besitz von Nachkommen der Dargestellten befindet. (B. 241) Mit dieser Berliner Periode Mányokis läßt sich noch ein wei­teres Werk verbinden, in dem er gleich dem Bildnis der Freifrau von Blaspiel einer genau bestimmbaren Vorlage folgte beziehungs­weise diese kopierte. Die junge Frau an einem Toilettentisch mit einer Perle in der Hand in der Ungarischen Nationalgalerie ließe sich auf stilkritischer Grundlage schwerlich im Lebenswerk unterbringen (B. 330). Dies wurde durch ein in Berlin bewahrtes Bildnis ermöglicht, das nur in den Gesichtszügen und in manchen Requisiten von dem Bild in der Ungarischen National­galerie abweicht. 21 Da Mányokis Bild nicht nur in der Komposi­tion, sondern auch in den Farben mit dem Berliner Bild überein-

Next

/
Thumbnails
Contents