Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Vorwort
die Annahme liegt dennoch auf der Hand. Mányoki konnte ja seine Ausbildung und seine Erfahrungen im Bereich des repräsentativen höfischen Bildnisses am ehesten durch ein vollendetes Bild vor Rákóczi unter Beweis stellen, wenn es um den Posten eines Hofmalers ging. Das früher nur angenommene Bildnis konnte aufgrund des Porträts der Fürstin Rákóczi von David Richter aus dem Jahr 1704 identifiziert werden. 39 Da sich die Fürstin und Mányoki später nie wieder begegneten, darf das Bildnis auf die Zeit des Aufenthaltes der Fürstin in Berlin im April 1707 40 datiert werden, sofern das erhaltene Exemplar nicht - wie sein Pendant - eine spätere Replik des Malers ist. (B. 301) Das Bildnis der Fürstin Rákóczi ist eines der letzten Werke aus der Berliner Schaffenszeit Mányokis, das im Vergleich zu den 1706/07 ausgeführten Bildnissen der Offiziersgalerie erheblich zurückhaltender und in der Art der Gestaltung starrer angelegt ist. Während bei den Offiziersbildnissen im Sinne des Typs und der Bestimmung der Werke ein schwungvoller, zuweilen kraftvoller und sogar martialischer Charakter zugelassen wurde und sogar erforderlich war, spielten hierbei in erster Linie die formalen und stilistischen Anforderungen der offiziellen Herrscherporträts eine Rolle. Maßgebend und vorbildlich waren für Manvoki offensichtlich die repräsentativen Bildnisse Friedrich Wilhelm Weidemanns, vor allem seine Bildnisse Friedrichs I. und der Königin Sophie Charlotte. 41 Am Bildnis der Fürstin Rákóczi klingt in der zeichnerischen, mit Glanzlichtern betonten Fläche des Brokatkleides und vor allem des Umhangs sowie in der harten, linearen Konstruktion des Faltenwurfs einiges von der schwerfälligen Dekorativität der preußischen Repräsentationsporträts mit. Vor allem diese Vereinfachung der Formbildung, der nachlassende kompositionelle Schwung und die Rücknahme der Plastizität zeigen an, daß Mányoki die frühere französische Eleganz seiner Bildnisse teilweise aufgab und sich am kargeren Geschmack der preußischen höfischen Bildnisse zu orientieren suchte. Derselbe Wechsel ist zu beobachten - ergänzt durch einige formale Schwerfälligkeit und Unproportioniertheit in der Komposition - an dem zum Kniebild ergänzten Bildnis, das nach zwei früheren Darstellungen der Sophie Dorothea von Celle in zwei Phasen ausgeführt wurde und in dem eben anhand der wohl erfaßbaren und identifizierbaren Eigenarten des Bildnisses der Fürstin Rákóczi als eine letzte Berliner Arbeit Mányokis vermutet werden kann. (B. 307) Wenn die im Zusammenhang mit der Zuschreibung aufgeworfene Möglichkeit stichhaltig ist, und man hinter 25. Friedrich Wilhelm Weidemann (1668-1750): Sophie Charlotte Königin von Preußen, vor 1705 Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin, Schloß Charlottenburg der Ergänzung des ovalen Brustbildes (die gleichzeitig mit der noch in Arbeit befindlichen Offiziersfolge lief), einen Auftrag der Tochter der Dargestellten, der Kronprinzessin von Preußen vermuten darf, dann könnte in Mányokis Brief an den Fürsten Rákóczi die „favorable Condition", deren Aufgabe Mányoki etwas enttäuscht erwähnte, die erhofften späteren Aufträge des Kronprinzenpaares, die verheißungsvolle Möglichkeit des Fortkommens am Hof, bedeutet haben. 42 ANMERKUNGEN 1 Hagedorn 1755, 258. 2 Börsch-Supan 1966, 12, dort werden aufgrund des „livre de raison" von Rigaud zwischen 1694 und 1731 die Bildnisaufträge von elf deutschen Fürsten beziehungweise Kurfürsten aufgezählt, ferner wird auf weitere sechs Porträts Largillières bezug genommen, die dieser zwischen 1700 und 1714 von Angehörigen deutscher Fürstenhäuser ausführte. 3 Börsch-Supan 1966, 25, 84, Nr. 24: Bildnis des Prinzen Carl Philipp von Hannover, um 1688 (Göttingen, Kunstsammlungen der Universität); Dalberg 1990, 135, Nr. 168: Bildnis des Bildhauers Blumenthal, um 1690/96 (Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum). 4 Biermann 1914, I, XLVI; Thieme-Becker XXIX, 1935, 208; außer den dort angeführten Werken befindet sich ein weiteres weibliches Bildnis von Rundt im Warschauer Nationalmuseum, s. bei Chudzikowski 1964, Nr. 192. 5 Eine umfassende Ubersicht über die höfische Malerei unter Friedrich I. bei Bartoschek 1995, 28-34. 6 Gerson 1942, 223-226; Börsch-Supan 1966, 20-21; Katalog Potsdam 1985, 72 (G. Bartoschek); Bartoschek 1985, 33-35; Bartoschek 1988, 134-148; Bartoschek 1995, 28; Börsch-Supan 2000, 9-12. 7 Über die Tätigkeit der beiden am Berliner Hof: Börsch-Supan 1966, 21; Bartoschek 1985, 35; Bartoschek 1995, 29-30 und daselbst (Abb. 2) das Bildnis Friedrichs III., um 1688, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam, Neues Palais. 8 Börsch-Supan 1966, 21; Katalog Potsdam 1985, 72. 9 Bartoschek 1985, 36; Bartoschek 1995, 29-30.