Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Vorwort
wurde. Das als erstes gekennzeichnete Bildnis des Predigers steht nämlich in der Gestaltung mancher Details des Gesichtes (Augenpartien, Nase, Haare) dem zur Zeit verschollenen Porträt des Kapitäns Marwitz am nächsten. (B. 290) Marwitz kam im März 1706 als Kapitän in das Regiment des Kronprinzen, wurde aber bereits am 1. Januar 1707 zum Major befördert. 28 Laut der (zur Zeit bekannten nachträglichen) Inschrift stellt ihn das Bildnis als Kapitän dar. So ist dieses Gemälde - als einziges der gesamten Folge - genau zu datieren, nämlich auf das Jahr 1706. Die nahe Verwandtschaft der beiden Werke und die daraus folgende angenommene Ubereinstimmung ihrer Entstehungszeit erlaubt den Schluß, daß Mányoki die Arbeit an der Folge im Jahr 1706 in Angriff nahm. Um das Zentrum dieser beiden Bildnisse lassen sich stilistisch und zeitlich folgende vorhandene Porträts gruppieren: Leutnant Kahlenberg, Leutnant Gottscher, Fähnrich Denneval, die Leutnants Dehlstrang, Kyau und Wobeser sowie das Bildnis des Leutnants Finckenstein, das in der Farbgebung mit jenen verwandt ist. (B. 247, 248, 258, 262, 274, 276, 320) Diese frühen Stücke der Folge machen einen etwas trockenen und in der Formgebung etwas harten Eindruck. Die energischen Formen des Gesichts sind mit einer deutlichen Linienführung präzise, aber zusammenfassend gemalt. Die Haare sind überall großzügig und leicht gestaltet, mit gedämpften Glanzlichtern. Das Inkarnat ist hell, an der Stirn gelblichgrau, das übrige Gesicht etwas rötlich, am Haaransatz und an den Konturen des Gesichts mit bräunlichen Schatten. Der Blick ist entschlossen, der Gesichtsausdruck spiegelt kaum Gefühle wider. Der Hintergrund ist in diesen Bildern - aber auch in einem Teil der übrigen - aus verschiedenen Brauntönen gestaltet, neben dem Kopf oft mit hellen, grünlichen Stellen. Im trockenen Charakter, in der Farbgebung und in der Lichtbehandlung der hierhergezählten Bildnisse lassen sich Eigenarten der englischen Porträtmalerei, vor allem des von Godfrey Kneller vertretenen Porträtstils erkennen. Es ist anzunehmen, daß diese Einflüsse Mányoki durch die Werke Friedrich Wilhelm Weidemanns erreichten, der laut Zeugnis des Bildnisses der Kronprinzessin Sophie Dorothea aus dem Jahr 1707 29 die in Knellers Werkstatt erworbenen Kenntnisse in seinen Darstellungen von privatem Charakter authentischer vermittelte als in seinen offiziellen Arbeiten von repräsentativer Bestimmung. Ebenfalls aus der Berliner höfischen Bildnismalerei dürfte die kräftige Formgebung herrühren, die aufgrund des erhaltenen Bildnisses von Michael Schröck sowie aufgrund der oben angeführten Gründe möglicherweise auf die unmittelbare Wirkung des Preßburger Malers verweist. Diese Gestaltungsweise macht sich nämlich an den Bildnissen des Ehepaares Wied-Neuwied aus dem Jahr 1704 noch nicht bemerkbar, sollte aber für die Bildnisse der Offiziersfolge - mit wenigen Ausnahmen - auch im weiteren kennzeichnend bleiben. Innerhalb der Gesamtheit der Folge erlauben die Zusammengehörigkeit beziehungsweise die verwandten Züge weitere Gruppierungen, an denen nach einer inneren malerischen Logik eine annehmbare zeitliche Abfolge erkennbar wird. Der graubraun beziehungsweise bräunlichgrün gemalte und um den Kopf herum etwas aufgehellte Hintergrund der früheren Stücke bleibt als ein bezeichnendes Merkmal auch in den Bildern der nächsten, in gewisser Hinsicht zusammengehörigen Gruppe erhalten. Die Unterschiede zu den bisher aufgezählten Porträts zeigen sich hingegen in den Gesichtern mit etwas weicheren 15. Godfrey Kneller (1646-1723): Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach, 1689 Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum Zügen und Konturen, die zugleich sensibel geformt sind. An den hierher gehörenden Bildnissen der Leutnants Bonnevald, Lange und Villadin wird diese Weichheit der Form durch die Tonmalerei der Oberfläche und durch eine sorgsame Pinselführung erreicht, während an weiteren Stücken, an den Darstellungen des Majors Treskow, des Leutnants Lochstädt und des Generalleutnants Konrad Finck von Finckenstein beziehungsweise an den Bildern des Kapitäns Maupas und des Oberstleutnants D'Oursal wird dies durch eine großzügigere, pastose Pinselführung gewährleistet. (B. 243, 255, 277, 282, 291, 295, 312, 316) An den Bildnissen Lange, Bonnevald und Villadin wird die Darstellung - abweichend von den bisherigen - auch durch die Erstarkung des psychischen Motivs anspruchsvoller: Das Gesicht ist wesentlich ausdrucksvoller, der Blick gefühlvoll. In dieser Gruppe ist es das Bildnis Villadin, das - als alleiniges Stück der gesamten Folge - die meisten und eindeutigsten persönlichen Züge des Porträtisten Mányoki und das meiste von seiner Handschrift aufweist: Diese lassen sich in der gefühlvollen Darstellung des Gesichts und in der malerisch sensiblen Behandlung der Details beobachten. Die Bildnisse Leutnant Lange, Leutnant Lochstädt, Generalleutnant Finck von Finckenstein, Kapitän Maupas und Oberstleutnant D'Oursal werden darüber hinaus durch die ähnliche Malweise und den anspruchsvollen Kolorismus der mit abwechslungsreichen Tönen in Ocker, Gelb und Rosa belebten Harnische als zeitlich einander nahestehende Stücke ausgewiesen. Aufgrund von formalen und stilistischen Merkmalen läßt sich dieser Gruppe noch das Bildnis des Leutnants Joachim Christian Treskow zuordnen, das vermutlich noch vor der Beschreibung Puttka-