Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

Nachdem sich Friedrich L 1701 zum König in Preußen erhoben hatte, begann der Ausbau der preußischen Hauptstadt zur wirklichen Residenzstadt, und dies führte zu einer zunehmenden Intensivierung der künstlerischen Tätigkeit. 14 Manvoki fühlte sich im Jahr 1703 wohl durch diesen Auf­schwung und durch den gestiegenen Anspruch auf ausgebildete Meister von Berlin angezogen. Es ist allerdings wahrscheinlich, daß die Periode in Hannover beziehungsweise die Verbindun­gen zum dortigen Hof für Mányoki den Zugang zu den höfi­schen Kreisen von Berlin begünstigten, wobei Andreas Scheits wieder einmal eine Rolle gespielt haben könnte. Sophie Char­lotte, Königin in Preußen war nämlich eine Tochter des Kur­fürsten Ernst August von Hannover, stammte also aus jener Linie des Weifenhauses, in dessen Diensten Scheits stand. Man kann dem Umstand besondere Bedeutung zumessen, daß Mányoki neben den oben genannten Meistern von Rang mit der preußischen Herrscherfamilie in Beziehung kam und von Kron­prinz Friedrich Wilhelm bedeutende Aufträge erhielt. Dabei spielte vielleicht die Gewohnheit eine Rolle, daß sich die Tätigkeit der Bildnismaler am Hof zuweilen nur auf ein Mitglied der Herrscherfamilie beschränkte. Anton Schoonjans arbeitete zum Beispiel hauptsächlich für Königin Sophie Charlotte. 15 Nach der Lebensbeschreibung bei Hagedorn kam Manvoki durch die Vermittlung des Obersten der Kavallerie Theodor Briou mit dem Kronprinzen in Berührung. Friedrich Wilhelm besuchte ihn in Gesellschaft des Obersten Briou und besichtigte seine Werke, worauf er ihn mit der Ausführung einer Offiziers­galerie seines Regiments beauftragte. 16 Diese Angabe läßt sich mit einem Teil der Bildnisfolge in Zusammenhang bringen, von dem ein Stück, das Bildnis des Kapitäns Printzen, zuerst von Helmut Börsch-Supan als ein Werk von Mányoki veröffentlicht wurde. 17 Die Folge zeigt die Offiziere des Infanterieregiments Nr. 6. Das Regiment wurde 1675 für den jeweiligen Kurprinzen aufgestellt, diente aber erst ab 1704 als „Leibgardenregiment" des preußischen Kronprinzen. Achtundachtzig Offiziere taten in diesem Regiment Dienst, so ist anzunehmen, daß die voll­ständige - offenbar nach und nach erweiterte - Folge min­destens soviel Stücke enthielt. 18 Diese Bildnisfolge wurde bis 1820 im königlichen Jagdschloß Königs Wusterhausen bewahrt, später zusammen mit weiteren, vom Ende des 17. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts reichenden Regi­mentsgalerien des Kurfürstentums Brandenburg bzw. des Kö­nigreichs Preußen am bevorzugten Aufenthaltsort der preußi­schen Herrscher, im Stadtschloß von Potsdam untergebracht. 19 Von Puttkamer berichtete 1866 von der Folge an diesem Aufbe­wahrungsort und zählte 65 Stücke auf, was jedoch nicht voll­ständig sein kann, denn 1820 waren noch 79 Bildnisse vorhan­den. 20 Bis heute haben sich 55 Bilder erhalten, ein weiteres, noch bei Puttkamer angeführtes Stück konnte ich anhand von Literaturangaben identifizieren. (B. 290) Die zur Zeit vorhande­nen Stücke der Offiziersgalerie werden heute wieder in Königs Wusterhausen aufbewahrt. 21 Die Bildnisgalerie wurde in der Kunstgeschichte eigentlich nicht behandelt, die Mitteilung Puttkamers bietet nur Anhalts­punkte bezüglich des einstmals vollständigeren Zustandes der Offiziersgalerie in königlichem Besitz. 22 Helmut Börsch-Supan beschränkt sich im Katalogtext hinsichtlich der Folge auf die Feststellung, daß die Offiziersgalerie mindestens von vier Hän­den stammt, unter denen nur Mányoki mit Sicherheit auszu­machen sei. 23 Er schrieb dem Maler damals nur ein einziges Stück zu, das Bildnis des Kapitäns Printzen, und datierte es in die Jahre um 1705. Einen weiteren Meisternamen erwähnt er im Führer durch das Schloß Charlottenburg, den vormaligen Auf­bewahrungsort der Bilder, wo er die Offiziersgalerie neben Mányoki Samuel Theodor Gericke und weiteren unbekannten Meistern zuschrieb, 24 wobei er wohl von der damaligen Praxis ausging, daß die Bildnisse nach im vorhinein festgesetzten Maßen von den Dargestellten selbst in Auftrag gegeben und dem Inhaber des Regiments zur Verfügung gestellt wurden. Aufgrund von Argumenten, die nachstehend angeführt werden sollen, bin ich der Meinung, daß der bedeutendere Teil der zur Zeit bekannten Stücke der Folge als Arbeit von Mányoki ange­sehen werden darf. Aus den erhaltenen 55 Bildnissen darf man also 40 als Mányoki gelten lassen, (eines davon, das Bildnis von Kapitän von Rohr, befindet sich heute im Privatbesitz), außer­dem das verschollene, aus der Literatur identifizierte Porträt des Kapitäns von der Marwitz. Die übrigen 15 erhaltenen Bildnisse sind meines Erachtens nicht die Arbeiten Mányokis, und be­züglich der fehlenden 24 Stücke stehen gar keine Angaben zur Verfügung, die irgendwelche Schlüsse auf die Autorschaft zu­lassen würden. Kein einziges Stück der Folge ist signiert oder datiert. Die Teil­nahme Mányokis am Vorhaben ist nur durch Hagedorn bezeugt, der den genauen Zeitpunkt des Auftrags nicht angibt, doch geht aus seiner Formulierung eindeutig hervor, daß es sich um einen persönlich erteilten Auftrag des Kronprinzen handelte, der sich auf Bildnisse seines Offiziersstabs, also auf eine Folge bezog. 25 Das ante quem, der Sommer 1707 ist durch das Eintreffen Mányokis in Ungarn gegeben, bezüglich des Beginns der Arbei­ten und der schätzungsweisen Reihenfolge der Ausführung gibt es andere Anhaltspunkte. Die Feststellung der möglichen Rei­henfolge der Entstehung ist kein Selbstzweck, denn die Rekon­struktion und Gliederung der Arbeitsphasen ist unerläßlich, wenn man die Wandlungen des Stils während der langen, etwa anderthalb Jahre umfassenden Zeit der Ausführung verfolgen will und die innere Logik der Beziehungen zwischen den male­risch ziemlich unterschiedlichen Werken erkennen möchte. Die von Mányoki stammenden Stücke tragen eine zeitgleiche, aus­führliche Inschrift, deren Schriftbild der Handschrift des Malers entspricht, sowie eine weitere aus dem 19. Jahrhundert, in der neben dem Namen des Dargestellten der Zeitpunkt der Rang­erhöhung angegeben ist, meistens übereinstimmend mit dem Datum in der Originalinschrift. 26 Der auf diese Weise angegebe­ne Zeitpunkt der Rangerhöhung markiert also bei den einzelnen Stücken die untere Grenze, das post quem der Entstehungszeit. Entsprechend der Praxis bei Anlegung von Offiziersgalerien kann man den Beginn der gesamten Bildnisfolge in die Zeit nach der Ernennung des neuen Kommandanten der zum Leib­gardenregiment erhobenen Garde ansetzen: Albert Konrad Finck von Finckenstein wurde am 21. März 1705 zum Gene­ralleutnant befördert und an die Spitze der Garde gestellt. 27 Das erste Stück der Folge stellt aber nicht ihn, sondern den Feld­prediger des Regiments dar. Die alte Beschriftung des Bildnisses des Feldpredigers Bolius endet nämlich einzigartig für die Folge mit der Bemerkung „le fec[it]", was die Bestimmung der frü­hesten Stücke - aufgrund der stilistischen Eigenarten des Bild­nisses - ermöglicht. (B. 242) Diese verhelfen uns auch dazu, das Jahr zu bestimmen, in dem die Arbeit in Angriff genommen

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