Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

OEUVREKATALOG - B. Zuschreibungen (B. 230-337)

Aus einem Halbfigurenporträt umgearbeitetes, an allen Seiten angestücktes ganzfiguriges Bildnis der Markgräfin in goldbraunem Brokatkleid mit rotem Hermelinmantel. Hinter ihr rötlichbrauner Lehnstuhl, zu beiden Seiten goldverzierter blauer Vorhang. Aufgrund der Beschriftung auf der Rückseite galt das Bild in der Literatur früher als eine Arbeit von Andreas Möller von 1719. Der Texttyp entspricht aber nicht den üblichen Signaturen Möllers: „Möller pinxit" beziehungsweise „peint par Möller" (zum Beispiel Christiane Sophie Wilhelmine Prinzessin von Bayreuth, 1718; Kurfürstin Christiane Eberhardine, die Gemahlin Augusts des Starken, 1720; Kurfürstin Christiane Eberhardine, 1723; Madame Chambers, 1729, vgl. Marx 1975, 46; Marx 1981, 42, 44, 45). Die deutsche Bezeichnung und die Bestimmung der Dargestellten dürfte also eher eine nachträgliche Beschriftung als eine Signatur sein. Bei meiner letzten Veröffentlichung glaubte ich im Bild eine gemeinsame Arbeit von Mányoki und Möller zu erkennen und nahm an, daß der halbfigurige Mittelteil von Mányoki aus den Jahren um 1714/15 stammt, während die Ergänzung zur Ganzfigur und der Hintergrund die Arbeit von Andreas Möller sein könnte, die der dänische Maler wohl während seines Dresdner Aufenthaltes von 1723 ausführte. Die Zuschreibung der Halbfigur an Manyoki beruhte auf der Lichtbehandlung, der Art und Weise der Gestaltung der Stoffe und der Details, ferner der Proportion von Bildfläche und Figur, die das Bild wie bei einer Folge an die weiblichen Bildnisse der Fürstenfamilie Anhalt-Dessau, die Darstellungen der Henriette Agnes, der Johanna Charlotte sowie der Fürstin Anna Luise von Anhalt-Dessau bindet. (A. 56, 65, B. 231) Das um 1720/1722 datierbare, vor kurzem veröffentlichte Ganzfigurenbildnis der Königin Sophie Magdalena von Dänemark (A. 152) lieferte aber weitere Kenntnisse und neue Anhaltspunkte zur Beurteilung der Fähigkeiten Mányokis um diese Zeit, so daß ich nun der Meinung bin, daß auch die Ergänzung als Arbeit Mányokis gelten kann. Die statische Kompositions- und die wuchtige Gestaltungsweise, die für die Darstellung der Markgräfin Sophie von Brandenburg­Bayreuth bezeichnend sind, finden sich auch am Bildnis der Königin von Dänemark, unterscheiden sich aber markant von den gewählten Ganzfigurenkompositionen Möllers. Die Details hingegen, die von der Anregung von Louis de Süvestres Bildnis der Kurprinzessin Maria Josepha von 1719 zeugen (Säule, die üppige rahmende Draperie des Bildraums, die Materialgerechtigkeit des schweren Brokatstoffes, die Gestaltung der Hände), ermöglichen die genauere Bestimmung der Entstehungszeit der Ergänzung. All dies spricht dafür, daß die Umarbeitung des Halbfigurenporträts Mányoki zugeschrieben und in die Jahre um 1720 datiert werden kann. Die Eigenhändigkeit und die Datierung werden auch durch die bezeichnende Farbenharmonie von Goldbraun und Rot mit dem gedämpften Bläulichgrün als Farbe des Vorhangs im Hintergrund untermauert. Dieser Farbendreiklang herrscht auch in ähnlicher kompositioneller Verteilung 1720/22 im Bildnis der dänischen Königin vor. LITERATUR: Marx 1975, 46; Marx 1981, 45 (Möller, 1719); Buzási 1998, 68, 81, 104, Nr. 59 (Mányoki, mit der Ergänzung Möllers). B. 307 Farbtafel 2 SOPHIE DOROTHEA Prinzessin von Celle, „Prinzessin von Ahlden" (1666-1726) (?) Tochter von Georg Wilhelm Herzog zu Braunschweig­Lüneburg, ab 1665 Herzog von Celle (1624-1705) und der Eleonore Desmier d'Olbreuse (1639-1722). 1682 vermählt mit ihrem Vetter, Georg Ludwig, dem späteren Kurfürsten von Hannover (1660-1727), der 1714 unter dem Namen Georg I. König von England geworden ist. Die Ehe wurde schließlich 1694 wegen Sophie Dorotheas Affäre mit dem Grafen Philipp Christoph von Königsmarck geschieden. Die Prinzessin wurde von ihrem Gatten in das Amtshaus nach Ahlden an der Aller verbannt. In ihrer Ehe wurden Georg August, der spätere König Georg II. von England sowie Sophie Dorothea, die spätere Gattin Friedrich Wilhelms I. von Preußen geboren. LITERATUR: Röhrbein-Rohr 1995,16, 26, 63 (Stammtafel). Um 1694, die Ergänzung: 1707 (?) Öl, Leinwand, 127x99 cm (der ovale Mittelteil: 75,5x55 cm) Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin, Schloß Charlottenburg Inventarnummer: GK I 3030 Provenienz: Vermutlich Berlin, Königliches Schloß Bildnis einer jungen Dame mit dunkelbraunem Haar, in blauem, silberfarbig geziertem Kleid und goldgemustertem roten Mantel. Das ursprüngliche ovale Brustbild wurde später zum Kniestück umgearbeitet und um einen Landschaftshintergrund mit Ausblick nach rechts ergänzt. Das Bildnis wurde zunächst als Pesne, später als Werk eines unbekannten Malers geführt und in jüngster Zeit Noël III. Jouvenet zugeschrieben, der zwischen 1685 und 1695 als Hofmaler in Hannover wirkte. Die Dargestellte galt zunächst als unbekannt, in der jüngeren Literatur wurde sie als die Gattin von Friedrich I., König in Preußen, geborene Prinzessin Sophie Charlotte von Hannover (1668-1705), angesprochen. Hinsichtlich der Identität der Dargestellten käme aber auch eine andere Bestimmung in Frage. Das Bild entspricht in erster Linie in den Gesichtszügen, der Einstellung des Kopfes und des Oberkörpers - also im wesentlichen im Detail der ovalen Originalkomposition ­einem verschollenen, heute nur mehr von einem Archivfoto bekannten Halbfigurenbild der Schwägerin von Sophie Charlotte, der Herzogin Sophie Dorothea von Celle. Die Entsprechung betrifft in diesem Fall nicht nur die Person der Dargestellten, sondern auch die Vorlage des halbfigurigen Mittelteils des Charlottenburger Bildnisses, die nach meiner Vermutung eine Variante der auf dem Archivfoto überlieferten Komposition gewesen sein könnte. An der jüngsten Röntgenaufnahme ist deutlich zu erkennen, daß die

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