Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)
Vorwort
Verkauf dieser Bilder, jedoch ohne Angabe eines Zeitpunktes darf man sie bei einer Übersicht des künstlerischen Nachlasses von Mányoki nicht unberücksichtigt lassen. Die im Verzeichnis angeführten eigenhändigen Bildnisse sind zumeist Darstellungen von Mitgliedern der sächsischen Herrscherfamilie, überwiegend Kopien - teilweise anscheinend aus früheren Zeiten. Die Bildnisse von August IL, dem damaligen Kronprinzen und späteren August III. und dessen Gemahlin Kurprinzessin Maria Josepha sind vermutlich Arbeiten aus der Zeit vor 1733, (A. 6, 8, 101), während die in Arbeit genommene Kopie und eine unvollendete Variante des Bildnisses der Prinzessin Maria Amalia Christina, der Tochter Augusts III., nach der Formulierung des Inventars vor deren Vermählung mit Karl IV., dem König beider Sizilien, um 1738 entstanden sind. (B. 287/d-e) Diese Angabe läßt sich vielleicht mit jenem bereits erwähnten, ganzfigurigen, vollendeten Exemplar in Zusammenhang bringen, das in der Sammlung auf Burg Rotenstein (Cerveny Kamen) bis jetzt als Bildnis einer unbekannten Prinzessin geführt wurde (B. 287). Ebenfalls eine Kopie ist das Bildnis Augusts III. aus seiner Regierungszeit, das Porträt seines Sohnes, des Kurprinzen Friedrich Christian, dürfte hingegen ein Original gewesen sein, desgleichen die Darstellung „Ein Kopf" - wohl eine Kopfstudie - von Karl IV. von Bourbon, König beider Sizilien, dem Schwiegersohn von August III., der möglicherweise als Pendant zu dem oben erwähnten Bildnis der Maria Amalia entstand. (A. 11, 12, 51, 70) Unter den Mitgliedern des Dresdner Hofstaates ist im Inventar einzig das Bildnis des Kabinettssekretärs Alexander Heinrich Siepmann angeführt, zum gleichen Auftragskreis gehörten wohl auch die Bildnisse des Grafen Esterházy und seiner Gemahlin, deren Dargestellte Miklós Graf Esterházy aus dem Zweig von Tata sowie seine Gemahlin Maria Anna Lubomirska waren. (A. 45, 46, 149) Genau wie bei den zuvor genannten Porträts, haben wir mangels erhaltener Werke nur aus dem Inventar Kenntnis davon, daß Mányoki in je einer Kopie auch den Prinzen Eugen von Savoyen sowie einen leiblichen Sohn von August dem Starken, Johann Georg Chevalier de Saxe gemalt hat. (A. 47, 64) Zwei Selbstbildnisse Mányokis sind im Nachlaßverzeichnis erwähnt, jedoch zu wenig präzisiert, um identifiziert werden zu können (A. 94, 95), genauso gering ist die Chance, von den mit zwei Ausnahmen als Original bezeichneten Charakterköpfen und Genrefiguren („Inventions Stück") aufgrund der karg formulierten Erwähnung auch nur ein einziges Werk dem Œuvre zuzuführen. Von achtunddreißig Bildern wissen wir oder können mit Vorbehalt behaupten, daß sie von Mányoki stammen. Die übrigen sind entweder Werke anderer, namentlich genannter Maler oder es ist ausdrücklich vermerkt, daß sie von unbekannter Hand stammen. Insgesamt nur neun Bilder scheinen Originale gewesen zu sein, fünfzehn werden als Kopien bezeichnet, vierzehn waren unvollendet oder nur skizziert. Wie man es nun betrachten will, es ist auf alle Fälle ein bescheidener Nachlaß nach einer künstlerischen Laufbahn von fast sieben Jahrzehnten, bescheiden auch in der Hinsicht, daß die hohe Zahl der Kopien - selbst wenn diese nach seinen eigenen Arbeiten ausgeführt wurden - die Häufigkeit von Routinearbeiten in höfischem Auftrag nahelegt. Es gibt allerdings keine Erklärung dafür, warum der Maler, der laut seiner Briefe meist finanzielle Schwierigkeiten hatte, seine zwei Jahrzehnte zuvor, gewiß im Auftrag gemalten Porträts von August II. und August III. und von der Gemahlin des letzteren nicht ablieferte, genausowenig wie einige weitere, im Inventar als vollendet angegebene, chronologisch nicht bestimmbare Bildnisse. Das ist eine der unbeantworteten Fragen des späten Schaffens, die genauso mit Mányokis bereits dargestellter, schwer geklärter Lage als Hofmaler zusammenhängen kann wie mit menschlichen Faktoren, die den Maler oder seine Auftraggeber betrafen. Im Nachlaß bietet zweifelsohne das Verzeichnis seines hinterlassenen Bücherbesitzes die meisten Neuigkeiten. In diesem Teil des Inventars sind 237 Bücher sowie 26 Handschriften zum Teil mit Buchcharakter aufgezählt. Die Zusammensetzung des Bestandes vermag unsere Kenntnisse von der Person des Malers nicht nur zu vervollständigen, sondern auch erheblich zu modifizieren. Wir hatten bislang keine Informationen darüber, daß er Interessen über die Grenzen der bildenden Künste hinaus gehabt hätte, und die bisher bekannten Quellen enthalten auch keine Andeutungen in dieser Richtung. Dahingegen verraten die Bestände seiner Bibliothek und die Themenkreise seiner - wohl zum Teil von ihm selbst stammenden - Handschriften keine geringe Versiertheit in der Medizin und ein weites Interesse für verschiedene Richtungen der medizinischen Chemie, ferner für Gebiete der Alchemie und sonstiger „magischer Wissenschaften". Die wissenschaftsgeschichtliche Bearbeitung und Auswertung der Büchersammlung, die sich vom Künstlerberuf als auffallend unabhängig und auch wegen ihrer Zusammensetzung ziemlich einzigartig ausweist, steht zwar noch aus und harrt eines Fachmanns, aber eine vorläufige, skizzenhafte Übersicht und Charakterisierung dürfte auch so aufschlußreich sein. Man gewinnt gänzlich neue Kenntnisse über den geistigen Hintergrund von Mányokis Leben, über den Charakter seiner Bildung. Man erhält über den Menschen Mányoki ein nuancenreicheres Bild und gewinnt auch Einblicke in sein Verhältnis zu seinem Beruf. Im Nachlaßinventar stehen von Nummer 64 bis Nummer 326 die Bücher und Manuskripte. Es handelt sich dabei um stark gekürzte Titelaufnahmen von wenigen Worten, fast immer unter Angabe von Erscheinungsort und Erscheinungsjahr, so daß sich auf dieser Grundlage die Mehrzahl der Bände identifizeren ließ. 13 Aufgrund des Formats der in Bibliographien identifizierbaren Bücher hat es jedoch den Anschein, daß die Größe im Nachlaß Verzeichnis nicht immer genau angegeben wurde. Die thematische Zusammensetzung der Bibliothek Mányokis läßt sich auf den ersten Blick als widerspruchsvoll charakterisieren. Zahlenmäßig ist der Bereich theologisches Schrifttum durch Erbauungsliteratur, Gebetsbücher, Predigten, Streitschriften sowie Gesangbücher und Psalter - am stärksten vertreten, in diese Gruppe lassen sich einstweilen 58 Werke einreihen. 14 Darüber hinaus besaß er fünf Bibeln, darunter so bedeutende Ausgaben wie die Übersetzung von Sebastian Castellio in der Basler Folioausgabe von 1573 und die achtbändige „Berlenburgische Bibel", ebenfalls im Folioformat. 15 Eine weitere, oft gar nicht entflechtbare größere Gruppe von Themenbereichen, die sich miteinander in Zusammenhang bringen lassen, bilden Bücher der Heilkunde und Arzneikunde, der Ars Medica oder Medicina, damals „Artzney Kunst" genannt, 16 ferner die diesen nahestehenden Werke der Chemiatrie (Iatrochemie, d. h. medizinische Chemie) 17 sowie Arbeiten zur reinen Chemie. 18 Insgesamt ließen sich in diesen Bereichen 41