Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

Obwohl Mányoki die meisten seiner Porträts in deutschen Gebieten schuf und sein Schaffen einen integrierenden Teil der Porträtmalerei des jeweiligen künstlerischen Milieus bildet, und obwohl sich der maßgebliche Teil seiner Werke auch heute in deutschen und polnischen Sammlungen befin­det, werden in den betroffenen Gebieten beziehungsweise Institutionen keine regelmäßigen Forschungen zum Maler oder zu seinen dort aufbewahrten Werken betrieben. Die Pu­blikationen der vergangenen Jahrzehnte befaßten sich nur sel­ten mit Mányoki, hauptsächlich im Zusammenhang mit gele­gentlich ausgestellten Werken von ihm. 44 Sofern sein Name in Attributionsfragen ins Spiel gebracht wurde, waren die Vorschläge umgekehrt ausgerichtet, so in den Monographien über Antoine Pesne und Louis de Silvestre, die beiden bedeu­tendsten Zeitgenossen und Weggefährten Mányokis, oder in den vorbereitenden Studien zu diesen. 45 Der Berliner Hofmaler Antoine Pesne (1683-1757) übte in gewissen Epochen tatsächlich einen augenfälligen Einfluß auf Mányoki aus, so daß die Verwandtschaft der Werke der beiden Meister bei der Zusammenstellung des Lebenswerks des letzteren bis heute eines der hauptsächlichen Probleme darstellt. Da der Name Pesne lange Zeit sozusagen als Sam­melbegriff für die norddeutsche höfische Bildnismalerei des Spätbarock stand, wird auch heute noch mehr als ein Bild Mányokis im Œuvre Pesnes geführt, darunter auch solche, die mit Recht dem ungarischen Maler zuzuschreiben sind. Die Ursache dafür liegt zum Teil darin, daß in der Pesne-Forschung früher die Gegenwart Mányokis in der Umgebung des Berliner Malers völlig außer acht gelassen und seine Autorschaft nicht einmal bei Werken, die in der Monographie Lázárs ihm zugeeignet sind, in Betracht gezogen wurde. In der bei der Beurteilung des Lebenswerkes von Mányoki bis heute unum­gänglichen Pesne-Monographie eines Autorenkollektivs unter maßgeblicher Beteiligung von Ekhart Berckenhagen, 46 in der teils analytisch, teils lexikalisch auch die Zeitgenossen und Nachfolger berücksichtigt werden, ist der Name Manvoki nicht einmal erwähnt. Seinem Berliner Schaffen begegnet man erst neuerdings, in erster Linie in den Ubersichten über die höfische Malerei der Jahre um 1700 und deren Hauptfiguren. 47 Unter diesen sind die Mitteilungen von Helmut Börsch-Supan die bedeutendsten, die diese durch Werke und Dokumente wenig vertretene Periode des Malers durch die Attribution zweier Gemälde ergänzte. 48 Da eines dieser Werke gerade aus dem Œuvre von Pesne ausgeklammert wurde, lieferte dies ein Beispiel für die fallweise Durchlässigkeit der beiden Lebens­werke und für die Möglichkeit der Zurückführung einzelner Werke in das Schaffen des ungarischen Malers. Es hat den Anschein, daß in Dresden, dem wichtigsten Schauplatz des Wirkens von Mányoki und der - in historischer Hinsicht - bedeutendsten Sammelstätte seines Lebenswerkes, der Person und der Tätigkeit des Malers lange Zeit weniger Interesse entgegengebracht wurde als er verdient hätte, wenig­stens was die Beteiligung seiner Werke an Ausstellungen be­trifft. So wird der Name des einstigen Hofmalers der sächsi­schen Herrscher in dem Ausstellungskatalog, der unter dem Titel „Barock in Dresden" die Regierungszeit und Kunst Augusts II. und Augusts III. umfaßt, nicht einmal genannt. 49 Seine Tätigkeit und seine Werke für den Dresdner Hof gerie­ten nur im Zusammenhang mit der höfischen Bildnismalerei der augusteischen Zeit in den Vordergrund, vor allem in den Arbeiten von Harald Marx. Er widmete in seiner Monographie über Louis de Silvestre (1675-1760) nach dem Uberblick über die Tätigkeit der am sächsischen Hof beschäftigten Zeitge­nossen auch Mányoki einen Abschnitt, in dem die Angaben zu seinem Leben und seinem Dresdner Wirken angeführt sind. 50 In einem umfassenden Aufsatz über die Dresdner Bildnis­malerei des Barock beschäftigte er sich eingehender mit dem Maler und ging neben der - vor allem auf Hagedorn begründe­ten - Würdigung seiner Laufbahn auch auf die Berührungs­punkte der Malerei Mányokis und einiger Zeitgenossen (Antoine Pesne und Andreas Möller) ein, in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der von Mányoki empfangenen Eindrük­ke. In einer späteren Arbeit gab er hingegen anläßlich der Darstellung dreier in Dresden bewahrter Werke Mányokis einen Uberblick über seine Biographie, verbunden mit einer Charakteristik seiner Malerei, besonders der Dresdner und Berliner Periode. 51 Gregor J. M. Webers neuerdings erschie­nene Arbeit hat vor allem hinsichtlich der kaum greifbaren Tätigkeit Mányokis am Hof besondere Bedeutung. Er gibt darin die Rekonstruktion und die ikonographische Bear­beitung der Panneau-Dekoration des ehemaligen Türkischen Palais, die auch ein Gemälde Mányokis enthielt. (A. 27) Aus seiner Analyse kann man sich von den höfischen Aufgaben des Malers in einem neuen Kontext ein Bild verschaffen und eine früher kaum deutbare Angabe zu seinem Werk besser begreifen. 52 Vor einigen Jahren, 1997, wurde unter dem Titel „Unter einer Krone..." in Warschau und Dresden eine großzügige Ausstellung veranstaltet, die die Epoche der gemeinsamen Geschichte von Polen und Sachsen behandelte und den Ergeb­nissen der höfischen Kultur und Kunst unter August dem Starken und August III. an beiden Residenzen gemäß ihrer Bedeutung den gebührenden Platz einräumte. 53 Diese Schau präsentierte den Maler in erster Linie anhand seiner Arbeiten für den Warschauer Hof, die sich heute in Polen befinden. Nach Jahrzehnten des zurückhaltenden Interesses für die Ar­beiten Mánvokis steuerte die polnische Forschung den Kennt­nissen zu seinem Lebenswerk Katalogtexte zu Porträts aus dem Warschauer Nationalmuseum, in denen zuweilen frühere Fehlattributionen korrigiert wurden, und vor allem die Veröf­fentlichung eines als Mányoki bislang unbekannten, sehr qualitätvollen Bildnispaars (Pszczyna, Múzeum Zamkowe w Pszczynie) bei. (A. 108, 109) Bislang wurde in Polen das Mányoki-Lebenswerk eher nur in der Forschung zu Silvestre beziehungsweise Pesne berührt, was im Falle von Pesne­Attributionen zur Korrektion von Lázárs falschen Zuschrei­bungen führte. 54 Und dies, obwohl der Sammlungskatalog des Warschauer Nationalmuseums zwölf Werke unter dem Namen Mányoki anführt, 55 allerdings wird so manche Zuschreibung an Mányoki vom Beginn des 20. Jahrhunderts 56 - eben laut Zeugnis des oben angeführten Katalogs - heute auch von der polnischen Forschung nicht mehr akzeptiert. Schließlich müssen wir noch auf die biographischen Unstimmigkeiten beziehungsweise Irrtümer eingehen, die von Zeit zu Zeit auftauchen und die zum Teil die auch heute beste­henden Ungewißheiten bezüglich der Kenntnisse über Mányo­ki anzeigen. Das ist der Fall im Sammlungskatalog des Warschauer Nationalmuseums in englischer Sprache, in dem

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