Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)
GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einführung in die Ausstellung
ihnen war János Megy ericsei, der vielerorts im Lande Inschriften abschrieb, aber - da er selbst aus Siebenbürgen stammte - in erster Linie als Begründer der Epigraphik von Dazien gilt. Daneben gewann auch das Sammeln und die Systematisierung von antiken Münzen immer mehr an Bedeutung zu, und die auf diese Weise gewonnenen Kenntnisse gingen dann auch in die Geschichtswerke ein. Antonio Bonfini verwertete zum Beispiel für seine Chronik Ungarns Rerum Hungaricarum Decades IV et dimidia auch die römischen Inschriftensteine und die Darstellungen römischer Münzen. Im 16. Jahrhundert ist dies immer mehr zu einer regelmäßigen Beschäftigung geworden, und es ist vielleicht nicht übertrieben, wenn man behauptet, daß sämtliche Humanwissenschaften der klassischen Philologie entwachsen sind. In Ungarn lebte diese Tradition kaum ununterbrochen. Die großen Quellenforschungen zur Geschichte waren mit der Tätigkeit der Jesuiten verbunden, und unter den bedeutendsten Vertretern dieser Richtung fanden sich auch noch im folgenden Jahrhundert die Jesuiten. Über die schriftlichen Quellen hinaus interessiert sich die Kunstgeschichte vor allem für die alten Bilder der gegenständlichen Hinterlassenschaft der Vergangenheit. Es fragt sich also einerseits, wann die Wissenschaftler auch die bildlichen - nicht nur schriftlichen - Quellen zu sammeln begannen, und andererseits, seit wann sie ihren Aufzeichnungen auch Zeichnungen hinzufügten. Die Angaben stammen auch hier aus früher Zeit: es ist zum Beispiel bekannt, daß sich unter den Schriften des Humanisten István Szamosközy von der Wende des 16./ 17. Jahrhunderts eine - heute verschollene - Zeichnung vom berühmten, aus der Budaer königlichen Schatzkammer stammenden goldenen Kruzifix des Fürsten Johann Sigismund von Siebenbürgen befand. Vom 18. Jahrhundert an sind mehrere Zeichnungen und Stiche von alten Bauten, Grabsteinen und Siegeln überliefert, im 19. Jahrhundert kamen ganze Sammlungen zustande, in denen zuweilen auch die Zeichnungen vorangegangener Wissenschaftler-Generationen eingegangen sind. Eine solche Sammlung aus dem Nachlaß des Archäologen Flóris Rómer besteht aus Skizzen von mehreren Bündeln, die sich bis zum Einsetzen der Fotografierung als wichtige wissenschaftliche Hilfsmittel erwiesen, heute hingegen unglaublich hohen Quellenwert besitzen. In unserer Ausstellung sind aus diesen - noch größtenteils nicht erschlossenen und systematisierten - graphischen Sammlungen nur einige Beispiele zu sehen. Mehrere knüpfen sich an die gewaltige Materialsammlung des Mátyás Bél für seine historisch-geographische Beschreibung des Landes: eine Zeichnung der Burg Diósgyőr mit Erklärung aus dem Jahr 1719, die heute bekannte früheste perspektivische Darstellung der Burg, die später zu einem nationalen Symbol wurde. Ebenfalls aus dem Nachlaß von Bél - aus der Kopie des Manuskriptes für das Komitat Vas - stammen Skizzen nach einigen römischen Steindenkmälern von Savaria. Die berühmte, vielzitierte Quellenausgabe, die von Georg Schwandtner 1746 in Wien herausgegebenen Scriptores rerum Hungaricarum mit dem Worwort Béls, enthält als Illustration zum Text der Thuróczy-Chronik den Großteil der Miniaturen der Bilderchronik - in Holzschnitte umgesetzt. Ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt aus dem Nachlaß des Ádám Rajcsányi eine bislang kaum bekannte heraldische Sammlung aus Federzeichnungen und Aquarellen, die erst neulich wieder aus dem Dunkel des Vergessens aufgetaucht ist. Von diesen zeigen wir einige Blätter mit Grabmälern und Siegeln. Die wissenschaftlichen Werke sind vom ausgehenden 18. Jahrhundert an von Kupferstichillustrationen begleitet: István Schönvisner veröffentlichte die römischen Steine von Savaria genauso wie die barocke Darstellung des heiligen Königs Stephan an einem Pfeiler des Doms von Győr, und dazu einen Rahmen mit Motiven der Beschläge vom Deckel eines spätmittelalterlichen Prunkkodexes. Aus dem Nachlaß von Wissenschaftlern vom Beginn des 19. Jahrhunderts - Alajos Mednyánszky, György Gyurikovics - sind noch einige Zeichnungen und Stiche nach teils mittelalterlichen, teils antiken Werken ausgestellt. Ende des 18. Jahrhundert setzte zwar schon die Beschäftigung mit den Denkmälern des Mittelalters ein, aber daneben bestand auch weiterhin das Interesse für die einheimischen Denkmälern der Römerzeit. IX, Reichspatriotismus und ungarische Geschichte Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Zusammengehörigkeit der Völker des Habsburgerreichs durch Kulte um die Person der Herrscher zum Ausdruck gebracht. Dieser Herrscherkult nahm auch in Werken der bildenden Künste Gestalt an, am meisten in Wien, wo zahlreiche Zeremonienbilder und Denkmäler die Ereignisse der Krönungen oder die Huldigung der Völker des Reichs vor Maria Theresia oder Kaiser Franz verewigten. Unter diesen Bildern und Statuen finden sich auch einige mit ungarischen Bezügen. Vielleicht am bekanntesten ist die auch in Ungarn oft gestaltete Szene Vitam et sanguinem, die Huldigung der ungarischen Stände vor Maria Theresia im Jahr 1741. Die Napoleonischen Kriege haben die Lage des Habsburgerreichs und darin Ungarns von Grund auf erschüttert. Der Kaiserhof versuchte die Verselbständigung der verschiedenen Völker des Reichs mit Mitteln des Absolutismus zu unterbinden. Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts kam in Wien unter der Mäzenatur von Erzherzog Johann ein Kreis aus Schriftstellern und Künstlern zustande, der sich programmatisch mit den historischen Traditionen der Völker des Reichs befaßte. Sie waren bestrebt, die Geschichte der einzelnen Völker als Schicksalsgemeinschaft darzustellen, und sie sahen die Zukunft des Habsburgerreichs im Völkerstaat. In der Gestaltung des Reichs-Geschichtsbewußtseins, des Reichspatriotismus, spielten die Veröffentlichungen Josef von Hormayrs eine zentrale Rolle, so das Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (1810-1822), dann das Archiv für Geschichte,