Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)
GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einführung in die Ausstellung
Krone im Westen und Norden, die mittleren Landesgebiete unter türkischer Oberhoheit und das selbständige Fürstentum Siebenbürgen im Osten - naturgemäß unter verschiedenen kulturellen Einflüssen, darüber hinaus prallten sowohl im Königreich als auch im Fürstentum auch konfessionelle Gegensätze aufeinander. Der gesellschaftliche Einfluß der katholischen Kirche ist zurückgegangen. In den Gebieten unter Türkenherrschaft waren nur hie und da einige Franziskaner tätig. In Siebenbürgen und im Königreich Ungarn trat ein Großteil des Adels - und dadurch auch ihre Leibeigenen - zum Protestantismus über. Die Lage der katholischen Kirche wurde darüber hinaus auch durch die Könige geschwächt, die fallweise die vakant gewordenen kirchlichen Stellen nicht besetzten und ihre Einkünfte für sich behielten. Die Kirchen waren wie das Land arm, zur Kunstförderung größeren Ausmaßes kam es erst nach Ende der Türkenkriege um die Wende des 18. Jahrhunderts. In den heftigen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten galt die theologische Problematik um die Zulassung der Darstellungen Gottes, der Heiligen oder Maria und um die öffentliche Verehrung dieser Bilder und Statuen als ein vorrangiges Problem. Die Protestanten hielten dies für Götzendienerei. Die ungarischen Katholiken beriefen sich meist auf die Vorschriften des Tridentinischen Konzils (Bulle von 1564). Danach „gebührt den Bildern Christi, der Gottesmutter und anderer Heiliger ... besonders in den Kirchen Huldigung und Verehrung; nicht weil wir glauben, daß ihnen etwa irgendeine göttliche Kraft innewohnt, die verehrt werden müßte, oder weil von ihnen irgendetwas verlangt werden könnte, ... die Huldigung gilt einzig den Vorbildern, die sie darstellen. Wenn man solche Bilder küßt, vor ihnen den Hut nimmt oder niederkniet, betet man Christus an oder verehrt die Heiligen, denen sie ähnlich sind." (Diese Zeilen waren durch ein Werk Erzbischof Pázmány s seit 1609 auch in ungarischer Sprache bekannt.) Die Auffassung der protestantischen Kirchen hat sich in dieser Hinsicht auch später nicht gewandelt, sie verwarfen auch weiterhin die Verehrung von Bildern und Statuen sowie der Heiligen und der Gottesmutter insgesamt. Der Marienkult reicht in Ungarn viel weiter zurück als in die Zeit der konfessionellen Gegensätze. Vom frühen Marienkult zeugt das Ereignis, das in der Stephanslegende aufgezeichnet ist: König Stephan (11. Jh.) stellte das Land und sein Volk unter den Schutz der Gottesmutter. Von der Zuversicht der Ungarn auf die Gottesmutter zeugen zahlreiche Bilder und Statuen. Eine der bekanntesten Szenen - zugleich ein Vorbild der Marienverehrung der Türkenzeit - ist der Traum und das Gelübde Ludwigs des Großen (14. Jh.): laut Überlieferung sprach der König seinen Sieg über die Mongolen einem Marienbild zu, das er im Traum von Maria selbst erhalten hatte. Dieses Bild schenkte dann der König dem Gnadenort Mariazell. Die Gegenreformation ließ die verkümmerten MarienGnadenorte wieder aufleben und gründete auch eine Anzahl neue. Der Kult der über die „Heiden" - die Türken - siegreichen Maria war eng mit dem in den übrigen katholischen Ländern Europas gleichzeitig aufgeblühten Marienkult verbunden. Neben dem Einfluß des spanischen, römischen und bayrischen Marienkultes griffen einige Habsburger Herrscher gern auch auf die ungarischen Traditionen der Marienverehrung zurück. Ferdinand I. nahm bei seiner Münzprägung die Münzen des Matthias Corvinus zum Vorbild: So kam die Madonna im Strahlenkranz auf die Münzen der Habsburger. Ferdinand II. nannte Maria die „Gener alissima" des ganzen Reichs. Nach der Vertreibung der Türken dankte Kaiser Leopold im Jahr 1693 und dann 1696 noch einmal Maria feierlich im Stephansdom für die militärischen Erfolge in Ungarn und wiederholte König Stephans Darreichung des Landes, wobei er die Gottesmutter Magna Hungáriáé Domina, die Herrin Ungarns nannte. Der miteinander verschmolzene Kult der Patrona Hungáriáé und der Maria Immaculata hat sich im 18. Jahrhundert voll entfaltet. Dargestellt wurde nicht nur die über dem Heidentum siegreiche Madonna, sondern oft mit ihr zusammen eine Schar ungarischer Heiliger. Der „himmlische Hofstaat Mariens aus ungarischen Heiligen verschiedener Zeiten" war in den Augen der Gläubigen das transzendentale Spiegelbild des Landes, das heilige Ungarn. An diesen Darstellungen lassen sich die Kämpfe gegen die Türken, die historischen Ereignisse, der wachsende Einfluß des Habsburgerreichs und die Kämpfe gegen die Glaubensspaltung gleicherweise ablesen. Die Patrona Hungáriáé und ungarische Heilige stehen auf dem Titelblatt des Hauptwerkes von Péter Pázmány genauso wie auf dem Titelblatt der ungarischen Bibelübersetzung des Jesuiten György Káldi. Der heilige König Stephan tritt oft in Wappenbriefen der Renaissance und der Barockzeit, zuweilen auch in ungewöhnlichem Zusammenhang auf: Die 1607 ausgefertige Urkunde mit der Bestätigung und Erweiterung des Wappens des ersten protestantischen Palatins des Landes, György Thurzó, begleitet er zum Beispiel in Gesellschaft des heiligen Königs Ladislaus das Wappen des Palatins. Die Reihe dieser Darstellungen reicht im ganzen 17. und 18. Jahrhundert von den winzigen Andachtsbildern für den privaten Gebrauch bis zu gewaltigen Altarbildern. Im 18. Jahrhundert ragt noch der Sankt Stephanskult der Herrscherin Maria Theresia hervor: Sie war es, die die heilige Armreliquie des Königs Stephan wieder aufgefunden hat und sie 1771 nach Buda bringen ließ, und ebenfalls im Zusammenhang mit dem Stephanskult stiftete sie den Sankt-Stephans-Orden. VI. Geschichtsdarstellungen in der Spätrenaissance und im Barock Die Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts begnügte sich nicht damit, die Ereignisse der Vergangenheit aufgrund von literarischen Werken oder ihrer eigenen Phantasie zu rekonstruieren. Die Kämpfe der Helden, Sieg oder