Veszprémi Nóra - Jávor Anna - Advisory - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2005-2007. 25/10 (MNG Budapest 2008)

STUDIES - Miklós MOJZER: Der historische Meister MS sive Marten Swarcz seu Martinus Niger alias Marcin Czarny, der Maler des Krakauer Hochaltars von Veit Stoß II. Teil. Krakau und Nürnberg im Jahr 1477 und davor

Muttergottes. Sie sind keine Bestandteile eines heiligen Textes, sondern eher nur ornamentales Beiwerk. Sie legen auf eine an­dere Art Zeugnis ab. Wie an der gerade noch erreichbaren Rück­seite von Altären die Besucher der Nachwelt mit mehr oder weniger Sorgfalt ihre Namen oder Monogramme aufschrieben oder einkritzelten, so hatten das früher an diesen später nur von der Leiter zu erreichenden Stellen die Künstler selbst wiederholt getan: als fromme Selbstdarbringung oder aus Künstlerbewußt­sein für die Nachwelt. 9 Dasselbe geschah, wohl aus demselben Grund, auch auf den Zwickauer Rückseitentafeln - auf den ersten Blick nur mit dem Monogramm eines Künstlers. Nach den Initialen fehlt aber vorerst die Fortsetzung des Namens. Wir wollen nun die Möglichkeit er­wägen, ob sich hinter dem Monogramm MS nicht der Krakauer Maler Martinus Stanislai verbergen könnte. Der lateinische Vor­name Martinus wäre noch in Ordnung, aber sollte das S tatsäch­lich eindeutig auf Stanislaus hinweisen? In die Krakauer Bürgerliste wurde der Maler Marten im März 1477 als Martinus Stanislai, also als Maler Martin, Sohn des Sta­nislas eingetragen. Das bedeutete damals, wie auch später, daß Marten keinen Familiennamen hatte und sehr wahrscheinlich auch noch (?) keinen angenommenen Zunamen oder Spottnamen; so konnte er nur unter dem Namen seines Vaters angeführt werden, der ebenfalls keinen allgemein akzeptieren deutschen bürgerli­chen Namen hatte, auch keinen polnischen oder sonst welchen. Der Sohn konnte also daheim außer durch seinen Vornamen nur durch den Vornamen seines Vaters ausreichend von jedem ande­ren unterschieden werden. Zur Erlangung des Bürger- und Zunft­rechts mußte er ehelich geboren worden sein: Die Erwähnung des dort persönlich gekannten Stanislaus hat den Sohn vor den Hin­tergrund einer Familie gestellt. Hätte sich aber Marten (wenn er es war) in Nürnberg auf Lateinisch unterscheiden wollen, wären außer dem S (auch auf lateinisch „Stanislas") noch ein Buchstabe oder eher mehrere nötig gewesen, um seine Identität - wenn auch verschlüsselt, aber im Prinzip auflösbar - auszuweisen. Eine Er­weiterung seines Monogramms durch „Pictor" oder „Magister Cracoviensis" als MSPC wäre kaum oder gar nicht möglich, denn er hafte vor 1477 in der polnischen Hauptstadt weder Bürgerrecht noch Meisterrecht. Die lateinische Auflösung seines Mono­gramms, sofern es er selbst war, der sich dort verewigte, fällt also weg. 10 5. DIE DEUTSCHE AUFLÖSUNG Die Rückseite des Hersburger Altars des Schwaben Zeitblom (Stuttgart, Staatsgalerie) trägt eine deutsche Inschrift auf Spruch­bändern, die sich, mehrfach unterbrochen, um grünende Zweige winden: „das werck - hat - gemacht - bartholme + zeythblom ­maller - zu - ulm - 1497" und der Vollständigkeit halber sitzt ein Brustbild mit dem Selbstbildnis des Malers als Weidmann in der Mitte. Das „opus" = „werck" spricht den Betrachter nicht nur mit der Souveränität und der Priorität des Kunstwerks, sondern auch mit der schriftlichen Erklärung seines Schöpfers an, und zeigt der Nachwelt sogar dessen Gestalt auf. Ein lehrreicher Fall der an­spruchsvollen Signatur. 11 Nicht ganz von ungefähr ist aus derselben Zeit, von 1497, also acht Jahre nach Vollendung des Stoßschen Hochaltars, aus Krakau der bis dahin verschwiegene Zuname des Malers Marten, d.h. 2. Bartholomeus Zeitblom - Signatur und Selbstbildnis auf der Rück­seite des Hersburger Altars, 1497. Stuttgart, Staatsgalerie

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