Veszprémi Nóra - Jávor Anna - Advisory - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2005-2007. 25/10 (MNG Budapest 2008)
STUDIES - Gyöngyi TÖRÖK: Die Madonna von Toppertz, um 1320-30, in der Ungarischen Nationalgalerie und das Phänomen der beweglichen Christkindköpfe
GYÖNGYI TÖRÖK Die Madonna von Toppertz, um 1320-30, in der Ungarischen Nationalgalerie und das Phänomen der beweglichen Christkindköpfe Die sog. Erste Madonna aus Toppertz (Toporc, Toporec), um 1320-30, eine der wichtigsten Holzskulpturen des 14. Jahrhunderts aus dem ehemaligen Komitat Zips des Königreichs Ungarn, steht schon seit Längerem im Blickpunkt des internationalen Forschungsinteresses. 1 Die Ursache dafür ist einerseits, dass sie als eines der östlichsten Beispiele des Einflusses der französischen Kathedralskulptur anzusehen ist, andererseits, dass sich mit ihr eine ganze Gruppe von topographisch und stilistisch nahe stehenden Madonnen in der Zips und in Kleinpolen verbinden läßt. Viel diskutiert wurden in letzter Zeit die Fragen des Stils und der Datierung. 2 Hingegen wurde einem, auf den ersten Blick rein technischen Detail, nämlich dem beweglichen und herausnehmbaren Köpfchen des Christkindes, wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Ein derartig eigenartiges Kinderköpfchen findet man nicht nur bei der Toppertzer Madonna, sondern auch bei der ihr in jeder Hinsicht naheststehenden Madonna aus Rießdorf (Ruszkin, Ruskinovee) und bei der gleichfalls aus der Zips stammenden Madonna aus Pudlein (Podolin, Podolincc). Mit den Madonnen von Toppertz und Rießdorf läßt sich stilistisch die sog. Dritte Madonna aus Neusandetz (Ujszandec, Nowy Sacz) in Kleinpolen verbinden, die höchstwahrscheinlich auch ein solches Christkind mit beweglichem Kopf im Arm gehalten haben wird. Bekannt als entfernter Vergleich ist die frühe französiche Madonnenstatue im Louvre, wo außerdem der Kopf der Maria herausnehmbar ist. Dank neuer Forschungen ist die Zahl der schwedischen Beispiele verblüffend groß. Dieser Gruppe von Madonnenfiguren mit beweglichen Kinderköpfen läßt sich eine niedersächsiche Skulptur einer Madonna oder Heiligen (Köln, Schnütgen Museum) anschließen, die entsprechend konstruiert ist. Die genannten Skulpturen, die im folgenden ausführlich besprochen werden, stammen ungefähr aus der Mitte des 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts und lassen auf einen alten, dann während der Spätgotik aus der Mode gekommenen Brauch folgern. 1. Die sog. Erste Madonna von Toppertz, 2. Rückseite der sog. Ersten Madonna 3. Die sog. Erste Madonna von Toppertz, Detail von Toppertz Detail mit dem ovalen Loch zur Bewegung des Christkindkopfes