Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die historische Literatur zum Leben Ádám Mányokis und die älteren Forschungsergebnisse

charakterisieren. Trotzdem bleibt die Arbeit Hagedorns, die also am ehesten hinsichtlich der zeitgenössischen Rezeption bemerkenswert ist, eine unumgängliche Quelle der Mányoki-Forschung. Die Lebensbeschreibung Mányokis aus der Feder von Hagedorn beruht auf Mitteilungen des Malers selbst und hat sich nicht nur als authentisch erwiesen, sondern ist bezüglich mancher Perioden, so seiner Kunststudien, des Beginns seiner Laufbahn und seiner frühesten Werke, bis heute die einzige Quelle. Dabei ergänzte Hagedorn die biographischen Details mit Beobachtungen zur Arbeitsweise des Meisters, die bis heute gültig sind und von den Werken vollkommen bestätigt werden. In der ständig zunehmenden deutschen Literatur zu Kunstdenkmälern und Kunstsammlungen wird Mányoki im halben Jahrhundert nach seinem Tod als „zu seiner Zeit berühmter Porträtist" behandelt - aber eher unter den deutschen Malern von minderer Bedeutung. In seiner Biographie werden seine ungarische Abstammung und - als ständig wieder­kehrender Moment - sein Dienst am Hof des Fürsten Rákóczi, dem Anführer eines antihabsburgisehen nationalen Aufstandes von 1703-1711, immer angeführt. Diese Arbeiten, die hauptsächlich auf das Kunstleben und die Sehenswürdigkeiten von Dresden 2 und Berlin 3 konzentrieren, desgleichen die lexikaartigen Aufzählungen 4 schöpfen ihre Angaben über Mányoki sämtlich aus Hagedorns „Lettre..." und gehen weder mit ihren Gesichtspunkten noch im Detail über diese Schrift hinaus. Einzig Dassdorf zählt - auf eine neuartige Weise - die Meister der Nachstiche auf, außerdem erwähnt Räcknitz einen seiner Gesellen, den von ihm ebenfalls hochgeschätzten Bildnismaler Johann Christian Bessler. 5 Zugegebenermaßen bearbeitete auch Füssli im Artikel seines Lexikons die Abhandlung Hagedorns und ging auch, gleich Dassdorf, auf die Nachstecher von Mányokis Werken ein. 6 Die früheste Erwähnung Mányokis in der ungarischen Literatur ist mit den zuletzt erwähnten etwa gleichaltrig. In einem der Handbücher der Heimatkunde der Aufklärungszeit, im 1786 veröffentlichten Lexikon von János Mátyás Korabinszky, wird der Maler - unter Berufung auf Füssli - mit einem einzigen Satz gewürdigt, und zwar im Zusammenhang mit der Beschreibung seines Heimatdorfes Szokolya. 7 Im Sinne des erwachenden nationalen Interesses erfolgten die ersten Schritte zur „Integrierung" Mányokis in die ungarische Kunst in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ­wiewohl noch aufgrund von ziemlich lückenhaften Kenntnissen. Die zentrale Figur des literarischen und des Kunstlebens im ausgehenden 18. Jahrhundert, Ferenc Kazinczy, der mit einem Bekannten des Malers, dem Schriftsteller und Literaturförderer Gedeon Ráday, befreundet war, und der 1811 den jungen Schriftsteller Gábor Döbrentey, den Biographen Kupezkys, dazu bewegen wollte, eine ähnliche Lebensbeschreibung auch von Mányoki zu verfassen, wußte auch nichts weiter über den Maler, nur „daß er Ráday porträtiert hat und Hofmaler beim polnischen König war". 8 Die Unklarheit über die Person, die Laufbahn und die ungarischen Bezüge Mányokis wurden schließlich durch die erste ausführliche Biographie - eine gekürzte Übersetzung nach Hagedorn - im Rahmen einer Übersicht über die „Großen" der ungarischen Künste im Jahrgang 1828 der Zeitschrift Tudományos Gyűjtemény beseitigt. 9 Die wissenschaftliche Literatur zur Tätigkeit Mányokis und zur Bewertung seines Schaffens nahm mit dem biographischen Lexikon Wurzbachs beziehungsweise aufgrund der darin veröffentlichten Angaben ihren Anfang. Genauso aber auch die Irrtümer: Unter Berufung auf Wurzbach haben sich in der Literatur - aufgrund einer irrtümlichen Mitteilung Naglers - bis zur Monographie von Lázár (1933) falsche Annahmen über einen Parisaufenthalt Mányokis und über seine Studien bei Largillière fest verankert. 10 Zugleich war es aber ebenfalls Wurzbach, der aufgrund des 1851 veröffentlichten Kunstlexikons von Rastawiecki 11 die Aufmerksamkeit auf den Aufenthalt des Malers in Warschau und auf seine dortigen Werke hinlenkte, indem er - offensichtlich in Kenntnis des Inventars der Sammlung - dessen Werke in der Warschauer Königlichen Galerie aufzählte. Während die ungarische Kunstgeschichte mit der Erforschung und der Auswertung von Leben und Werk Mányokis noch schuldig blieb, wurden einzelne Episoden aus seiner Laufbahn von der Geschichtswissenschaft des Historismus einige Jahrzehnte hindurch für sich „beansprucht". Für die Literatur zur ungarischen Geschichte wurde Mányoki vom Historiker Iván Nagy entdeckt, der in seiner familiengeschichtlichen Arbeit aufgrund von Archivmaterial Angaben über einen um 1730 in Ungarn geführten Prozeß um den Gutsbesitz des Malers veröffentlichte,' 2 andererseits ergänzte er seine kurze Biographie des Künstlers in der historischen Zeitschrift Századok mit einer Mitteilung über ein bis dahin unbekanntes Bildnis des Fürsten Franz II. Rákóczi. 13 Von da an war das Interesse für die ungarischen Bezüge der Person und des Lebens von Mányoki mit der Rákóczi-Forschung der letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts verbunden. Der im Ausland erworbene künstlerische Rang des

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