Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die Lernjahre und der Beginn der küntlerischen Laufbahn (1692-1702)

Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, dessen 1694 fertiggestellte Residenz Salzdahlum, beziehungsweise die darin eingerichtete Bildergalerie eine der wichtigsten Stationen in der künstlerischen Entwicklung Mányokis bildete. Da bis jetzt keine Angaben darüber bekannt geworden sind, auf welchem Wege Mányoki mit den norddeutschen Fürstenhöfen in Verbindung kam, darf man in dieser Hinsicht Scheits' Rolle für ausschlaggebend halten. Dieser Umstand legt aber auch nahe, daß Mányoki ­obwohl er im Zusammenhang mit dem Konflikt des Jahres 1695 erwähnt, daß er nach Schwerin und nach Holland zu gehen beabsichtigte 58 - frühestens 1696/97 nach Hannover übersiedelte. 59 Dadurch läßt sich auch die Zeit genauer abgrenzen, die Mányoki mit dem Studium und der Kopierung der Werke in der Bildergalerie von Salzdahlum verbrachte, die bei Hagedorn nur als Teil der Lernjahre erwähnt ist. Es ist wahrscheinlich, daß die Sammlung in Salzdahlum für Mányoki tatsächlich eine wahre Malerschule bedeutete, wenn man auch die diesbezügliche Bemerkung des Biographen, wonach „der Meister alles übrige seiner eigenen natürlichen Begabung, der nicht nachlassenden Beobachtung und seinen Studien ... auf dem selbstgewählten Gebiet der Kunst zu verdanken hatte", mit einigem Vorbehalt aufnehmen sollte. Zur Zeit der Akademien und des institutionalisierten Kunstunterrichts wurde der Selbstunterricht in den Künstlerbiographien des späten 18. Jahrhunderts der Reihe nach - vielfach den Tatsachen zum Trotz - als Beweis des wahren Talents angeführt. 60 Das Schloß und die Galerie von Salzdahlum bedeuteten für Mányoki die erste „künstlerische Umgebung", die ihm hinsichtlich der fachlichen Orientierung sozusagen jegliche Möglichkeit auf dem Niveau der Zeit sicherten. Die Meister, die an der Innenausstattung des Schlosses arbeiteten, die beiden Hamburger Maler, die um 1696/97 historische Panneaus ausführten, der Theatermaler des Hamburger Hofes Johann Oswald Harms sowie Joachim Luhn, der markanteste Bildnismaler Hamburgs in jenen Jahren - beide standen in ständigem Kontakt mit ihrer GeburtsStadt 61 ­beziehungsweise Tobias Querfurt, der ab 1689 als Hofmaler angestellt war und ebenfalls an der Innenausstattung des Schlosses, an der Decke der „Großen Galerie" arbeitete - übrigens war er auch als Porträtmaler tätig 62 -, boten ihm alle Möglichkeiten, sich in künstlerischer Hinsicht „auf dem laufenden zu halten". Der „Rückblick" und die für die norddeutschen Maler seit einer Generation traditionsmäßigen Erfahrungen auf dem Gebiet der holländischen Kunst waren in der fürstlichen Galerie auf eine einzigartige Weise gegeben. Das Lustschloß Salzdahlum beherbergte - den übrigen fürstlichen Kunstsammlungen Deutschlands eine Generation voran - bereits Ende des 17. Jahrhunderts die reichste Sammlung an holländischer Malerei. 63 Und schließlich: obwohl es heute kaum mehr faßbar ist, zählt laut der Biographie Mányokis auch die Konfrontierung mit der französischen Porträtkunst zu den Eindrücken und Ergebnissen der Zeit in Salzdahlum, die Begegnung mit einem Vorbild, das ­wie bei Hagedorn nachdrücklich hervorgehoben - in der Sammlung durch Largillière vertreten und an Mányoki vermittelt wurde und eine von den vorhin erwähnten völlig abweichende Auffassung verkörperte. Unter dem Gesichtspunkt der malerischen Entwicklung Mányokis könnte ein Vergleich seiner Früh werke mit den Werken, die Ende des 17. Jahrhunderts in Salzdahlum bewahrt wurden, außerordentlich wertvolle Erkenntnisse bringen. Trotz der für mitteleuropäische Begriffe außerordentlich genau dokumentierten Sammlungsgeschichte des zum überwiegenden Teil in das Braunschweiger Museum gelangten Materials läßt sich diese vergleichende Untersuchung nicht mehr durchführen, - wenigstens nicht auf eine Weise, die genaue Entsprechungen erkennen ließe. Über die Zusammensetzung der Sammlung zur Zeit der Aufstellung der Galerie Salzdahlum - soweit es sich aus der ältesten Quelle, der Beschreibung der Galerie durch Flemmer aus dem Jahr 1697 ermitteln ließ 64 ­gab der erste Bearbeiter der Sammlungsgeschichte, August Fink, eine auf Daten und Angaben beruhende Übersicht und Charakterisierung. Er konnte feststellen, daß die erste Zusammenstellung von 1697 bei weitem nicht vollständig war, da der Verfasser die Arbeiten der zeitgenössischen deutschen Maler nicht berücksichtigte und unter den Bildnissen - in erster Linie ebenfalls Werken von deutschen Meistern ­nach Verdienst und Bedeutung der Dargestellten eine Auswahl traf. 65 Der erste vollständige Sammlungskatalog, der von Eberlein aus dem Jahr 1776, 66 eine für damalige Begriffe kritische Ausgabe, die für die heutige Forschung die stückweise Identifizierung ermöglicht, beschreibt eine inzwischen auf das vielfache angewachsene Sammlung, und die dazwischenliegenden Quellen aus 1710 67 beziehungsweise 1744 68 sind nur zum Teil geeignet, die Möglichkeit der Rückfolgerung zu einem gewissen Grade einzuengen. Demnach müssen wir uns im Bemühen, den Kreis der Ende des 17. Jahrhunderts für Mányoki in Salzdahlum erreichbaren und studierbaren Meister zu ermitteln, mit sehr wenig begnügen.

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