Takács Imre – Buzási Enikő – Jávor Anna – Mikó Árpád szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve, Művészettörténeti tanulmányok Mojzer Miklós hatvanadik születésnapjára (MNG Budapest, 1991)

GERSZI Teréz: Christoph Jobst rajzai

DIE ZEICHNUNGEN VON CHRISTOPH JOBST Obwohl in den letzten Jahrzehnten die deutsche Kunst um 1600 in etwas mehr Publikationen als zuvor behandelt wurde, ist von der Zeichenkunst der Epoche noch immer wenig bekannt. Verhältnismäßig wenige deutsche Künstler sind aus jener Zeit erforscht, die ein zeichnerisches Werk von bedeutenderem Umfang aufzuweisen hätten. In den Zeichensammlungen gibt es noch ziemlich viel unbestimm­te Blätter, und es scheint wahrscheinlich, daß ein erhebli­cher Teil der Zeichnungen im Lauf der Zeit der Vernichtung anheimfielen. Christoph Jobst gehört unter die Künstler, von denen bislang wenige Zeichnungen bekannt geworden sind, die sich aber aufgrund ihrer Qualität weit über das Durch­schnittsniveau der deutschen Zeichnungen jener Jahrzehn­te erheben. Der Künstler wurde in Dippoldswalden bei Dres­den geboren und trat 1586 mit 28 Jahren als Hofmaler in den Dienst des Kaßeler Hofes. 1 Bezüglich seiner Tätigkeit vor diesem Zeitpunkt verfügen wir über keine Angaben, danach geht aus den spärlichen Erwähnungen einiges zu seinem Leben und seiner Kunst hervor. In den Quellen wird vor allem seine Tätigkeit als Porträtmaler festgehalten, außerdem wird davon berichtet, daß er an der Neugestaltung von Schloß Bückenburg mitwirkte. Als Zeichner erscheint er durch seine wenigen bekannten Blätter als eine markante Künstlerpersönlichkeit. Seine Zeich­nungen in Düsseldorfer, 2 Münchner und Budapester gra­phischen Sammlungen bilden ein homogene Gruppe und fügen sich in die deutsche spätmanieristische Landschaftskunst ein. Auf diesen kräftig lavierten Federzeichnungen ergeben die kulissenhaft angeordnteten Baumgruppen und Häuser ein dekoratives Gesamtbild, die persönliche Note des Künst­lers liegt im pittoresken Charakter der leicht verfallenen Architekturmotive und in den Akzenten des zu Ornamen­ten stilisierten Laubwerks. Unter den beiden signierten Zeichnungen der Budapes­ter Sammlung wirkt die „Landschaft mit Haus und Brücke" (Abb. I) 3 besonders kulissenhaft, weil die parallel zum Blatt­rand dicht aneinandergereihten Motive einerseits stark stilisiert sind, andererseits sind sie flächenhaft gehalten und verschließen den Ausblick auf den Hintergrund. Die de­korative Zeichnung der Formen suggeriert die Stimmung einer Märchenwelt, die auch durch die karikierten Staffagefi­guren erhöht wird. Die zweite Budapester Komposition, die „Landschaft mit fernen Bergen" (Abb. 3.) 4 mutet wirklich­keitsnäher an, da die größere Hälfte des Blattes einen wei­ten Landschaftsausblick gewährt. Auch hier stechen die bezeichnenden ruinenhaften Gebäude und die Bäume von flächenhaft gegliedertem Laubwerk von Jobst ins Auge. Ähnlich der Düsseldorfer Zeichnung lassen sich auf beiden Budapester Blättern zwei Baumtypen beobachten: der eine zeigt eine geschlossen aufragende, dichte Laubkrone mit stellenweise herabhängenden Zweigen, der andere zeichnet sich durch ein reich gegliedertes, kalligraphisch gezeichne­tes Laubwerk von ornamentaler Wirkung aus - beide erin­nern nur von weitem an wirkliche Baumarten. Dem Charak­ter dieser stilisierten Motive geben die aus vorwiegend mit­einander verschlungenen Halbkreisen bestehenden Konturen und die auf das energische Hervorheben der Hell-Dunkel­Gegensätze bedachte Lavierungstechnik das letzte Gepräge. Aufgrund der signierten Blätter von prägnanter Handschrift in Düsseldorf und Budapest lassen sich einige weitere Zeich­nungen als Werke des Künstlers erkennen. Als Pieter Stevens mit Fragezeichen wird im Berliner Kupferstichkabinett eine „Phantastische Waldlandschaft mit Felsen" (Abb. 2) 5 geführt, die sich anhand ihrer Moti­ve, ihrer kulissenhaften Komposition, ihrer dekorativen Zei­chenmanier und ihres Figurentyps mit der erstgenannten Budapester Zeichnung, der „Landschaft mit Haus und Brü­cke" in Verbindung bringen läßt. Die Kompositionsweise und einzelne Motive erinnern zweifelsohne einigermaßen an Werke von Stevens, in denen das Brückenmotiv und der baumbestandene Hügel oder Felsen im Vordergrund häufig erscheinen. Der Zeichenstil der beiden Künstler unterschei­det sich aber deutlich. Jobst dürfte die als Druckgrafik verbreiteten Werke seiner Zeitgenossen gekannt und aus ihrem Motiv- und Formenschatz geschöpft haben. Dafür spricht zum Beispiel ein Motiv auf der Berliner Zeichnung, die sich aus dem Wasser erhebende und auf den Felsen gestützte Brücke, die offenbar von Egidius Sadelers Kup­ferstich nach Roelandt Saverys Zeichnung herrührt. 6 Die Kunst der Landschafter am Prager Hof Rudolfs II. - Roe­landt Savery, Paulus van Vianen und Pieter Stevens - dürfte eine starke Ausstrahlung nach Deutschland gehabt haben, die bislang bei weitem nicht ihrer Bedeutung entsprechend erkannt wurde. Für die Hand von Christoph Jobst spricht eine Zeichnung der Sammlung Meissner in Zürich, eine „Landschaft mit zwei Figuren" (Abb. 4) 7 , auf der die diagonale Anordnung der verfallenen Gebäude und der Vegetationsmotive, ähn­lich des Budapester Blattes der „Landschaft mit fernen Bergen" (Abb. 3), eine gewisse Raumillusion erweckt. Die Zürcher Zeichnung wurde eine Zeitlang als ein Werk in der Art von Paulus Bril angesprochen bzw. mit Frederik Val­ckenborch in Zusammenhang gebracht. Letztere Attribu­tion ist dadurch verständlich, daß beide Meister reichlich aus den Ausdrucksmöglichkeiten der nordischen spätma­nieristischen Landschaftskunst um 1600 schöpften, die auf das Phantastische und auf Expressivität bedacht war. Den beiden nun neu Jobst zugewiesenen Zeichnungen läßt sich noch ein weiteres Blatt des Dresdner Kupferstich­kabinetts eng anschließen, die „Landschaft mit Neptuns­brunnen" (Abb. 5) 8 , die in der Washingtoner Ausstellung „The Age of Bruegel" als Lodewijk Tbeput gezeigt wurde. Eine gewisse Verwandtschaft mit den Landschaftszeichnun­gen von Tbeput läßt sich dem Blatt nicht abstreiten, besonders in der Darstellungsweise der 'Vegetation, aber die kalligraphische Zeichnung der knorrigen Baumstämme und der wuchtigen Baumkronen unterscheidet sich deutlich von Tbeputs glat-

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