Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1980-1988 (MNG Budapest, 1989)
In memoriam Frau Dr. László Gerevich, geb. Ilona Vattai (Miklós Mojzer)
In memóriám FRAU DR. LÁSZLÓ GEREVICH, GEB. ILONA VATTAI Sie wurde am 15. August 1921 in Pesterzsébet geboren, bestand die Matura 1939, immatrikulierte sich aber erst 1942 an der PázmányPeter-Universität in Budapest, wo sie das Lehrfach von Kunstgeschichte, christliche Archäologie und italienische Literaturgeschichte besuchte, 1946 das Absolutorium erhielt und 1952 die Staatsprüfung ablegte (Ungarische Veduten). Ihr erster Arbeitsplatz war die Altungarische Arbeitsgemeinschaft, nach deren Umorganisierung die Neue Ungarische Arbeitsgemeinschaft. 1953 wurde sie Mitarbeiterin des Museums der Bildenden Künste. Sektion Alte Ungarische Sammlung, und Kollegin von Dénes Radocsay bis 1971. bis zum Jahresende 1973 verwaltete sie allein diese Sammlung. Anfang des Jahres 1974 schmelzte die Alte Ungarische Sammlung in die 1957 gegründete Ungarische Nationalgalerie ein: Sie stand der Sammlung als Abteilungsleiterin bis zu ihrem Eintritt in dem Ruhestand Ende 1976 vor. Sie starb am 7. August 1988 in Budapest. Als Fachmann ist sie die erste, deren Forschungs- und Verwaltungstätigkeit völlig mit der Alten Ungarischen Sammlung verbunden ist. Erst ein Jahr vor ihrem Eintritt ins Museum wurde die Sammlung eine selbständige Sektion innerhalb des Museums, ohne jede Inventarisierung, Beschreibung der einzelnen Stücke. Lagerung. Dokumentation und Ordnung. Die Sammlung, die übrigens eine abenteuerliche Schicksalsgeschichte hat, befand sich in einem völlig verwahrlosten Zustand (manche Schäden stammten noch aus dem Zweiten Weltkrieg), man denke nur an die Tafelbilder deren Farbenschicht, oder an die Skulpturen, deren Fassung zu rinnen begonnen hat. Diese größte Kollektion altungarischer Kunstgegenstände stellte sie mit Dénes Radocsay zusammen zu einer wirklichen Museumskunstsammlung. Inzwischen ist sie Hilfsredakteurin des Bulletin du Musée des Beaux-Arts geworden. 1957 veranstaltet sie die Gedenkausstellung Adam Mänvoki, bespricht 1968 zwei Kodizes von Miklós Vásárhelyi, 1959 Meta Harrsens Buch über die Nekcsey-Bibel. Es ist ihr gelungen, den Auftraggeber „Vásárhelyi" dieser wertvollen Bilderbücher zu bestimmen. 1959 war sie Mitveranstalterin der Ausstellung Das alte Ungarn und seine Kunst, 1964 Die Kunst der Renaissance in Ungarn, 1966 Ungarische Kunst in Paris, 1971 ungarischer Ausstellungen in Moskau, Leningrad und Rom, 1972 veranstaltete sie die Gedenkausstellung Janas Pannonius. 1975 erhielt sie den Móra-Ferenc-Preis. Sie liebte die stille, gründliche Arbeit im Hintergrund, eine opferfreudige Arbeit, die hinter dem Kunstwerk sich verbirgt, und mit dem sie sich identifizert. Ihre Urteilsbildung war präzis und unvoreingenommen, Personen und Situationen durchschaute und erkannte sie unbeirrbar. Gegen jede öffentliche Rolle hatte sie eine Abneigung, sie lehnte das Amt einer stellvertretenden Oberdirektorin ab. Mit ihr und durch ihre Tätigkeit begann eine neue Epoche in der Ungarischen Nationalgalerie hinsichtlich der Hochschätzung der alten Kunst. Mit Erfolg schaltete sie die Tätigkeit von Museologen und Restauratoren in eine umfassende neue Museumsarbeit ein. Getreu verwaltete sie die Alte Sammlung und wirkte in vieler Hinsicht vorbildhaft, liebenswürdig und anspruchsvoll, nicht zuletzt durch ihr unantastbares Ansehen. Non omnis morietur . . . Miklós Mojzer