Fehér György szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1992-1994 (Budapest, 1994)

CSOMA ZSIGMOND: Bäuerlicher und kleinadeliger Weintransport und Fuhrleute zwischen dem Vorraum der Ostalpen und dem ungarischen Transdanubien (Kontakte über die Ost-West Grenzen, 17.-bis Anfang des 20.Jh.-s)

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts befassten sich so berühmte ungarische historische Familien mit Weinhandel, wie die Báthoris, Thurzós, Dobós und der Burg­herr von Eger. Die Fürstenfamilien Rákóczi und Tököly handelten in der zweiten Hälf­te des 17. Jahrhunderts auch mit Wein. Schon im Jahre 1617 entstand ausserhalb der ungarischen Landesgrenze, in Polen, eine ungarische Weinniederlassung. Dass sich der Adel in den Weinhandel einschaltete, erwies sich für ein erfolgreiches Unternehmen, denn infolge ihres Verkaufsrechts konnten sie grösseren Nutzen erzielen als andere. Der Umstand, dass sich der ungarische Adel mit Weinhandel befasste, verlieh dieser Tätigkeit einen höheren Rang. Nach der Niederlage des Freiheitskrieges von Rákóczi (1703-1711) wandte sich der ungarische Adel vom Weinhandel ab und hielt ihn nun­mehr für unwürdig. Sie wollten nur möglichst grossen Nutzen von ihren Leibeigenen erpressen und den Wein den meistens fremden Händlern verkaufen: die Tätigkeit der Händler aber versuchten sie gleichzeitig zu unterbinden. Ein Gesetz des Landtages verbot 1737 den in Ungarn verweilenden Griechen, Ar­meniern, Juden und Albanern den Weinhandel in Oberungarn. Die Polen und polnis­chen Juden durften aber weiter mit Wein handeln und auch Koscherwein herstellen, wenn sie von ihren Auftraggebenden den entsprechenden Pass und die Vollmacht er­hielten. Der polnische Adel selbst trieb im 16-17. Jahrhundert noch einen ausgedehn­ten Weinhandel, später aber zogen sie sich auch zurück. Unter den Polen finden wir auch Schotten, die im 16. Jahrhundert in Polen Schutz vor der Glaubensverfolgung fan­den und regelmässig mit tokaj-hegyaljaer Wein handelten. Ein spezieller Berufszweig von Fuhrleuten bildete sich heraus, die den Weintran­sport abwickelten. Sie waren zumeist Ungarn, Slowaken und Ruthänen in Nordost-Un­garn. Ganze Dörfer trieben diesen Beruf, sie transportierten den Wein meistens im Winter, wenn die Wege gefroren waren und der Wein vom vielen Schütteln nicht gä­ren oder brechen konnte. Gewöhnlich machten sich 10-20 Fuhrwerke auf den Weg, denn so war es sicherer. Sie drangen bis tief in Russland und Polen ein, fuhren die Fässer sogar bis zur Dunajec, von wo sie auf Flössen an der Weichsel bis Dancka gesch­wemmt wurden. Den Heimweg legten sie nicht leer zurück, sie brachten meistens für dieselben Händler Tuchwaren, Pelze, Leinen und andere, in Oberungarn gesuchte Wa­ren mit. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts tauchten in Ungarn in der Gegend von Tokaj-Hegyalja Juden in immer grösserer Zahl auf. Sie kamen aus Böhmen und Mäh­ren nach Nieder-Ungarn, aus Schlesien und Galizien nach Oberungarn und wurden Kleinhändler, Schankwirte oder Weinhändler. Sie siedelten sich mit Vorliebe in den Handelszentren an und in einem Jahrhundert erreichte ihre Zahl in Nordost-Ungarn 15-25% der Bevölkerung. Die aussergewöhnliche Anspruchslosigkeit und der grosse Fleiss half einzelnen Familien zu grossem Kapital, andere lebten in grosser Armut. Ko­mitats- und Landesverordnungen verboten ihnen — ohne grossen Erfolg — alle Bezi­ehungen mit dem Wein. Sie durften keine Trauben kaufen und machten es doch, sie durften Ausbruch nicht herstellen, und trotzdem versorgten sie damit beinahe ganz Po­len.

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