Fehér György szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1992-1994 (Budapest, 1994)

CSOMA ZSIGMOND — KOVÁCS SÁNDOR: Die Jahrhunderte des Weinhandels in Ungarn

Vortritt gegenüber den Weinen der Bauern. Die letzteren durften ihre Weine nur vom Tag des Hl. Michael bis zu Weihnachten oder vom Tag des Hl. Georg verkaufen, wenn der Preis der Weine nach der Weinlese niedrig war. Wegen der Stockung des Wein­handels haben die Grundherren immer den Ausschank ihrer eigenen Weine in den Weinschenken forciert. Die kapital- und lebenskräftige Weinhändlersschicht wurde in steigendem Masse von unternehmerischen Bauern ersetzt, die sich auf dem Weg der bauernbürgerliehen Entwicklung und Bereicherung befanden, Handel trieben und für die der Stadthalter­rat auch ein erfolgreiches, mehrmals erschienenes, volkstümliches Fachwerk ausgab. Die Bauernfuhrmänner transportierten 3 Stück 500 Liter-Fässer pro Fuhre, was am westungarischen Zoll als ein Zollsatz gerechnet wurde. Eine Fuhre bedeutete eine Ein­heitsmenge von etwa 15 Hektoliter und wurde Dreiling, Fuder oder Wagenschwer ge­nannt. In Nordostungarn war das Gönzer Holzfass (151,2 Liter) das meistverbreitete Transportfaß, während der Ausbruchwein in "átalag" (75,6 Liter) befördert wurde. Der verkaufte Wein galt damals immer zusammen mit dem Faß, deshalb spielte das Ge­werbe der Böttcher, Fassbinder eine sehr wichtige Rolle. /Bilder 53-54./ "Die Gesellschaft" des Weinhandels Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts lag der Weinhandel in Ungarn danieder — nach wie vor fehlte eine kapitalkräftige Weinhandelsschicht. Die vershiedenen Natio­nalitäten waren in diesem Berufszweig in bedeutenden Maße vertreten. Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Rolle der früheren armenischen, serbischen und grie­chischen Kolonien und Weinhändlerfamilien von deutschen, jüdischen Wcinhändler­familien und Dynastien übernommen. Die Weingroßhändlerfamilien Jalics, Adler, Selbstherr, Wolf und Lessner verschafften sich allgemeinen Ruhm überall im Lande. Die Aufkäufe der Weinhändler wurden von Vermittlern und Faktoren ("cenzár") un­terstützt, die die örtlichen Weine und Weinbauern gut kannten. Für die Vermittlung der Weine bekamen sie eine Provision von sowohl dem Verkäufer, als auch dem Käu­fer. Sie waren Landwirte, deren Fachwissen in hohem Ansehen stand; ihre positive Be­urteilung über die Weine des Verkäufers trug dazu bei, daß sich die Weinbauern jährlich einmal stattliche Bareinnahme verschaffen konnten. Die Vermittler der einzelnen We­ingegenden waren auch wohlhabend, und die Verkäufer bewarben sich oft um ihre Gunst. Zur Abwicklung des Weinverkaufs in den Weinschenken stellten die Gemeinschaf­ten, die Weinbau trieben (Dörfer, Städte, Berggemeinden) Weinrichter an. Diese ha­ben den Weinverkauf sowohl organisatorisch (Weinschenk und seine Angestellten), als auch qualitäts- und mengenmäßig (Ausschank, Weinsorte, Prüfunk durch die Sinne­sorgane) kontrolliert und zusammengestimmt. Die Weinfuhrmänner waren Unternehmer, die die Weine als Lohnarbeit mit Hilfe ihrer eigenen Wagen an den Bestimmungsort beförderten. Ihre Fahrt dauerte mehrere Tage und war nicht ohne Gefahr. Die Gruppe der Fuhrmänner, die sich für die Tran-

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