Szakács Sándor szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1990-1991 (Budapest, 1991)

GYULAI FERENC - HERTELENDI EDE - SZABÓ ISTVÁN: Frühmittelalterliche Pflanzenfunde und ihre Datierung vom Gebiet des Plattensees

bungen fort. Dabei wurde ein Holzbau mit einem davor liegenden Wirtschaftshof freigelegt (Abb.2). Es fanden sich unter anderem Bruchstücke von Mahlsteinen, Reste von Holzei­mern, Knöpfe und Reste von Schuhen. Die in grossen Mengen aufgetretenen Tonscherben datiert der Archäologe A. KRALOVÁNSZKY (1965) in die sogenannta Arpadenzeit (10-13. Jahrhundert). Bei diesen Grabungen wurden Schalen von Was­serschnecken (Planorbis sp., Planorbarius sp., Anisus sp.) und Muscheln (Unio pictorum L. ssp. balatonicus Küsf.) gefunden. Die Tierknochenfunde (Ziege, Schaf, Schwein, Hund, Vögel, Wels) hält der Archäozoologe J. MATOLCSI für Speiseab­falle. Man fand ferner die Spuren von drei Feuerstellen, deren Steine merkwürdiger­weise keine besonderen Brandspuren zeigen (Fundkomplex X, XVI, XXII). Aus ihrer Umgebung kamen - ausser Holzkohlestücken - die meisten archäobo tani sehen Funde zum Vorschein (Abb.3). Die Pflanzenfimde sind im Baiatom Museum sehr sorgfältig konserviert worden. Man nimmt an, dass die Siedlung nur kurze Zeit bestanden hat Auf Grund der geringen Zahl der Fundstücke kann die ethnische Zugehörigkeit der damaligen Bevölkerung nicht eindeutig und zufriedenstellend ermittelt werden. CS. BÁLINT reiht die Siedlung in die frühmittelalterliche slawische "Bjelo-Brdo-Kultur" ein (HAJDU et al. 1976). Nach der Meinung von R. MÜLLER (mündlich) bewohnte ein slawischer Stamm die Siedlung. Bei den Ausgrabungen von 1964 konnte auch eine Klärung über die Seespie­gelhöhe während der Awarenzeit herbeigeführt werden (BENDEFY and NAGY 1969, SÁGI 1971). Die Siedlung liegt 103,4 m u.d.M. Die ehemaligen Einwohner haben damals auf dieser Insel grosse Mengen Getreide gelagert. Also musste das Bodenniveau trocken gewesen sein. In Kenntnis der Torfkapillarität konnte man feststellen, dass, als diese Insel bowohnt war, der Wasserstand des Plattensees niedriger als 102,4 m ü.M. gewesen sein musste (heute: 104,5 m ü.M.) (SÁGI ­FÜZES 1973). Auf Grund pollenanalytischer Ergebnisse vermutet man eine klimatisch recht günstige Phase in der Zeit vor 1220 mit einem gegenüber heute niedrigeren Wassers­tand. Anschliessend wurde es feuchter und kühler und der Seespiegel stieg an (ZÓLYOMI 1952). Da ausser den Samen und Früchte sehr wenige archäologische Funde auf den Pflanzenbau hinweisen, wurde die Bearbeitung der Samen und Früchte besonders wichtig. Die bereits erwähnten Archäologen, welche im Jahre 1964 bei der Ausgra­bung teilgenommenen haben, übergraben uns das pflanzliche Material zur Untersu­chung und stellten alle Ausgrabungsdokumente zur Verfügung. Wir haben insgesammt 29 Proben aus 14 Funkomplexen bearbeitet (Tabelle 1). Die Samen und Früchte wurden am Balatoni-Museum Ungarn ausgelesen und bestimmt. Die EDV­gestützte Auswertung konnte in verdankenswerter Weise am Botanischen Institut der Universität Basel unter der Leitung von Frau Dr. Stefanie JACOMET durchgeführt werden. Die Samen und Früchte waren zum grössten Teil infolge von Feuereinwir­kung verkohlt, oder blieben infolge von Feuchtlagerung und Luftabschluss auch unverkohlt in ausgezeichnetem Zustand konserviert. Dank der sorgfältigen Probenent-

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