Takács Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1975-1977 (Budapest, 1978)

Balassa Iván: A keszthelyi Georgikon arató- és cséplőszerződései (1798—1816)

DIE MÄH- UND DRESCHKONTRAKTE DES GEORGIKON IN KESZTHELY 1798-18^6 von IVÁN BALASSA In Europa Wurde die erste landwirtschaftliche Hochschule vom Grafen György Festetics, von einem der reichsten Gutsherrn Ungarns, im Jahre 1797 gegründet, damit für seine Güter gut ausgebildete Wirtschaftsverwalter zur Verfügung gestellt werden. Er wusste, dass für sein Unternehmen die hervorragenden Professoren allein nicht genügen, sondern auch die praktische Ausbildung der Hörer benötigt wird. Deswegen wurde gleichzeitig mit der Stiftung der Lehranstalt auch eine Lehrwirtschaft eingerichtet, deren Grösse aus 200 Katastraljoch Acker, 100 Joch Wiese und Wald, ferner aus einem Obst- und einem botanischen Garten bestand. Die Wirtschaftsfläche hat sich zwar im Laufe der Zeit geändert, doch war das Gut unter den Festetics-Gütern immer eine selbständige Einheit. Sein Charakter als Versuchs-Musterwirtschaft wurde auch dadurch bestätigt, dass sein Einkommen pro Joch doppelt so hoch war, wie das Durchschnittseinkommen der Festetics-Güter. Die in ungarischer und deutscher Sprache abgefassten Mäh- und Dreschkontrakte geben eine detaillierte Auskunft über den Verlauf der dortigen Arbeiten und gewähren uns zugleich einen interessanten Einblick in die Arbeitsverhältnisse der Lehrwirtschaft. Zu dieser Zeit begann die Ersetzung der Sichel durch die Sense. Zur Reinigung des Getreides wurde das Streusieb verwendet. Die Arbeiter erhielten als Lohn bei der Ernte den 1/8-1/9-ten Teil des Ertrages und Verköstigung, während beim Drusch der Lohn anfangs der 1/9, danach der 1/12 Teil war und beim Letzteren wurde jeder dreissigste Scheffel als Ergänzung der Verpflegung dazugegeben. Im allgemeinen wurden überhaupt nicht, oder nur selten Fronarbeiter eingesetzt, weil man ihre Arbeit als nicht befriedigend gehalten hat. Im allgemeinen erhielten die Drescher nur dann die Arbeit in der Lehrwirtschaft, wenn sie sich gleichzeitig verpflichteten, für einen bestimmten Taglohn zu arbeiten und sogar gewisse Arbeiten unentgeltlich zu verrichten. Diese Arbeitsform stammt nicht aus den alten feudalen Gebundenheiten, sondern sie zeigte schon gewisse kapitalistische Züge. Ein solcher Arbeitsvertrag kann schon als ein Schritt in die Richtung zum Kapitalismus betrachtet werden, wenn wir zugleich die Anteilarbeit mit ihren geschilderten Verwickeltheiten auch als ein feudales Relikt beurteilen nach Aufhebung der Leibeigenschaft. Die angeführten Mäh- und Dreschkontrakte gestatten teilweise einen Einblick in die Arbeits­organisation der Lehrwirtschaft Georgikon. Deren gewisse Elemente können schon als ein Vorzeichen der kapitalistischen Wirtschaftsweise angesehen werden. Die Absolventen konnten nicht nur reiche Fachkenntnisse gewinnen, sondern auch gewisse neue Erfahrungen in der Arbeitsorganisation, die sie dann in verschiedene Teile des Landes mitgenommen und dort verwertet haben.

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