Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)
Tóth, Tibor: Umgestaltung der Viehzucht der Großgrundbesitze zur Zeit der Jahrhundertwende im Komitat (Bezirk) Somogy
Mit dem Rassenwechsel des Rindes fast gleichzeitig spielte sich auch im Schafbestand ein ähnlicher Prozeß ab. Außer der Verminderung der Weidenflächen und der raschen Einengung des Wollmarktes haben dabei auch einige spezielle Komponenten mitgespielt. Viele Beschwerden und Bemerkungen weisen darauf hin, daß zufolge der im vorigen Jahrhundert angewendeten Behandlung des Milzbrandes — mit dem häufigen Aderlaß — die traditionellen Schafweiden vielerorts verseucht waren und die Seuche — die noch vor drei Jahrzehnten ihre Wirkung spüren ließ — die Schäfereien regelrecht um das Viertel bis Drittel ihres Bestandes gebracht hat. Ein schweres Problem ergab sich zu gleicher Zeit daraus, daß die fast ausschließlich gehaltenen ElektoralNegretti-Bestände allmählich zu Inzuchten wurden und ihre Degenerierung in einem stets schnelleren Tempo erfolgte. 11 Trotz alledem trug die Nachfrage nach Feinwolle in den 80er Jahren noch immer zum Aufrechterhalten dieser Zuchtrichtung bei und auf der Wiener Ausstellung erreichten die Großgrundbesitze des Komitats Somogy gerade dieser zufolge wertvolle Preise. Das Erscheinen der französischen, vor allem Rambouilletschafe bzw. der erste Versuch zur Auszüchtung der heimischen Kammwollmerinos ist auf die erste Hälfte der 90er Jahre gefallen, doch führte dies damals noch zu keinen bedeutenderen Ergebnissen. Auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 wurde noch immer die „sehr edle" Wolle von Somogy zum Großpreisträger. 12 Letzten Endes trug die Verbreitung der maschinellen Wollentfettung dazu bei, daß sich die Aufmerksamkeit der Großgrundbesitze zuerst der Zucht der eine mittelfeine, längere Wollen gebenden, doppelverwertbaren MerinoPrécoce-Schafe, sodann nach dem Erscheinen der australischen Wolle der Zucht englischer und französischer Fleischschafe (Hampshiredown, Soissonnais) zuwandte. Der abnehmende Markt der Fleischschafe führte schließlich zur Verbreitung der unter Anwendung von Merino-Précoce- bzw. RambouilletSchafen ausgezüchteten Kammwollrassen, so daß die sich entfaltende Vorherrschaft dieser auf den Groß- und Mittelbesitzen des Komitats zugleich mit dem Beginn des raschen Rückfalles der Schafzucht zusammenfiel. Eine geringere Bedeutung als den zwei vorhererwähnten Zweigen fiel der Pferdezucht der Mittel- und Großbetriebe zu. Wie der Sachbearbeiter für Ökonomie des Komitats im Jahre 1890 berichtete, war die Zucht planlos und folgte keiner entschiedenen Richtung. Die zur Deckung des Bedürfnisses der Armee erfolgte Remontenzucht ging vor allem in den Bauernwirtschaften vor sich. Im ganzen Komitat gab es ein einziges Gestüt, das auf dem Gut des Fürsten Festetics, dessen Ruf weit bekannt war. Obwohl in Nagyatád eine Abteilung des Staatlichen Gestütes von Székesfehérvár — das seinem Bestände gemäß im Dienste der Verbreitung der englischen Halbblüter gestanden hat — tätig war, machte sich seine Wirkung durch das Verdrängen der aus Serbien eingeführten Pferde vor allem in den Bauernwirtschaften bemerkbar. Im Verhalten der Großgrundbesitze kam es erst nach 1896 mit der Errichtung des Inspektorats für Tierzucht zu einer Änderung. Aufgrund des vom Gestüt von Mezőhegyes beschaffenen Zuchtmaterials wurde in den Warmblutgestüten das Ubergewicht der Stämme des schwereren Nonius normet SZENTIVÁNYI, BÉLA: A piarista kusztodiátus gazdaságtörténete (Wirtschaftsgeschichte des Piaristenkustodiats). Budapest 1943. 240—241. "S. Anm. 6.