Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)

Orel, Vitezslav—Vávra, Miloslav: Die Tier- und Pflanzenzüchter in Mähren im Hintergrunde der Entdeckung von Mendel

führte die Nutzkontrolle und die Stammregistrierung der Zuchttiere ein. Beson­ders erfolgreich war er bei der Einführung „des Sprungs aus der Hand", was ihm die individuelle Selektion des Elternpartners ermöglichte. Er gewann für eine Zusammenarbeit in seinem Veredlungsprogramm auch die Tierzüchter aus den Nachbargütern, so daß Ende des 18. Jahrhunderts in Mähren ein inoffiziel­ler Tierzuchtverein entstand. Im Jahre 1814 konstituierte die Ackerbaugesell­schaft daraus einen offiziellen Schafzuchtverein in Brünn 4 , der für die Schaf­zucht der ganzen Monarchie Sorge trug. Im dreizehngliederigen Ausschuß des Vereins waren 3 Mitglieder auch aus Ungarn. Als Geistesvater des Vereins war eindeutig F. GEISSLERN anerkannt. Aus seinem Gute in Hostice etwickelte er eine Musterwirtschaft in jeder Richtung. Besonders aber wurde er durch seine Schafzucht berühmt; daher ist seine Benennung „der mährische BAKEWELL" völlig begründet. Die Erfolge der mährischen Tierzüchter fanden einen regen Anklang auch in Ungarn. GEISSLERN selbst besuchte Ungarn mehrmals und fand dort eifri­ge Mitarbeiter. Im Organ der Ackerbaugesellschaft „Oekonomische Neuigkei­ten und Verhandlungen" wird oft GEISSLERNs Ruf in Ungarn erwähnt. In einer Mitteilung aus Ungarn vom Juli 1818 wird z. B. Graf GEORG FESTETICS, der tätigste Mustertlandwirt in Ungarn, als ungarischer GEISSLERN be­zeichnet. Die Erfolge der Schafzüchter erregten in Mähren bald das Interesse der Pflanzenzüchter für die Kreuzung bei der Pflanzenveredlung. An der erwähnten Versammlung in Brünn im Jahre 1840 wurde schon die Anwendung der künstli­chen Befruchtung zwecks Erzeugung neuer Obstsorten diskutiert und Abt NAPP konnte bereits über Erfolge bei der Weinrebe und den Obstsorten berichten. Er erwähnte den Züchter KARL KOTSCHY (1789—1856), der ebenfalls mit Erfolg die Sämlinge Fi auf die Mutterpflanze zu kopulieren pflegte und so das Mentorphänomen ausnützte. Später hybridisierten Zierpflanzen auch die Blumenzüchter in Brünn, besonders JAN TVRDY (1805—1883), bekannt durch seine Fuchsienzüchtung, und P. OLEXIK (1801—1877), mit denen MENDEL bereits eng zusammenarbeitete. Im Zusammenhang mit der Genese der Entdeckung MENDELs ist noch F. DIEBL (1770—1859) zu erwähnen, der in den Jahren 1826—1832 Custos des Museums war und seit 1827 Vorlesungen über Landwirtschaft und Naturge­schichte an der Philosophischen Anstalt in Brünn hielt. Das große Interesse für die Obstbaumzucht in Mähren kann man auch daraus ersehen, daß DIEBL im Jahre 1844 als erster in der damaligen Monarchie Obst- und Weinbau als selbständigen Gegenstand vorgetragen hat. 1846 absolvierte seine Vorträge über Landwirtschaft und Obst- und Weinbau auch GREGOR MENDEL. Zu seinem Studium benützte er offensichtlich DIEBLs Lehrbücher, die von der Acker­baugesellschaft unter dem Titel „Abhandlungen aus der Landwirtschaftskunde für Landwirte, besonders aber für diejenigen, welche sich der Erlernung dieser Wissenschaft widmen" veröffentlicht wurden. Der Titel dieser Lehrbücher sollte die Veröffentlichung insofern begründen, als damals für den Unterricht offi­zielle Lehrbücher herausgegeben wurden. Das Lehrbuch von L. TRAUTMANN aus dem Jahre 1814 lehnte die Anwendung der Hybridisation in der Pflanzen­Werein der Freunde, Kenner und Beförderer der Schafzucht, zur noch höheren gründlichen Emporhebung dieses Oekonomiezweiges und der darauf gegründeten Wollindustrie in Fabriken und Handel.

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