Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Kritsman, Viktor a.: Die bedeutende Rolle Justus von Liebigs in der Entstehung und Entwicklung der chemischen Schulen in Russland im 19. Jahrhundert

C 7 H 12 0 6 + 0 2 » C 6 H 4 0 2 + C0 2 + n H 2 0 Chinasäure p-Benzochinon (1,3,4,5-Tetrahydroxy- (1,4-Benzochinon) cyclohexancarbonsäure) Ab Ende 1869 führte der englische Chemiker und Fabrikant künstlicher Farb­stoffe William Perkin sen. (1838-1907) die industrielle Darstellung des berühmten Farbstoffs Alizarin auf der Basis des Chinon-Derivates Antrachinon in großem Maßstab ein [18]. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts betrug die Zahl der künstli­chen Antrachinonfarbstoffe mehr als 1000. An der Wiege dieses Industriezweiges stand Voskresenskij. Liebig hoffte auf neue Ergebnisse der so fruchtbar begonnenen Forschungsar­beiten Voskresenskijs nach dessen Rückkehr nach Russland Ende 1838. Aber das Giessener Laboratorium erreichten nur wenige Nachrichten über wichtige wissen­schaftliche Resultate dieses Chemikers: 1841 isolierte er das Alkaloid Theobromin aus Kakaobohnen [19]; 1844-1847 untersuchte Voskresenskij die chemischen Eigenschaften der Chinone und Zusammensetzung des Polysaccharids Inulin [20]. Voskresenskijs weitere Arbeiten brachten keine bedeutenden chemischen Ergeb­nisse mehr; er führte nur noch Analysen der verschiedenen Brennstoffarten in Russland durch (Torf, Brennschiefer, Kohlen). a2.Voskresenskij als der Mitbegründer der St.-Petersburger wissenschaftlichen chemischen Schule, der die Arbeit seines Lehrers Germain Hess fortsetzte Warum konnte Voskresenskij sein großes experimentelles Programm nicht fort­setzen? Eine Antwort auf diese Frage kann hauptsächlich auf Grund der Kenntnis der sogenannten „geheimnisvollen russischen Seele" (d. h. in der Sprache westlicher Psychologen die Besonderheiten des nationalen russischen Charakters) gegeben werden. Voskresenskij ersetzte sein eigenes Programm der Forschungsarbeiten in dem damals einzigen gut ausgestatteten russischen Laboratorium durch die Aufga­be, das System von Liebigs experimenteller Chemielehre an allen russischen Uni­versitäten einzuführen. Man darf nicht vergessen, daß es damals in Russland fast keine Tradition sys­tematischer chemischer experimenteller Forschungen gab. In allen chemischen La­boratorien wurden noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur lokal interes­sante technische Fragen untersucht: Hauptsächlich Mineralstoffe aus verschiede­nen Regionen Russlands (die Fluß- und Mineralwässer, Mineralien, Erze, Brenn­stoffe etc.) wurden analysiert. Die russischen Chemieprofessoren waren bis Anfang der 1830er Jahre selten bestrebt, ihre Vorlesungen durch Demonstration von Ex­perimenten anschaulich zu gestalten. Ein deutschsprachig ausgebildeter, der erste russische experimentierende Che­miker und Chemieprofessor des 19. Jahrhunderts, Germain Henri Hess (German

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