Technikatörténeti szemle 22. (1996)

Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Schiemenz, Günter Paulus: Der Schierlingsbecher, die Zauberflöte und der Druckfehlerteufel. Ein Schmierenstück der Historiographie der Alkaloidforschung

ständlich, wieso Berzelius, diese Stelle zitierend, das Coniin nicht wie Morphin, Narcotin, Chinin bei den „vegetabilischen Salzbasen", sondern bei den „indifferenten Pflanzenstoffen" führt und ausdrücklich sagt „Es hat keine alkalische Eigenschaften". Berzelius' Bericht erschien 1830 im Druck, wurde aber am 31. März 1829 an die schwedische Akademie der Wissenschaften eingereicht. Wir können also Blyths Text und der Jahreszahl 1829 ent­nehmen, daß er nicht einmal die beiden Pariser Sekundärquellen, sondern nur Berzelius konsultierte und die Zusammenhänge gründlich mißverstanden hat. Aber es kommt schlimmer. Wie damals üblich, erschien eine deutsche Übersetzung in Liebigs Annalen 17 . Diese übernahm naturgemäß die Fehler des Originals, aber hinzu kamen Ungenauigkeiten in der Übersetzung: „Gieseke (...) entdeckte 1827 zuerst den wirksamen Bestandtheil des Schierlings, ohne ihn indessen für sich darzustellen", dann im verbalen Widerspruch „Brandes und Gieseke (...) gaben 1829 eine Methode zur Darstellung dieses wirksamen Bestandtheils an... Indessen verdankt man erst Geiger die Darstellung dieses Körpers in reinem Zustand' - Originaltext: „It is to Geiger that we are indebted for the actual Separation in quantity of coniine". „in quantity" würde besser mit „in Substanz" übersetzt und jedenfalls nicht mit „in reinem Zustand", „in quanti­ty" will sagen „als freie Base", aber diese freie Base war eben nicht rein. Dann 1888 Ladenburg - Gieseke in 7 Buchstaben, „Coniin schon 1827 von Giseke beobachtet und bald darauf von Geiger näher untersucht". Ein großer Sprung: 1935, Beilstein, 4. Aufl., Hauptwerk, Bd. 20 18 : „Brandes, Gieseke (7 Buchstaben), Berzelius' Jahresber. 9, 232" - diese Quelle kor­rekt zitiert, aber eben diese und nicht das Original. Wir kommen zu den neueren Chemie- und Pharmazie-Historikern. Partington, 1964 19 : „A. L. Gieseke (7 Buchstaben) (1827) obtained coniine from it (= hemlock) as an impure sulphate; it was obtained pure by P.L. Geiger (1831)..." - der erste Teil ist richtig, der zweite nicht, und da um 1830 eine freie Base und ihre diversen Salze nur als verschiedene Hypostasen ein und desselben principiums verstanden wurden, hätte eben doch Giseke das Coniin entdeckt und Geiger nur die Darstellung verbessert. Reines Coniin hatten beide nicht in den Händen. Die Gieseke-Schreibweise in 7 Buchstaben haben dann auch 1956 und 1972, wie erwähnt, Schneider und schließlich 1986 Irene Strube, Rüdiger Stolz und Horst Remane 20 , diese mit der befremdlichen Jahreszahl 1826. Ab 1842 gibt es neben der Orthographie in 7 Buchstaben noch einen weiteren Überlieferungsstrang mit der Variante in 8 Buchstaben. Liebig, Poggendorff und Wöhler, Handwörterbuch der reinen und angewandten Chemie 21 , haben 1842 einen von „Sehn." unterzeichneten Beitrag: „Coniin...

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