Technikatörténeti szemle 22. (1996)

Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Schiemenz, Günter Paulus: Der Schierlingsbecher, die Zauberflöte und der Druckfehlerteufel. Ein Schmierenstück der Historiographie der Alkaloidforschung

dem Original verkürzt und mit dem Risiko ungenauer Wiedergabe, indem ein Franzose einen deutschen Text exzerpierte. Berzelius machte daraus einen schwedischen Text und Wöhler wieder einen deutschen. 3. Ladenburg hatte 1888 Gieseke in 7 Buchstaben geschrieben, Hofmann 1881 Giesecke in 8 Buchstaben und Limpricht 1862 Giseke in 6 Buchstaben. Wie hieß er denn nun wirklich? - Im Vertrauen darauf, daß ein Professor der Pharmaziegeschichte die Quellen sorgfältig studiert hat und es also genau weiß, sehen wir bei Wolfgang Schneider nach, weiland Leiter des Pharmaziegeschichtlichen Seminars der TU Braunschweig, 1970 bis 1981 als Nachfolger von Georg Edmund Dann Präsident der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie und seit 1976 als erster Pharmaziehistoriker Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Damals noch Dozent, widmete er 1956 Friedrich von Bruchhausen zum 70. Geburtstag eine Arbeit „Ph. L. Geiger und die Entdeckung des Coniins". 7 Darin heißt es u.a.: „Eine wertvolle Untersuchung hat Gieseke (7 Buchstaben) geliefert... Die entscheidenden Schlußfolgerungen hat Giesecke (8 Buchstaben) nicht gezogen, und so ist denn Geiger der eigentliche Entdecker des Coniins geworden", und: „Als Entdecker des Coniins wird auch Giesecke (8 Buchstaben) namhaft gemacht, doch hat seine Arbeit bei weitem nicht die Klarheit über dieses Alkaloid gebracht wie die Geigersche". Klarheit über die zutreffende Orthographie beschert uns indessen auch Schneider nicht: Dreimal schreibt er Gieseke (7 Buchstaben) und in dersel­ben Arbeit zweimal Giesecke (8 Buchstaben). Die dritte Schreibweise, Giseke (6 Buchstaben) kommt bei ihm nicht vor, und auch in der sonstigen Literatur, vor allem in der neueren, findet sie sich nur sehr selten. 1972 hat sich Schneider noch einmal zur Entdeckung des Coniins geäußert. In seiner „Geschichte der pharmazeutischen Chemie" 8 heißt es: „Dann kam 1827 eine wertvolle Untersuchung von A.L. Gieseke (7 Buchstaben) heraus; sie wurde im Rahmen einer Preisarbeit der medizinischen Fakultät der Universität Halle angestellt und führte fast zur Entdeckung des Conium-Alkaloids... Die entscheidenden Schlußfolgerungen hat Gieseke (7 Buchstaben) nicht gezogen, und so ist denn Ph. L. Geiger der eigentliche Entdecker des Coniins gewor­den...": Gieseke hier nur in der 7-Buchstaben-Variante, Vornamen: „A. L". 1985 erschien die „Geschichte der Pharmazie" von Schneider. Hier ist Gi(e)se(c)ke überhaupt nicht mehr genannt, und S. 108 heißt es lapidar zu Ph. L. Geiger: „Entdeckte Coniin (1831)". 9 Wer also nun - Gi(e)se(c)ke oder Geiger? Und wer war dieser Gi(e)­se(c)ke, und wie schrieb er sich wirklich? Eine Reihe von Autoren weiß es ganz genau - aber jeder weiß es anders.

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