Technikatörténeti szemle 22. (1996)
Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Engel, Brita: Zwischen Industrie und Umweltschutz: Konrad Wilhelm Jurisch (1846–1917)
welchen Wasserkraft auf billige Weise nutzbar zu machen geht" 24 . Er weist an einem Beispiel nach, daß andere ungefährlichere Methoden durchaus auch effizienter sein können: „In dieser Fabrik wurde die Bodenfläche der Kammern mehr als doppelt so stark ausgenützt... bei viel geringerer Gefahr für die Arbeiter" 25 . Für Jurisch ist Umweltschutz ein Bestandteil des Arbeitsschutzes; „Die gasförmigen, flüssigen und festen Abfälle und Rückstände einer Fabrik können die Luft, das Wasser und den Boden der Nachbarschaft verunreinigen. Hierdurch können die Arbeiter nicht nur während ihrer Arbeitzeit, sondern auch ... während ihrer ganzen freien Zeit, gesundheitsschädlichen Einflüssen ausgesetzt sein. Mit den Arbeitern leiden in solchen Fällen alle Mitglieder ihrer Familien und die ganze Bevölkerung der Städte, welche in der Nähe der Fabriken entstanden sind, wie z.B. Widnes-Newtown" 26 . Überraschend ist, daß Jurisch den Schutz der Arbeiter mit der Arbeitszeit in Verbindung bringt. Am Beispiel einer Sodafabrik, die zwischen 30% und 100% (!) Dividende ausschütten konnte, weist er nach, daß die Umstellung der Schichten von 12 auf 8 Stunden bei vollem Lohnausgleich die Kosten pro Tonne Soda nicht erhöht habe, sondern die Produktion sei um genau den gleichen Betrag wie die zu zahlenden Löhne gestiegen. Der Kohleverbrauch sei gesunken, die Maschinen wurden besser gewartet, und mit drei Schichten konnte die Wochenendunterbrechung der Produktion eingestellt werden. Es Mußten 28% weniger Krankengeld gezahlt werden und nur halb so viel Arbeiter ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen 27 . „Verfasser hält die 12stündige Schicht ... nationalökonomisch, physiologisch und psychologisch für bedeutend unvortheilhafter. ...Selbst für solche Leute, welche gar keine geistigen oder gesellschaftlichen Ansprüche erheben, muss der enggeschlossene Lebenscyclus: Schlaf, Fabrik, Essen; Schlaf, Fabrik, Essen; Schlaf etc. verdummend wirken" 28 . Nach einigen Wochen solcher Arbeitszeiten in einem deutschen Betrieb verließ Jurisch diesen fluchtartig: „Verfasser erkannte, wie thöricht es ist, einen Menschen, der geistige Arbeit leisten kann, einer militärischen Fabrikordnung zu Liebe körperlich unnöthigerweise zu ermüden und dadurch seine geistige Schaffenskraft zu verkrüppeln. Verfasser hält das bekannte 'Zeitabsitzen' und Vertrödeln für einen Krebsschaden der deutschen Industrie" 29 . „Die kürzere Arbeitszeit würde folgenden culturellen Gewinn herbeiführen: Die Leute würden sich an schneilerere und sicherere Arbeit gewöhnen, um in kurzer Zeit möglichst viel zu leisten. Hierdurch würden sie auch lernen, rascher zu denken, zu urtheilen und sich zu entschliessen. Das nationalökonomisch durchaus verwerfliche Trödeln bei der Arbeit... würde damit aufhören.... Den Gefahren, welche wirthschaftlich und socialpolitisch