Technikatörténeti szemle 19. (1992)

KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)

midts buch, daß sie deswegen ziemlich unbekannt geblieben seien. Tatsächlich ze­igte Kayser's Vollständiges Bücher-Lexicon noch 1866 Loschmidts Buch mit ge­nauen bibliographischen Daten und der lakonischen Verlagsangabe Gerold als ein zum Preise von 20 Neugroschen lieferbares Buch an. Wegen der geringen Zahl von Chemiestudenten in jener Zeit hatten selbst gängige Chemie Lehrbücher so niedrige Auflagen, das sie heute antiquarisch selten sind. Bücher wie das von Loschmidt wandten sich an den abermals viel kleineren Kundenkreis der Profes­soren und Privatdozenten; es ist mithin natürlich, daß die Auflage klein und die Schrift schon nach 50 Jahren ein rarissimum war. Daraus folgt jedoch keines­wegs, daß sie zur ihres Erscheinens wenig beachtet wurde. Etliche Indizien spre­chen für das Gegenteü. Ein Brief Kekules an E. ERlenmeyre und die Erwähnung in seinen Benzol-Publicationen lassen rekennen, daß Kekule nicht nur das Buch kannte, sondern seine Kenntnis auch bei den jeweüigen Lesern voraussetzte. Loschmidt ging es eigentlich um eine Formelschreibweise. Kekule stand unter ke­inem Zwang, auf Loschmidts Formeln hinzuweisen, aber als belesener Mann tat re es freiwülig. Wäre er dre bewußte Plagiator, als den A Bader Um in seinem Vortrag hinsteüte, so hätte re doch Loschmidt besser totgeschwiegen und nicht gleich zweimal im Druck seinem Lesern präsentiert! Liebigs viel gelesener Jah­resbericht wies auf Loschmidts Buch in; Poggendorffs Handwörterbuch führte es unter Loschmidts Schriften an erster Steüe. Anschütz war mit der Diskussion um die Benzolformel aufgewachsen. Da­durch setzte er bei der Lektüre von Loschmidts Schrift die Akzente einseitig und ganz anders als der Verfasser und auch Kekule: Was Loschmidt nur vage und eher beüäufig abgehandelt hatte, wurde für ihn zum Kernstück: „Denn in ihrem letzten Drittel sprach Loschmidt vier Jahre vor Kekule Ansichten über die Kons­titution der aromatischen Substanzen aus, die, in einer verbreiteten chemischen Zeitschrift veröffentiicht, sicher allgemeines Aufsehen erregt und zur Entwick­lung der Chemie wesentlich beigetragen hätten" - hätten, Konjunktiv, abermals mit der unbegründeten Prämisse, Loschmidts Schrift sei kaum bekannt gewesen; „vier Jahre vor Kekule": im Ansatz bereits die verkannte Priorität. Was sagte Loschmidt tatsächlich, und wie sahen es andere? In den Jahren vor Loschmidts Buch hatte sich die Sitte entwickelt, die Verknüpfung der Ato­me in Molekeln durch Modehe zu veranschaulichen, in denen jedes Atom durch eine Kugel wiedergegeben wurde. In der Zweidimensionalität von Loschmidts Druckseiten erschienen diese Kugeln als Kreise, deren Durchmesser die unter­schiedlichen Atomgewichte ausdrückte, also H < C * N * O < S. Für H: (C.N.O): :S verhalten sich die Durchmesser und Flächen von Loschmidts „Kreisen" wie 1:2,4:3,1 bzw. wie 1:5,8:9,8, die Volumina der entsprechenden Kugeln aber wie 1:13,8:30,3, also recht gut wie die Atomgewichte. Daß Loschmidts „Kreise" Ku­geln bedeuten, ergibt sich auch klar aus seiner Einleitung, in der immer wieder von Kugeln und Sphären die Rede ist. Sphäre bedeutet griechisch Kugel ist also damit synonym. Ausgehend von der Vierwertigkeit des Kohlenstoffs, versuchte Loschmidt sich (eher beiläufig) auch am Benzol, dessen sechswertige C6 Einheit er den Kern CÖ nannte. Er diskutierte und verwarf eine Atomanordnung, der für das Benzol selbst die Valenzstrichformel H2-C-CH-CHOCH2 entspricht. Ful­das Propen, CH3CH=CH2, hatte er u.a. die Formel des Cyclopropans, also eine

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