Technikatörténeti szemle 19. (1992)
KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)
Die Chemiker nehmen mit 5%, das entspricht 150 Personen, in dieser Verteilung einen bescheidenen Platz ein. Allerdings sind die beiden deutschen Chemiker, auf die in diesem Rahmen zunächst näher eingegangen werden soll, bei dieser Verteilung nicht unter das Gebiet „Chemie", sondern unter das Gebiet ..Kernforschung" subsumiert. Die Sowjetunion stellte sich am Ende des U. Weltkrieges verstärkt die Aufgabe, das von den USA und Großbritannien erreiche Atombombenmonopol möglichst bald zu brechen, um ein Gleichgewicht der Kräfte zu erreichen. Diese beiden westiichen Alliierten waren nicht bereit, mit ihrem östlichen Alliierten das Geheimnis der Atombombenherstellung zu teilen. So gelassen und uninformiert sich Stalin auch gegenüber dem US-amerikanischen Präsidenten Truman auf der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 (17.7.—2.8.) gab, als dieser um beiläufig über ^die-Existenz einer neuen Waffe von ungewöhnlicher Zerstörungskraft informierte, so bewegt ging es hinter dem Kulissen auf dem Gebiet der sowjetischen Atomforschung zu. Noch dramatischer wurde die Situation nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki am 6. bzw. 9. August 1945 durch die USA, die von der Sowjetunion als sehr deutliches machtpolitisches Signal an ihre Adresse verstanden wurden. Nach der Devise, außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, war gegen Ende des Krieges mit Deutschland der berüchtigte Chef des Volkskommissariats des Innern (NKWD), L. P. Berija, zum Hauptverantwortlichen für die Realisierung der sowjetischen Atombombe gemacht worden. Auf seinen Steuvertreter, Generalleutnant A. P. Sawenjagin, soü die Idee zurückgehen, in das sowjetische Atomprojekt auch deutsche Naturwissenschaftler und Techniker einzubeziehen — nicht zur unbedingten Freude der Sowjetischen Spezialisten, die auf diesem Gebiet arbeiteten. Mit einem Stab sowjetischer Wissenschaftler und Techniker, die in Deutschland als Angehörige der Roten Armee auftraten, begab sich Sawenjagin am Ende des Krieges nach Berlin und setzte von dort aus seine Idee um. Vorrangig waren natürlich für die Sowjetunion solche deutschen WissenschafÜer und Techniker von Interesse, die direkt am deutschen Uranprojekt mitgearbeitet hatten, wie z. B. Nikolaus Riehl, ein Spezialist für die Hersteüung von reinstem Uranoxid und Uran. Da die meisten deutschen Atomforscher sich am Ende des Krieges im wesüichen Teü Deutschlands aufhielten, konnte die Ausbeute an solchen Spezialisten für die Sowjets nicht aüzu groß sein. Sie bezogen deshalb in ihre Überlegungen auch deutsche Wissenschaftler und Techniker ein, die nicht direkt mit dem deutschen Atomprojekt verbunden gewesen waren, aber aufgrund ihrer wissenschaftlich-technischen Vergangenheit eine Gewähr dafür boten, ideen- und erfolgreich an Aufgaben des sowjetischen Atomprojekts mitarbeiten zu können. Zu diesem Personenkreis gehörten die Physiker Manfred von Ardenne, Gustav Hertz und Max Steenbeck sowie die beiden Physikochemiker Peter Adolf Thiessen und Max Volmer. Ardenne, der schon im Mai 1945 mit seiner gesamten Institutsausrüstung nach Moskau verbracht worden war, hatte in den ersten Monaten seines Aufenthaltes die Hoffnung, auf seinen Arbeitsgebieten ungestört weiter arbeiten zu dürfen. Mitte August 1945 wurde er jedoch durch Berija bewogen, künftig mit weiteren deutschen Spezialisten auf dem Gebiet der Uranisotopentrennung zu arbeiten. Über die Wirkung dieser Beratung mit Berija äußerte sich Ardenne in folgender Weise: „Seit der Sitzung mit Berija arbeiteten wir daran, die Lösung