Technikatörténeti szemle 18. (1990-1991)
TANULMÁNYOK - Suhling, Lothar: Synthetisches Benzin – Kohlehydrierung in Deutschland 1925–1945
LOTHAR SUHLBSfG* SYNTHETISCHES BENZIN — KOHLEHYDRIERUNG IN DEUTSCHLAND 1925—1945** Als am 10. Dezember 1931 der Chemiker und Industrielle Carl Bosch in Stockholm den Nobelpreis für Chemie entgegennahm, stand neben ihm als Laureat sein Fachkollege Friedrich Bergius, ein ehemaliger Mitarbeiter der Nobelpreisträger Walther Nernst und Fritz Haber (1). Bosch und Bergius erhielten die hohe Auszeichnung je zur Hälfte „auf Grund ihrer Verdienste um die Entstehung und Entwicklung chemischer Hochdruckverfahren", wie es in der Laudatio hieß (2). Der Name Friedrich Bergius steht in besonderer Weise mit der frühen Entwicklung der Hochdruckhydrierung fester und flüssiger Brennstoffe in Verbindung, d. h. vor allem mit der „Verflüssigung von Kohle" nach dem Bergius-Verfahren. Dieses Hydrierverfahren wie auch die 1923 unter Matthias Pier in der Badischen Anüin und Soda-Fabrik in Ludwigshafen/Rhein auf Anhieb geglückte Methanol-Synthese — die katalytische Hydrierung von Kohlenmonoxid zu Methylalkohol bei einem Druck von 200 Atmosphären (3) — ist nicht nur verfahrenstechnisch eng mit der katalytischen Druckhydrierung von Luftstickstoff nach dem Haber-Bosch-Verfahren verknüpft (4), spätestens seit 1925 war sie dies auch unternehmensgeschichtlich. Für den Werdegang und die Durchsetzung der Hochtechnologie Kohlehydrierung in Deutschland ist die Gründung der I. G. Farbenindustrie AG mit Sitz in Frankfurt a. M. in eben diesem Jahr 1925 ein entscheidender Vorgang. Mein Berichtszeitraum beginnt deshalb explizit mit diesem Jahr, ein kurzer Rückblick auf die Vorgeschichte ist dennoch angezeigt —. Allerdings werde ich dieses umfangreiche Thema hier nicht im einzelnen ausbreiten können. Es ist vielmehr mein Bestreben, exemplarisch aufzuzeigen, wie diese Hochtechnologie bereits in ihrer frühen Erprobungsund Anwendungsphase zum Gegenstand weitreichender unternehmenspolitischer, volkswirtschaftlicher und politisch-militärischer Entscheidungen geworden ist und letztlich Geschichte gemacht hat. Mit der .Anwendung hoher Drucke bei chemischen Vorgängen" und einer "Nachbüdung des Entstehungsprozesses der Steinkohle" hatte sich Friedrich Bergius (1884—1949) — nach seinens Erfaherungen am Karlsruher Insitut von Fritz Haber-seit 1909 im Institut für physikalische Chemie in •Landesmuseum für Technik und Arbeit, Mannheim ^Erweiterte Fassung des Vortrages, an der Konferenz über „The Development of Science and Technology in Central Europe between 1918—1938" in Budapest