Technikatörténeti szemle 8. (1975-76)

A TECHNIKA FEJLŐDÉSÉNEK NÉHÁNY VONÁSA KÖZÉP-EURÓPÁBAN 1700–1848 KÖZÖTT CÍMŰ KONFERENCIÁN 1974. NOVEMBER 19/20. ELHANGZOTT ELŐADÁSOK - I. Strube: Über den Anteil der Chemie an der industriellen Revolution

Bei der ersten üiniührung der Flammöfen wusste man die kolossalen Massen der dabei entwickelten Salzsäure nicht zu bewältigen ... man liess die Gesamtmasse der Salzsäure in die Luft entweichen, zerstörte dadurch die ganze Vegetation in der Umgebung der Fabriken ... Als dieses nicht mehr geduldet werden konnte, baute man Schornsteine von solchen Dimensionen, dass man glaubte, die sauren Dämpfe in so hohe Luftregionen zu führen, dass sie keinen Schaden mehr anrichten könnten. Der berühmte, 142 m hohe Schornstein der Tennantschen Fabrik in Glasgow stammt aus dieser Periode ... Zu diesen apparativen Problemen traten auch noch Materialprobleme hinzu. Der Technologe Lunge schilderte sie in seiner "Geschichte der Sodaindustrie" z.B. für das Material der Zersetzungspfanne für Salz und Schwefelsäure folgendermassen: "Man bedenke, welche Ansprüche an eine solche Gusseisenschale gestellt werden. Sie soll den Temperaturwechsel zwischen der Temperatur des kalten Salzes und der höchstens auf 100° erwärmten Saure einerseits und andererseits der schon schwache Glühhitze erreichenden Endtemperatur der Reaktion und immer wieder zurück ertra­gen können ohne zu springen ... Sie soll ferner dem Angriff des Feuers von unten und dem viel schlimmeren Angriff der heissen Säure und des schmelzenden Bisulfats von oben widerstehen ... Um überhaupt haltbar zu sein, müssen sie aus einer, durch die Erfahrung bestimmten, aber von den Giessereien geheimgehaltennen Mischung mehrerer Eisensorten bestehen und mit grosser Sorgfalt gegossen werden." Eines der grössten Probleme war für den chemischen Unternehmer der Umgang mit der durch ihn mitgeschaffenen Arbeiterschaft. Auch darüber berichtet Lunge: "Zwei Umstände machen den Sulfatofenbetrieb zu einem sehr unangenehmen. Der eine ist der, dass die scharfen Salzsäuredämpfe, die beim Umrühren in der Pfanne und beim Umkrählen im Kalzinierofen öfters aus den Arbeitsöffnungen heraustreten, den Arbeitern äusserst lästig fallen und selbstverständlich gesundheitsschädlich sind... Ein anderer Übelstand ist der, dass man, vor allem bei der Pfanne, so sehr von der Geschicklichkeit und dem guten Willen der Arbeiter abhängig ist".. Und an ande­rer Stelle heisst es: "Wie oben bemerkt, Ist die Arbeit im Sodaofen eine ungemein anstrengende, und es ist nicht immer leicht, sich die erforderlichen Arbeitskräfte zu beschaffen, was denn gerade deshalb oft zu übermässigen Lohnforderungen und plötzlichen Arbeitseinstellungen geführt hat ... Es ist von vornherein klar, dass der erste, bei weitem schwerere Teil der Arbeit, das Umrühren der Masse, viel besser und billiger durch Maschinenkraft als durch Handarbeit bewältigt werden kann, und dass die einzige, freilich noch sehr schwierige Frage, diejenige der Konstruktion eines passenden Apparates ist." Solche Apparate, nämlich rotierende Sodaöfen, wur­den erst in der Phase der vollen Entwicklung des Kapitalismus, zuerst wieder in England um 1850 eingeführt. Ein wissenschaftlich zu lösendes Problem am Leblanc-Soda-Prozess wäre die Beseitigung des zweiten Nebenproduktes, des Kalziumsulfids gewesen, hl England schüttete man es zunächst auf Halden, wo es sich in exothermer Reaktion zu H^S und S0 2 zersetzte, üblen Gestank verbreitete und sich die Halden oft bis zur Rotglut erhitzten. Dieses Problem der Beseitigung des Kalziumsulfids ging man während der industriellen Revolution auch nur rein technisch an. Günstig gelegene Fabriken ver­senkten den lästigen Abfall ins Meer; andere versuchten, ihn als Schotter zum Strassen­bau, als Mittel gegen Kartoffel - und Traubenkrankheiten, gegen Hausschwamm ein­zusetzen. Erst in den sechziger Jahren wurden durch Schaffner und Mond und in den 80er Jahren durch Chance und Claus wissenschaftliche Untersuchungen über die Vor­gänge beim Verwittern des Kalziumsulfids angestellt und auf dieser Basis technisch rentable Verfahren zur chemiachen Beseitigung des Kalziumsulfids gefunden. Aber das war schon lange keine Zeit der industriellen Revolution mehr. 156

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