Technikatörténeti szemle 8. (1975-76)

A TECHNIKA FEJLŐDÉSÉNEK NÉHÁNY VONÁSA KÖZÉP-EURÓPÁBAN 1700–1848 KÖZÖTT CÍMŰ KONFERENCIÁN 1974. NOVEMBER 19/20. ELHANGZOTT ELŐADÁSOK - I. Strube: Über den Anteil der Chemie an der industriellen Revolution

IRENE STRUBE X ÜBER DEN ANTEIL DER CHEMIE AN DER INDUSTRIELLEN REVOLUTION Unter Industrieller Revolution soll hier jener Prozess verstanden werden, der in England im letzten Viertel des 18. Jhs. einsetzte und gegen Ende der 30-er Jahre seinen Abschluss fand, der in Frankreich etwas später und in Deutschland erst um 1830 begann und bis an das Ende der 50er Jahre führte. Es war jener Prozess, in dessen Verlauf der Einsatz von Arbeitsmaschinen und der verbesserten Wattschen Dampfmaschine die Handharbeit durch Maschinenarbeit ablöste, de Manufakturkapita­lismus sich in den Industriekapitalismus verwandelte, die grosse Industriebourgeoisie und Industrieproletariat entstanden. Die Gesellschaftswissenschaftler sind sich darüber einig, dass der Kernprozess der industriellen Revolution, die Ablösung der Handarbeit durch Maschinenarbeit sich zunächst und vorrangig auf dem Sektor der Leichtindustrie, im Textilwesen vollzogen hat; denn hier vor allem und zuerst wurde die Produktion intensiv durch die Einfüh­rung der neuen Spinn - und Webmaschinen, die bald durch Dampfmaschinen angetrie­ben wurden, sprunghaft vergrössert. Gerade im Zusammenhang mit dieser ersten Phase der industriellen Revolution, mit der intensiven wie extensiven Entwicklung der Textilindustrie muss man auch den Anteil der Chemie an der industriellen Revolution untersuchen; denn vorrangig im Zusammenhang mit der Textilindustrie entwickelten sich einige chemische Gewerbe sprunghaft weiter und wurde schliesslich zu jener Zeit die chemische Grundstoffin­dustrie begründet. Eine sprunghafte Vergrösserung der Textilproduktion, gelichgültig ob Leinen, Wolle oder in zunehmendem Masse Baumwolle mit Hilfe der neuen Spinnmaschinen und Webstühle verarbeitet wurde, führte zu einem sprunghaften Anwachsen von Roh­garnen und Rohgeweben, die nachbehandelt, vor allem gewaschen und gebleicht wer­den mussten. Genauso sprunghaft wie die Produktion in der neuen Textilindustrie stieg daher die Nachfrage nach chemischen Textilhilfsmitteln an: nach Waschmitteln, Absäuerungs- und Bleichmitteln. Den Chemiehistorikern ist bekannt, dass für den Wasch- und Bleichprozess bis in die achtziger Jahre des 18. Jhs. vorwiegend Natursoda oder Pottasche ver­wendet wurde, während man schon um 1750 gelernt hatte, die zum Absäuern bis dahin verwendete Buttermilch durch verd. Schwefelsäure zu ersetzen. Das Bleichen war bis in die achtziger Jahre nur mit hilfe der Naturkräfte Licht und Luft auf rie­sigen Rasenflächen durchgeführt worden. Die sprunghafte Entwicklung der Textilproduktion brachte also zu Beginn der Industriellen Revolution die Forderung nach einer Vervielfachung der Produktion von Soda, Schwefelsaure und Bleichmitteln mit sich. Wie wurden diese Forderungen der Textilfabrikanten von den chemischen Ge­werben erfüllt? Welchen Anteil hatte die chemische Wissenschaft an der Erfüllung x Karl Sudhoff Institut, 701 Leipzig 1 53

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