Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 10. (Budapest, 1967)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Héjjné Détári Angéla: A Metamorphoses témáinak barokk változatai az Esterházy kincstár elefánt agyarán

DIE BAROCKTHEMEN VARIAT IONEN OVIDS METAMORPHOSES AUF DEM ELEFANTENZAHN DES ES TER HÁZ Y-SCHATZES Die Abhandlung bildet einen Teil der Serie, welche die von den Kriegsbe­schädigungen wiederhergestellten Kunstgegenstände in der Schatzkammer der Familie Esterházy fortlaufend publiziert. Der mächtige Stosszahn eines Elefanten (Länge in der Sehne: 154 Centi­meter) ist auf seiner gesammten Oberfläche reliefartig geschnitzt. Die einander folgenden Szenen werden mit breitem Streifen durch eine Lorbeer Girlande von einander getrennt, sind schraubengangartig untergebracht und verlaufen in der Reihenfolge von der unteren Öffnung nach oben. Die in 33 Teile einglie­derbare Szenenreihe veranschaulicht von Ovids Metamorphoses betiteltem Dichtungszyklus etwa 27 Erzählungen und dürfte, wie anzunehmen ist, auf Grund einstiger Vorbilder von Radierungen zustande gekommen sein. Nach Vergleich des in Reimen verfassten Textes mit den Abbildungen konnte festge­stellt werden, dass folgende Erzählungen eingeschnitzt sind: Die Schöpfung, Das goldene Zeitalter, Der Kampf der Giganten, Die Sintflut, Deucalion und Pyrrha, Apollo und Python, Apollo und Daphne, Narcissus, Pyramus und Thisbe, Athamas und Ino, Perseus und Atlas, Perseus und Andromeda, Alpheus und Arethusa, Cephalus und Procris, Daedalus und Icarus, Pygmalion, Acis und Galathea, Polyphemus. Der erhobene Arm der letzten Figur der Schnit­zerei hält eine Rolle mit ,,B St" Monogramm. Laut unseren Feststellungen sind es die eingravierten Initialen des Verfertigers Bernhard Strauss, der ein Augs­burger Elfenbeinschnitzer war. Nach dem zeitgenössischem Biograph Sandrart war Strauss: ein guter Bildkünstler in Elfenbein, Edelgestein, Buxbäumen, Holz und Silber. Auf Grund der bekannten Werke des Meisters sind die charakteristischen Merkmale seiner Arbeiten feststellbar; grosses Format, die Betonung der Höhe, die Anfertigung aus einem Stück, sowie die Motive von Lorbeer Girlan­den, die Stöcke mit Lücken Einschnitzung, das Figurieren von Lanzen und die Verarbeitung der mythologischen Themen von Ovid. Eines der bedeutendsten Mitglieder, der unter anderem auch durch seine Bauten und Kunstsammlungen (Gemäldegalerie, Schatzkammer) berühmten ungarischen hochadligen Familie Esterházy, war der stets königstreue Pál Esterházy. Er wurde für sein öffentliches Wirken und für seine bei der Rückero­berung der von den Türken besetzten Festung Buda im Jahre 1686 bewiesenes Mitwirkung von Leopold I. im Jahre 1687 in den fürstlichen Rang erhoben. Zum Andenken an dieses denkwürdige Ereignis, welches im Leben der Familie eine wesentliche Veränderung bedeutete, liess der Fürst dieses mit den im Verlaufe des XVII. Jahrhunderts in allen Zweigen der Künste sehr in Mode befindlichen Themen von Ovids Metamorphoses verzierte, symbolische Bedeu­tung besitzende gewaltige Kunstwerk herstellen.

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