Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 9. (Budapest, 1966)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DECORATIFS - Héjj-Détári, Angéla: Der „Matthias Corvinus-Pokal" und Endres Dürer, der „Meister mit Rosette"

gehört. Derartige Pokale mit reich verziertem Deckel oder einem Paarstück, mit dem sie, wie mit einem Deckel überstülpt sind (Doppelpokale), sind auf deutschem Sprachgebiet als ,,Willkomm-Becher" bekannt. 2 Den besprochenen Pokal läßt die Jahrhunderte alte Tradition aus der berühmten und reichen Schatzkammer des Matthias Corvinus stammen, die aus den Beschreibungen von Antonio Bonfmi, 3 Hans Seybold 4 und anderer gleichartiger Chroniken bekannt ist. Für die Tatsache aber, daß unser Ge­genstand wirklich in der Schatzkammer des großen Mäzenen und Königs gewe­sen wäre, gibt es keinen Beweis. Der Prunkpokal wird zuerst im 17. Jh. erwähnt. Im teilweise ungarisch verfaßten Inventar, das nach dem Tode des Palatins Miklós Esterházy aufgenommen wurde (der lateinische Titel besagt, daß es ein „Inventar der Mobilia seiner Exzellenz, des weiland Fürsten Miklós Esterházy de Galánta, ungarischen Palatins" sei, „aufgenommen im Schatzhaus der Burg Fraknó, (Forchtenstein), am 2. und folgenden Tage des Monats No­vember im Jahre 1645") 5 findet man in der Beschreibung des Inhaltes der siebenten Kiste: „Kerekded öreg hólyagos ezüst aranyozott lábos Willkhomb Palack" (rundliche, große Willkomm-Flasche mit Blasen, aus Silber, vergoldet, mit Sockel). Zweifellos bezieht sich folgender Vermerk der (ungarisch verfaßten) Inven­taraufnahme der Esterhazy-Schätze in Fraknó, aufgenommen von Graf Miklós Pálffy am 6. 1. 1725, auf das hier besprochene Objekt, das als Posten „Kredenz 5, N° 1" folgendermaßen bezeichnet wird: ,,Egy eöreg ezüstös aranyos hólyagos hólyag kupa, melynek a födeliben belől Mattyás királynak neve magyar ország czémerivel be van írva" 6 (ein großer, alter, goldener, silberner Buckelpokal mit Blasen, in dessen Deckel der Name des Königs Matthias mit dem Wappen von Ungarn zusammen eingeschrieben ist). Zwischen den zwei Beschreibungen kann man eineinteressante Abweichung beobachten. Abgesehen von der ungenauen Definition, die aus der Verschieden­heit der Inventaraufnehmer herrührt, nach welcher das Stück einmal als Flasche, das anderemal als Pokal bezeichnet wird, muß es von Bedeutung sein, daß das Corvinus-Wappen mit Inschrift erst im späteren Inventar erscheint. Von dieser Zeit an wird das Objekt selbstverständlich mit der Person und der Schatzkammer des Renaissancekönigs in Verbindung gebracht. Der in Budapest aufbewahrte Matthias-Pokal ist ein in der europäischen Fachliteratur vermerktes und anerkanntes, hervorragendes Goldschmiedewerk. In den vergangenen Jahren wurde es etliche Male ausgestellt und von jedem 2 Willkomm Becher: ein Becher, der unter den Gästen — vornehmlich auf den Sitzungen der Zünfte — den Rundgang macht. Die ungarische Bezeichnung bilikom, die aber für eine andere Gefäßform angewandt wird, stammt wahrscheinlich aus diesem Namen. 3 Antonio Bonjini : Rerum Ungaricarum Decades. Übers, ins Ungarische von L. Geréb. Budapest, 1959. S. 336. 4 München, Staatsbibliothek, Codex Germanicus 331. S. ferner: Borsa Béla: Re­neszánszkori ünnepségek Budán (Renaissancezeitliche Festlichkeiten in Buda). Tanul­mányok Budapest múltjából (Studien aus der Vergangenheit Budapests), X. Budapest, 1943. S. 52. 5 OL. Kam Lt. (Ung. Landesarchiv, Kammerarchiv) NRA. Fase. 50. No. 4. 6 Dokumentationsabteilung des Inv. Nr. 236/957, S. 7. 1. Der sog. Matthias-Pokal aus der Esterházy-Sammlung

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