Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 8. (Budapest, 1965)
IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Molnár László: Reformkori hímzések és kézimunkák az Iparművészeti Múzeumban
STICKEREIEN UND HANDARBEITEN DER UNGARISCHEN REFORMZEIT IM MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE In Ungarn nehmen während der Reformzeit (1825—1848) diejenigen Handarbeiten unter den Gegenständen der Textükunst einen bedeutenden Platz ein, die in Beziehung einerseits zur Mode und Kleidungskultur, anderseits zur Wohnkultur stehen. In der Textilsammlung des Museums für Kunstgewerbe finden sich aus der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts in bedeutender Zahl gestickte Bildchen und Andenkenkarten, Nadelmalereien, Perlenstickereien, Damenportmonnais,Perlenhandtaschen, Säckchen, Visitkartenetuis, Kleingeldbörsen, Glockenzieher, Lavendelpölsterchen, Lesezeichen, Serviettenringe usw. Größtenteils sind dies einheimische Arbeiten, jedoch kann man sie dem Wiener Biedermeier angliedern. Vielfältigkeit, Reichtum der Farben und Formen zeugen von bürgerlichen Geschmack und von hohen Ansprüchen in Bezug auf die Textilien. Diese Handarbeiten gehörten in der Umgebung des Bürgers der Biedermeierzeit sozusagen mit den Möbeln, mit Gegenständen der Porzellan- und Goldschmiedekunst von höherer künstlerischem Qualität zusammen. Die verschiedenen Stickereien und Perlenarbeiten wurden meistens als Handarbeiten von Töchtern bürgerlicher Familien verfertigt, für eigenen Gebrauch oder als Geschenk. In den Jahren 1842, 1843, 1846 wurden ganze Kollektionen solcher Handarbeiten von Leiterinnen und Schülerinnen der Töchterschulen in den Kunstgewerbeausstellungen vorgeführt. Gestickte Bilder — Stilleben oder figurale Kompositionen — konnten auch, in vergoldeten, massiven Rahmen, die Rolle von Kunstwerken übernehmen, und tatsächlich wurden sie von den Bürgern des Zeitalters demgemäß behandelt. Die Arbeiten von Frauenhand sind zwar bedeutend für die Textilgeschichte dieser Zeit, doch weisen sie keinen entsprechenden künstlerischen Wert auf und werden daher von der wissenschaftlichen Forschung kaum beachtet.