Dobrovits Aladár szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 5. (Budapest, 1962)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Krisztinkovich, Béla: Unbekannte Messerschmied-Kunstwerke der ungarischen Ilabanen

ist, nahm aber keine Notiz von der Bedeutung der Alvinzer Anabaptisten in dieser Hinsicht. Die Silberbeschläge der fürstlichen Apafischen und der steirischen Eßbestecke stimmen auch im Datum der Verfertigung überein, also Ende des XVII. Jhs. Aber auch in anderen bedeutenden ausländischen Eßbesteck-Sammlungen wurden Habaner-Eßbestecke übersehen. Im Auktionskatalog der berühmten Sammlung A. Thewald, in Köln, ist ein Propfmesser erhalten und No . 1440, ein aus eisernen Messern und Gabeln bestehendes charakteristisches Besteck, die Hefte sind achteckig ausgebildet und mit Querringen auf kleine, mit Elfen­beinplatten belegte Felder geteilt. Die Beschriftung des Heftes : Leonhardus Isacks, Diener am Wort 1642. So hießen zu dieser Zeit die Vorsteher der Habaner-Gemeinden. Wenn wir also auch die Klingenmarke nicht beobachte­ten, die Habaner Herkunft des Besteckes ist sichergestellt. Der andere bedeutende Zweig der Habaner Kunstfertigkeit : die Hafnerei eilte auch uns zur Hilfe. Die Weißgeschirr-Erzeugnisse der Anabaptisten in Ungarn waren von jeher, schon im XVI. Jh. hochgeschätzt und verbreiteten den großen Ruf der vorzüglichen Habanerarbeiten. Wie wir in dem obigen Personennachweis sahen, haben wir im Zeiltalter Maria Theresias die Namen der Nagyié várder (Groß-Schützen) Habaner kennengelernt. Der bereits erwähnte zeitweilige Stillstand des Betriebes in Großschützen zwang die Habaner inzwischen in Szentjános (Sankt Johann) und Szobotist (Sabatisch) zu arbeiten. Richtig treffen wir bei einer Konskription der Sabatischer Be­völkerung Habaner Namen von Messerern an. 33 Die Familie Roth (Rudt) kam uns bekannt vor, da im Werke von G. Rath, ,,Das Kunstgewerbe" als ,,Zunftkrug" ein Habanerkrug mit folgender Beschriftung abgebildet war : Anderes Rudt 1670. Der Dekor enthält Handwerks-Embleme u. zw. eine naturalistisch gezeichnete Garnitur Messer, Löffel und Gabel. Die charak­teristische kurzstämmige Ausbildung der Hefte und der fremde Belag der­selben, ferner das typische Habaner-Ornament, bezeugen einwandfrei die Wiedertäuferherkunft. Auf Grund dessen war es leicht, die Stücke aus der Szakolcaer (Skalitz) Procopius Sammlung zu agnoszieren (Szakolca und Szobo­tist waren oberungarische Nachbarstädte). Die Beschläge sind mit Renaissance-Ranken und Arabesken verziert, die ziemlich konventionell und schematisch wirken und der Verzierung der gepreßten Ledereinbänder der Habaner-Codices gleichen. Ein charakteristisches Motiv ist das Strahlen­bündel, das von der Ornamentik der Geschirre übernommen, zur naiven stereotypen ,,Marke" der Habanererzeugnisse wird. Das Ende der Griffe, die s. g. „Haube" ist unverkennbar eigenartig geschnitzt. Den größten Wert bot aber nicht nur die reiche Verzierung der Bestecke, sondern das teuere Material, das zum Belag der Hefte verwendet wurde : Perlmutter, Elfenbein, Ebenholz etc. Ihre Beleibtheit verdanken die Habaner-Eßgeräte ihrer augen­fälligen Schönheit und für die praktische Verwendung waren sie, dank der hohen Qualität äußerst begehrt. Wie wir sahen, waren sie aber auch als Objekte der Brandschatzungen und Erpressungen bevorzugt. Wir müssen uns noch mit der kaum gelösten Frage beschäftigen, ob die Habaner sich mit Goldschmiedearbeit befaßten. Das sie Bronz- und Silber­beschläge verfertigten, geht aus der Beschreibung der Stücke in der Lamberg­schen Sammlung und den Vermerken des Haushaltes des Fürsten Apafi, 33 O. L. Ad. Lad. A. Fase. 15. Rel. 129.

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