Tanulmányok Budapest Múltjából 29. (2001)
A BUDAI KIRÁLYI VÁR ÉS A VÁRNEGYED MINT POLITIKAI, GAZDASÁGI ÉS KORMÁNYZATI KÖZPONT - Kugler, Georg: Vom mittelalterlichen Ritterorden zum modernen Verdienstorden 89-94
scher dieses Königreiches stand sie außerhalb des Römischen Reiches deutscher Nation. Die Wahl des Ordenspatrons, nämlich des Heiligen Königs von Ungarn, und die heraldische Gestaltung des Ordenszeichen sowie Schnitt und Farben des Ornates, weisen alle auf das Ungarische Königtum hin. Tatsächlich konnte sich die Kaiserin-Königin durch diese Ordensstiftung mit nationalem Charakter die höchst notwendige finanzielle und politische Unterstützung durch die Stände Ungarns erhoffen. Man befand sich nach dem Siebenjährigen Krieg in einer äußerst schwierigen Situation. Maßgeblich Schützenhilfe leistete Graf Ferenc Esterházy, der sich seit 1760 um die Stiftung eines zivilen Verdienstordens bemühte. Er war seit 1762 Ungarischer Hofkanzler, arbeitete als solcher die Statuten aus und wurde zum ersten Kanzler des Ordens ernannt. Er hatte die Aufgabe die geeigneten Persönlichkeiten vorzuschlagen und mit großen Taktgefühl den Grad der Auszeichnung zu bestimmen. Es war der Stephans-Orden zunächst der Wiener Hofgesellschaft ein Dom im Auge, vor allem dem Kaiser. Nach seinem Tod im Jahr nach der Stiftung, legte die Kaiserin die Großmeisterwürde nieder und trat sie an ihren Sohn Joseph II. ab. Das eindrucksvolle Portrait der Kaiserin im St. Stephansomat muß also von 1764-1765 stammen. Danach erfolgten die ersten Aufnahmen von Mitgliedern der Hofgesellschaft, durch Verleihung des Großkreuzes an den Reichsvizekanzler Fürsten Colloredo, an den Fürsten Joseph Wenzel von und zu Liechtenstein und den Fürsten Batthyány. Bald hatte sich der Widerstand gelegt, der Stephans-Orden wurde zur begehrten Auszeichnung nicht nur des Adels, sondern vorallem der hohen Beamten und der internationalen Handelsleute und Bankiers. Sie waren in der multinationalen Monarchie von großer Bedeutung, ob in Antwerpen, Mailand oder Wien. Dies bedeutet also, daß der Stephans-Orden von Anfang an nicht nur Persönlichkeiten ungarischer Nationalität zuerkannt wurde. Er war der erste und blieb bis zum Ende der Monarchie der höchste zivile Verdienstorden Österreich-Ungarns. Das Ordenszeichen ist mit dynastischen und patriotischen Motiven geschmückt. Es ist wiederum ein gleichschenkliges Kreuz, wellenförmig abgerundet, grün emailliert und goldgerändert. Es hängt an einer stilisierten Stephanskrone. Das Medaillon der Vorderseite zeigt auf einem Dreiberg das weiße Doppelkreuz, das aus einer Krone herausragt. Neben diesen Motiven des Königswappens stehen die Initialen der Stifterin M und T. Rundum ist die Devise „PUBLICUM MERITORUM PRAEMKJM" (Öffentliche Belohnung für Verdienste) zu lesen. Auf der Rückseite steht in einem Lorbeerkranz der Name des Ordens in abgekürzter Form STO.ST.RI.AP. (Sancto Stephano Regi Apostolico). Die Ordenskette, nämlich die Collane fur das Großkreuz, setzt sich aus Gliedern zusammen, die abwechselnd als ungarische Königskrone in stilisierter Form, als Monogramm SS für Sanctus Stephanus und als Monogramm MT für Maria Theresia gebildet sind. Die Collane wurde selbstverständlich nur zum Ornat getragen. Die Tragweise auf den Hofstaats-Uniformen, auf den militärischen und zivilen Uniformen oder auf dem Magnatenkleidern etc. war wie beim Miliar Maria Theresien-Orden geregelt: Großkreuz am Schulterband, dazu der Bruststern, das Kommandeurkreuz als Halsdekoration, das Ritterkreuz an einer Masche bzw. auf der Uniform am typischen Dreiecksband. Das Band ist rot mit zwei grünen Randstreifen. Der Ornat besteht aus einem Radmantel aus grünem Samt, der an den Rändern mit reicher Goldstickerei (Eichenlaubranken) verziert und mit Hermelinimitation gesäumt ist. Er ist mit roter Seide gefuttert. Kragen aus dem gleichen grünen Samt, gefuttert und verbrämt wie der Mantel. In der Mitte eine in Gold und Silber gestickte Imitation des Großskreuzes. Das Untergewand ist eine Schürze (Skapulier) aus karmesinrotem Samt, das als Rangabzeichen fur den Inhaber des Großkreuzes ganz von goldgestichten Eichenlaubranken bedeckt ist. Die Stickerei auf dem Skapulier der anderen Stufen ist entsprechend geringer. Kaipak aus dem gleichen Samt mit Goldstickerei (Eichenlaub) und breitem Besatz aus Hermelinimitation. Über der Stirn eine weiße Reiherfeder. Die dazugehörigen roten Seidenstrümpfe, grüne, goldgestickte Samtschuhe sind nicht erhalten, aber durch die Darstellung auf Gemälde bekannt. Bei der Stiftung wurden 20 Großkreuzornate, 30 Kommandeurkreuzornate und 50 Kleinkreuzornate angeschafft. 93