Tanulmányok Budapest Múltjából 28. (1999) – Urbanizáció a dualizmus korában: konferencia Budapest egyesítésének 125. évfordulója tiszteletére a Budapesti Történeti Múzeumban

A VÁROSI ÁTALAKULÁS KÉRDÉSEI ÉS SZÍNTEREI - Sármány Parsons Ilona: Die Rahmenbedingungen für die 'Moderne' in den ungarischen Provizstädten um die Jahrhundertwende = A modernizáció kezdetei a vidéki városokban a századforduló Magyarországán 131-151

regionale Bedeutung in der Zeit des Dualismus tatsächlich eingebüßt hatte. Diese negative Entwicklung rief selbstverständlich ein tiefes Unbehagen in den traditionellen Kulturzentren Siebenbürgens hervor und erzeugte eine äußerst kritische Haltung gegenüber der Hauptstadt. Als nach 1903, aber besonders nach 1907, die Politik der Regierung sich mehr und mehr gegen die moderne, als „kosmopolitisch und jüdisch" abgestempelte Budapester Großstadtkultur wendete, wurde den siebenbürgischen Städten wieder mehr Aufmerksamkeit und in einzelnen Fällen sogar finanzielle Unterstützung in der Kultursphäre zuteil. Doch war das ein verspäteter Anfang ohne Zukunft gewesen. 52 IV UNTERENTWICKLUNG, „NACHHOLKOMPLEX" UND KONSERVATIVISMUS Wie schon erwähnt, nahm Budapest um die Jahrhundertwende in der Größenordnung den ersten Rang unter den Städten Ungarns ein. Seine Einwohnerzahl (880 371) war schon größer als die Einwohnerzahl der zehn nächstgrößten Städte zusammen genommen. Die Wachstumsrate der Budapester Bevölkerung war auch die höchste in Ungarn. Kolozsvár (Klausenburg/Cluj-Napoca) war mit 60 808 Einwohnern im Jahr 1910 das traditionelle politische Zentrum Siebenbürgens und damit eines der wichtigsten regionalen Kulturzentren, doch bildete es nur das geistige Zentrum Nord-Siebenbürgens. Seine wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte mit den südlichen Teilen Siebenbürgens hingegen waren sehr locker. 53 Dies ist vor allem durch zwei Umstände zu erklären: die ethnische Struktur der Bevölkerung (im Süden waren die Sachsen und Rumänen in der Mehrzahl) sowie die ungünstigen Bahnverbindungen, durch die der Haupthandelsverkehr über Arad und Temesvár geführt wurde. 54 Kolozsvár war hauptsächlich administratives und geistiges Zentrum, eine wichtige Kulturstadt mit vielen namhaften Mittelschulen und ab 1872 mit der zweit­en Universität des Landes. In der offiziellen Kulturstatistik stand Kolozsvár an der zweiten Stelle, und sein Theaterleben, Verlagswesen usw. war dementsprechend hochentwickelt (85% der die höchsten Steuern zahlenden Bürger, der Virilisten, gehörten zur-Intelligenz). Trotzdem wurde die Stadt nicht zu einer zweiten Wiege der modernen ungarischen Kultur. Die geistige Atmosphäre war vom Konservativismus geprägt. 55 Auch wenn es keine modernen Untersuchungen über die spezi­fische lokale Kultur dieser Stadt um die Jahrhundertwende nach den punktuellen Quellen und Kenntnissen gibt, vermuten, daß das stark aristokratisch geprägte Gesellschaftsleben und das Klima an der Universität - wo ein liberal-konservativer Positivismus herrschte - dafür verantwortlich waren, daß es in Kolozsvár vor dem Weltkrieg zu keinem spürbaren Durchbruch der modernen Künste, der modernen Literatur kam. 56 Die Stärken der Universität lagen im Bereich Medizin und Naturwissenschaften; auch die reformierte Theologie war hier besonders wichtig. Zahlreiche Mittelschulen der verschiedenen Konfessionen pflegten ihre historischen Traditionen ungebrochen weiter. In der Presse war die konservative Unabhängigkeitspartei besonders stark präsent. Eine kämpferische politische Persönlichkeit, der begabte Publizist Miklós Bartha, übte heftige Kritik an den liberalen Politikern und an der Budapester Regierung und wurde der Initiator einer sich schnell ausbreitenden Bewegung, die für die regionale Selbstständigkeit Siebenbürgens und die Neubelebung der siebenbürgischen ungarischen Kultur arbeitete (EMKE). 57 Die konservative Haltung von Kolozsvár könnte man auch als Reaktion auf das Übergewicht der modernen, „kos­mopolitischen Kultur" Budapests interpretieren, aber auch als Antwort auf die Heraus forderung, die ab dem Ende der 90er Jahre von den immer flexibler und offener gewordenen, rivalisierenden - und vom wirtschaftlichen Aspekt wichtigeren, reicheren - Städten der Nachbarschaft, Nagyvárad, Arad und Temesvár ausging. Die zweitgrößte Stadt Ungarns, Szeged (118 328 Einwohner im Jahre 1910), war das einzige 141

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