Tanulmányok Budapest Múltjából 28. (1999) – Urbanizáció a dualizmus korában: konferencia Budapest egyesítésének 125. évfordulója tiszteletére a Budapesti Történeti Múzeumban
A VÁROSI ÁTALAKULÁS KÉRDÉSEI ÉS SZÍNTEREI - Sármány Parsons Ilona: Die Rahmenbedingungen für die 'Moderne' in den ungarischen Provizstädten um die Jahrhundertwende = A modernizáció kezdetei a vidéki városokban a századforduló Magyarországán 131-151
vorhandenen Institutionen - der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, der Nationalbibliothek und dem Nationalmuseum - mußte man die ganze Infrastruktur und das Institutionssystem der Hochkultur der Nation ausbauen. In der fieberhaften Aufbauarbeit, in der Ungarn nach 1867 begriffen war, versuchte der zentralistisch eingerichtete Staat das noch überwindbar erscheinende Problem des Landes zu lösen, nämlich die Rückständigkeit so schnell wie möglich aufzuheben und die Provinz am Rande Europas dem Zentrum näherzurücken. Eine zahlenmäßig relativ kleine intellektuelle Elite von Politikern versuchte zentralistisch zu handeln und die Modernisierung des Landes in allen gesellschaftlich-kulturellen Aspekten zu planen, einzuführen und zu organisieren. 1 Eine der ersten und im Hinblick auf das Prestige wichtigsten Aufgaben war der kulturelle Ausbau der Hauptstadt. Alle dynamischen Kräfte des Geisteslebens wurden nach Budapest gerufen, um die Aufbauarbeit des Zentrums zu organisieren. Viele staatliche Ämter wurden mit ihnen besetzt, und auch wenn manche von ihnen sich in der neuen, sich permanent in Bau und Expansion, im Prozeß der Großstadtwerdung befindenden Stadt Budapest nie richtig zu Hause fühlten, waren sie doch stolz darauf (z. B. János Arany, der damals größte lebende Dichter des Landes). In der „klassischen Gründerzeit", in den 1870er und 1880er Jahren, konzentrierte sich die gesamte Hochkultur in der Hauptstadt. Die zentralen Institutionen der Literatur, Musik und der Schönen Künste waren hier tätig. Der größte Auftraggeber für die Künstler war der zentralisierte Staat, der die monumentalen Aufgaben auch in der Architektur in Auftrag gab, organisierte und kontrollierte. Der Staat schuf alle wichtigen repräsentativen Rahmenbedingungen für die Kultur und konzentrierte diese in der Hauptstadt. Die „bürgerliche Gesellschaft" war bis in die späten 90er Jahre nicht einmal in Budapest stark genug, um ein bedeutendes, kaufkräftiges Privatmäzenatentum zu entwickeln und eine bürgerliche Unterhaltungskultur ins Leben zu rufen. 4 Mit enormen Anstrengungen wurde eine moderne Industrie- und Verwaltungsstadt errichtet, mit Monumentalbauten, die neben ihrer praktischen Funktion auch die künstlerische Aufgabe hatten, „fünfhundert Jahre Vergangenheit zurückzuzaubern". 5 Die vernichtenden Kriege der langen Türkenzeit hatten zur Folge, daß in der Mitte des Landes das mittelalterliche Kulturerbe beinahe restlos zerstört war - dadurch fehlten in der Hauptstadt Kulturdenkmäler aus Gotik und Renaissance. Auch die bescheidene barocke Bausubstanz war nicht repräsentativ genug, um den historischen Charakter der Stadt, ihre zweitausend Jahre alte Geschichte visuell demonstrieren zu können/' Für die Generation des Ausgleichs, die das Land und die Hauptstadt vor allem modernisieren, auf das höchste zeitgenössische Niveau heben wollte, war der Historismus in ästhetischer und theoretischer Hinsicht noch nicht problematisch. Man glaubte fest an den Fortschritt und an die Möglichkeit, verlorenes Kulturerbe früherer Zeiten modern, jedoch gemäß dem historischen Gebrauch der Stile ersetzen zu können. 7 Das größte Baufieber Ungarns tobte in der Hauptstadt. Das städtebauliche Grundkonzept für Budapest nahm Paris und Wien als Vorbilder, und es wurde nach den modernsten technischen Standards verwirklicht. Dieses Modell wurde dann in den sich rasch entwickelnden Mittelstädten wie Szeged, Arad, Temesvár und in den 90er Jahren auch in den meisten Komitatssitzen nachgeahmt. 8 Der dominierende Stil der Architektur des Historismus war in Ungarn die italisierende Neorenaissance. Erst um die Jahrhundertwende wurden auch Jugendstilgebäude, oft in der heimischen Variante, Lechner-Stil, das heißt im „ungarischen Stil", als Signale der Modernität und ungarischen Identität auch in den Provinzstädten erbaut. 9 Nach hundert Jahren ist es leicht, diese Illusion, die „fünfhundert Jahre Vergangenheit zurückzuzaubern", als falsch zu bewerten, aber die Leistung, Budapest innerhalb einer Generation zu einer Großstadt des späten neunzehnten Jahrhunderts zu machen, die sich in Ausdehnung, Konzeption und in ihrer damaligen Zeitgemäßheit an das Niveau Wiens anglich, ist noch immer die Basis, auf der die heutige Kultur der Stadt ruht. 10 132