Tanulmányok Budapest Múltjából 25. (1996)

TANULMÁNYOK - Sármány Parsons Ilona: Jüdische Kunstmäzenatentum in Budapest und die Rolle der Künstler im Aufbruch zur Moderne = A zsidó származású polgárság mecenaturája Budapesten a századelőn 249-268

(magyaros stílus) in der Architektur wurden in der Mehrzalh Ungarn mosaischen Glaubens, assi­milierte Bürger und sogar orthodoxe jüdische religiöse Gemeinden. Der aus der Romantik stammende Wunsch, einen Nationalsti^ in den bildenden Künsten mit einer eigenen Formensprache zu entwickeln, beschränkte sich im Zeit des Historismus auf einzelne Architekten (Frigyes Feszi) und hat wenig gesellschaftliches Echo gefunden. Sogar Anfang der neunziger Jahren war nur ein einziger bedeutender ungarischer Architekt, Ödön Lechner (1845-1914) davon besessen einen äuserst ungewöhnlichen - Nationalstil zu schaffen."' Lechner, ein impulsiver, stark anti-habsburgisch eingestellter, rastloser Experimentierer, ver­suchte ab Mitte der achtziger Jahren in jedem seiner Pläne neue Formlösungen zu finden, die sich vom üblichen Späthistorismus seiner Zeit gänzlich unterschieden. Seine Inspirationen hatten eklektischen Ursprung. Einige seiner Architekturformen stammten aus der Gotik, einige aus der maurischen, einige sogar aus der indischen Architektur. Seine Ornamentwelt basierte auf in seiner Zeit (1885) publizierter Sammlung József Huszkas, die von alten Bauemkunst aber auch von alten Strikereien und Goldschmiedewerken seine Motive schöpfte. Lechners künstlerische Auffassung einen Nationalstil par excellence zu schaffen, der zugleich „urnational" und modern sein sollte, war eine typische Manifestation der gespaltenen Kulturidentität der Ungarn an der Jahrhundertwende. Als Gegengewicht zur österreichischen Hälfte der Monarchie versuchten die ungarischen Künstler beim Ausarbeiten einer eigenen Kulturidentität die vermutlich aus dem Osten mitge­brachten exotischen „asiatischen Ureigenschaften", die mythischen, tiefsten Wurzeln des Ungamtums zur geltung zu bringen. Es wurde vermutet, daß die Bauem die treuen Bewahrer der „rkultur" der Nation Waren, und daher die Volkskunst die echte „reine Quelle" für der Nationalkunst sein sollte. Innerhalb der kul­turellen Elite des Landes wurden die Ideale der Modemé zwar nie verworfen, aber ein Spannungsfeld entstand zwischen der durch den wachsenden Nationalismus genährten Mythisierung der östlichen Herkunft und dem Wunsch, zu den modemen, entwickeltesten Nationen Europas zu gehören."*^ Die Ursachen dieser gespaltenen Kulturidentität sind vielfaltig, wir können nur auf einige Gründe hinweisen: 1. Innerhalb des Königreichs Ungam waren die seit tausend Jahren in kontinuirlicher staatli­cher Legitimität lebenden Ungam kaum in der Mehrheit. Der wachsende politische Druck seitens der für ihre Autonomie kämpfende Mindcrfieiten wuchs ständig und bedrohte das Land mit einem politischen Auseinanderfallen."' 2. Die negativen geseHschaftlichen Auswirkungen der Modernisierung des Landes, (die Industrialisierung die die Polarisierung zwischen arm und reich zur Folge hatte, die Auflösung alter Agrargemeinschaften, die Auswanderungswellen usw.) hatten gerade um die Jahrhundertwende die Kritik gegenüber der Modemisiemng und Urbanisierung verstärkt. Ähnlich wie in anderen europäischen Ländem reagierten die radikalen Intellektuellen auf diese Spannung mit einer Abwendung vom Positivismus, mit Zweifel am Fortschritt. In den späten achtziger und frühen neunziger Jahren verbreiteten sich europaweit die irrationalen Ideologien und im Interesse ein neues, „wahres" Weltbild schaffen zu wollen, wandten sich die Künstler an ältere, für ethisch rei­ner gehaltene archaische Kulturen. Die Neuentdeckung der Volkskunst in Osteuropa war ein Teil dieses Trends innerhalb der Moderne.** 3. Gerade das Millenniumsfest und seine mehrjährigen Vorbereitungen hatten sehr viele Forschungen (in Ungarn) zur kulturellen Vergangenheit, aber auch zum ethnographischen Erbe der Nation angekurbelt, die für verschiedene Stilexperimente als neue Inspirationsquelle dienten.*' Ödön Lechners erstes eigenwilliges, stark orientalisierendes Hauptwerk, das Kunstgewer­bemuseum in Budapest, wurde anlässlich des Millenniums gebaut. Es brachte Aufregung für die 260

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